Typisch Neuling(fehler) - Eine "Guppyplage"

Akebono

Mitglied
Hallo Gemeinde,

ich bin neu hier im Forum und habe mal eine typische Einsteigerfrage bzw. einen typischen Anfängerfehler gemacht. Nach über 10 Jahren bin ich im Januar dieses Jahres wieder in die Aquaristik eingestiegen, und zwar zunächst "nur" mit einem kleinen 54l-Einsteigerset, das aber inzwischen ordentlich gepimpt wurde mit besserer Beleuchtung, vernünftiger Filter usw. Das Becken wurde auch entsprechend eingefahren und ist auch recht gut bepflanzt, aber fragt mich bitte nicht den ganzen lateinischen Namen. Es ist ein sehr gut wachsender Wasserkelch drin (der auch immer wieder wöchentlich beim Wasserwechsel gestutzt werden muss), Wasserpest, ein "Valisneria-Schraubengewächs", noch 3, 4 andere Kleingewächse/Bodendecker sowie eine Mangrovenwurzel und 2 Deko-Artikel in Form von Verstecken/Röhren. Bodengrund ist feiner dunkelbrauner Kies (abgerundet) mit 2-4mm Körnung. Als Fischbesatz haben bzw. hatten wir anfangs:

10 Perhuhnbärblinge
6 Guppys (2m/4w)
3 Stahlhelmschnecken

Die Wasserwerte (auch aktuell) lauten, gemessen mit diesen Tetra-Teststreifen:

NO3 < 10
NO2 = 0
GH = 8-9°
KH = 10-12°
pH = 7,2
Cl2 = 0
Temp. = 25°C

Als Filter nutzen wir einen JBL CrystalProfi i80 Greenline, wobei ich den unteren Schwamm durch einen JBL ClearMec ersetzt habe. Funktioniert wirklich gut und das Wasser ist, trotz des "Überbesatzes", noch kristallklar, aber das heißt ja nicht unbedingt was.

Den Besatz hat meine Frau gekauft (das soll an dieser Stelle aber auf keinen Fall eine Schuldzuweisung sein), wobei ich ihr extra vorher gesagt hatte, dass sie bei den Guppys bitte nur Weibchen nehmen soll. Nun hat sie sich im Zoofachhandel aber doch die o. g. Kombi aufschwatzen lassen, na ja, c'est la vie. Ist kein Scheidungsgrund :D. Auch haben wir uns mit inzwischen im Internet nachgekauften Pflanzen etliche Blasenschnecken eingefangen, trotz m. E. gründlicher Reinigung der Pflanzen vor dem Einsetzen, aber dazu später mehr.

Jedenfalls ist es jetzt gekommen, wie es kommen musste. Der Guppy trägt ja nicht umsonst den Namen "Millionenfisch" - und so tummeln sich inzwischen auch (geschätzt) 30-40 Guppys aller Farben, Formen, Größen und Religionen im Becken, also viel zu viele. Wir haben uns deshalb vor 2 Wochen ein zweites 54er-Becken gekauft, eingerichtet, eingefahren, bepflanzt usw. und damit begonnen, die Guppy-Weiber von den Kerlen zu trennen, soweit man das bei den Jungfischen überhaupt schon erkennen kann und um dieser "Vermehrungsorgie" zumindest mittelfristig Herr zu werden.

Jetzt aber so langsam mal endlich zu meiner eigentlichen Frage. Wir wissen, dass eine absolut quasi 100%ige Trennung von Männlein und Weiblein wohl nicht (mehr) möglich sein wird. Daher überlegen wir, ob wir nicht ein paar "Fressfeinde" einsetzen sollen, was zumindest den Guppy-Nachwuchs betrifft. Ja, ich weiß, an dieser Frage und Methode scheiden sich die Geister, aber in der Natur ist es schließlich auch nicht anders, dass "Klein" von "Groß" gefressen wird. Das Leben nährt schließlich das Leben. Ich habe auch schon recherchiert, dass man die Fische einfach mal ein paar Tage nicht füttern sollte. Dann sterben die frisch geschlüpften Jungfische von selbst bzw. werden von den Altfischen vertilgt. Was aber ist dann mit den Perlhühnern, wenn die mal 2, 3 oder 4 Tage kein Futter bekommen?

Als Fressfeinde habe ich an ein Pärchen Zwergbuntbarsche (Apistogramma der Art YXZ) oder einen kleinen Schwarm von 5-6 Trauermantelsalmlern (Gymnocorymbus ternetzi) gedacht, die jeweils beide frisch "geschlüpfte" Guppys nicht verachten sollen, die ausgewachsenen Altfische aber in Ruhe lassen und selbst im ausgewachsenen Zustand nicht größer als max. 5-6cm werden. Wenn das so ist, dann wäre das der gewünschte Idealzustand. Was aber ist mit den "Hühnern"? Die sind ja nicht gerade groß. Gehen die da auch hinterher? Das wäre natürlich suboptimal. Auch möchte ich möglichst vermeiden, dass ich das eine Problem (Guppy-Sexorgien) durch ein anderes Problem (dann evt. Zwergbarsch- oder Salmler-Überpopulation) ersetze. Es sollte sich also auf Dauer ein natürliches Gleichgewicht einstellen, wobei das in so einem kleinen Becken natürlich keine leichte Aufgabe sein wird. Dessen bin ich mir bewusst.

Also: Was haltet Ihr davon oder habt Ihr vielleicht noch bessere Ideen? Und ich erwähne es nochmal: Ja, ich weiß, an diesem Thema/dieser Methode scheiden sich die Geister. Frage 5 Leute und du erhälst 10 verschiedene Meinungen - Nix für ungut.

Jetzt zu dem anderen Thema, der Blasenschneckenplage. Diese haben wir eigentlich "manuell" recht gut im Griff, indem halt alle 2, 3 Tage immer wieder so 10-20 Tiere abgefischt werden, sofern sie gerade an den Scheiben rumkriechen. Eine "Falle" mit einer Gurkenscheibe oder einem Stück Karotte haben wir auch schon versucht, aber irgendwie mögen die Schneckies das nicht. Mehr als 5-7 Tiere sitzen nach 15-20h nicht auf dem Köder. In diversen YT-Videos sieht das komischerweise gaaanz anders aus - Oder tränken diese Leute den Köder voher noch in einem guten Kentucky- oder Tennessee-Bourbon? Nein, nur ein Scherz. Da uns aber trotzdem noch ein paar Bodenbewohner fehlen, haben wir hier an den Einsatz von 2 oder 3 CPOs (w) gedacht, denn Versteckmöglichkeiten gibt's genug. Die sollen/werden zwar als Allesfresser auch nicht nur auf kleine Blasenschneckies stehen, aber wenn "Proteine" zur Verfügung stehen, dann soll das sehr gerne angenommen werden. Die Frage ist an dieser Stelle nur, ob die CPOs auch an unsere Napfschnecken rangehen? Die haben eine Größe von ca. 2cm, sind also noch nicht ganz ausgewachsen. Aber auch hier soll sich langfristig eine Art Gleichgewicht einstellen. Wir wollen auf keinen Fall alle Blasenschnecken loswerden, aber die Population soll sich in gewissen Grenzen halten.

So, jetzt habe ich Euch sicher erst einmal genug "bombadiert", was? Wenn Ihr noch Fragen an mich habt, noch was wissen wollt/müsst, dann raus damit.

Viele Grüße
Jürgen (Akebono)

P.S.: Das Avatar-Foto bin zwar nicht ich (das ist der echte Akebono), aber ich habe früher einmal tatsächlich semi-professionell Sumo betrieben und hatte zu "Spitzenzeiten" bei knapp 2m Körpergröße tatsächlich mal fast 180kg auf die Waage gebracht ;).
 

Z-Jörg

Mitglied
Moin,
gegen Fressfeinde wäre grundsätzlich nichts einzuwenden, aber erstens sollte man keine Fische einsetzen, die man nicht wirklich mag und es gibt auch nicht wirklich Funktionsfische, denn am Ende müssen doch wir das ganze regulieren.
In deinem Fall ist es eben so, dass Apistogramma nicht wirklich deutlich Jungfische fressen würden und für Trauermäntel ist dein/euer Becken einfach zu klein.
Das mit dem weniger fütter funktioniert aber wirklich, denn dann sind die Weibchen gar nicht so schnell in der Lage Jungfische zu produzieren.
Ausserdem würden deine Schneckenpopulation auch gleichzeitig schrumpfen.
Selbst die Perlhühner sollten dann auch frisch geschlüpfte Fische fressen.
Von Krebsen bin ich kein Fan, weil du immer damit rechnen musst, dass sie die Fische verletzen.
Diese Gefahr könnte man wiederum verringern wenn man kräftiger füttert...
 

Akebono

Mitglied
Hallo Jörg,

danke für Deine schnelle Antwort. Vielleicht habe ich mich ein wenig unglücklich ausgedrückt. Mir ist natürlich klar, dass es die Lösung schlechthin in Form einer "eierlegenden Wollmilchsau" nicht gibt und es stets auch immer eines Eingriffs des AQ-Betreibers bedarf. Aber dafür betreibt man dieses Hobby ja auch. In bin halt auf der Suche nach einem Kompromiss - Und ein Kompromiss ist bekanntlich erst dann perfekt, wenn keiner so richtig damit zufrieden ist. Übrigens finde ich so ein Pärchen Zwergschmetterlingsbuntbarsche sehr hübsch.

Mit den Krebsen, also den CPOs, da stimme ich Dir zu. Allerdings sind Krebse auch eher ausgeprägte Charaktertiere, zumindest nach meinen Recherchen. Wenn man Pech hat, erwischt man das eine oder andere Exemplar, das auch gerne anderen Bewohnern nachstellt. Andererseits kann aber auch das Gegenteil der Fall sein, also absolut friedlich.

Ich werde nochmal weiter recherchieren.

Grüßle
Jürgen
 

Moderlieschen

Moderator
Teammitglied
Hi Jürgen,

bei mir haben früher mal Dornaugen sehr effektiv die Vermehrung meiner Platys verhindert. Ich hab sie eigentlich selten gesehen, ausser wenn die Platydamen am Gebären waren (nennt man das so?:D).
Die würden auch in ein 54 er Becken passen und am Boden ist bei dir ja eh noch nichts los:cool:
Sind interessante und schöne Fische.
 

fischolli

R.I.P.
Moin,

herzlich willkommen hier. Statt Trauermänteln könntest du eine kleinere Art aus der Hyphessobricon-Familie nehmen, z.b. Roter vom Rio oder Funkensalmler. Apistogramma werden auch oft größer als 6 cm. Bei den Guppies werden die WEibchen auf Vorrat befruchtet, also kann selbst bei Trennung der Geschlechter weiterer Nachwuchs kommen.

Ich würde die möglichst komplett abgeben und mich nach einer hübschen Zuchtform der Endler-Guppys umsehen. Die vermehren sich längst nicht dso stark, passen auch gut in ein 54-Liter-Becken und sind sogar gut verkäuflich. Ich habe z.B. "El Tigre", wunderschöne kleine Flitzer und bin froh, wenn da ab und an mal ein Jungfisch kommt.

Gruß
 

Dreamtem

Mitglied
Hi Jürgen,

bei mir haben früher mal Dornaugen sehr effektiv die Vermehrung meiner Platys verhindert. Ich hab sie eigentlich selten gesehen, ausser wenn die Platydamen am Gebären waren (nennt man das so?:D).
Die würden auch in ein 54 er Becken passen und am Boden ist bei dir ja eh noch nichts los:cool:
Sind interessante und schöne Fische.

Meine Dornaugen sind auch interessant zu beobachten. An den Platynachwuchs gingen sie aber nicht. Ich hab jetzt die großen Platys abgegeben...

Gruß Martin
 

Akebono

Mitglied
So, ich melde mich mal wieder. Das "Problem" scheint zumindest weitgehend gelöst. Habe heute 2 (bzw. 1 Pärchen) Kakadu-Zwergbuntbarsche (Apistogramma cactuoides) und 2 CPO-Weiber (Cambarellus patzcuarensis) eingesetzt. Alle Neulinge scheinen sich nach wenigen Stunden gut eingelebt zu haben und mit ihrer "Arbeit" begonnen: Die Kakadus (zumindest in erster Linie das Männchen bis jetzt) haben sich über den zahlreichen Guppynachwuchs gefreut und die CPOs über die vielen Blasenschnecken. Auch die Pflanzen- und Röhrenverstecke wurden gut angenommen. Die scheinen wohl alle ordentlich Kohldampf gehabt zu haben. Mal schaun, wie sich das in den nächsten Tagen und Wochen weiter entwickelt. Und ja, ich weiß, das ist keine "Endlösung" und wird auch weiterhin manuelle Kontrolleingriffe benötigen, aber zumindest ist ein gewisser Anfang erfolgreich verlaufen. Auch lassen die (noch kleinen) Kakadus die ebenfalls (noch) recht kleinen CPOs in Ruhe. Auch konnte ich in den bisher wenigen Stunden nicht beobachten, dass die CPOs den anderen Bewohnern nachstellen, sie kneifen o. ä. Na ja, kommt Zeit, kommt Rat (und auch Erfahrung).

Auf jeden Fall an dieser Stelle einen ganz, ganz herzlichen Dank an Euch alle für die Tipps und Ratschläge. Sollte ich in nächster Zeit mit dem jetzt neuen Besatz Probleme bekommen, dann werde ich diesen Fred wieder aktivieren.

Grüßle
Jürgen
 

Alessia2310

Mitglied
Hey, Ich finde es gut das dir bewusst ist das du mit den CPO's und den Kakadus zwar Probleme "gelöst" hast aber in Zukunft weitere auftreten können. Dein Handeln finde ich bis jetzt sehr gut und vorallem so Artgerecht/Tiergerecht wie möglich. Schließlich gibt es ja viele die das einfach ignorieren (Also schon das Guppy Problem). Wie sieht es den aktuell bei dir aus? Das ist ja schon eine Weile her :)
 
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