Mein Algentagebuch oder - Wie schmeckt die eigene Medizin?

[black-avenger]

Aloahe die werte Forengemeinde,

nachdem ich im Pflanzen und Algenbereich ja gut unterwegs bin und manchen durch etwas längere Beiträge in Threads von Hilfesuchenden bekannt bin, wird es nun Zeit die Sachen die ich Vorschlage selbst etwas zu beleuchten und näher auszuprobieren.

Aufgrund tiefgreifender Veränderungen in Besatz und Begrünung im Aquarium hat sich mein 13 Jahre, ausschließlich von Kieselalgen dominierter Pott nun gewandelt. Es ist ein pflanzenfreundlicherer Besatz eingezogen und damit wird/wurde die Sache mit den Algen etwas komplexer

Nun denn, zu den Algen. Die Kieselalgen haben nach Einsetzen der neuen Pflanzen zunächst diese Befallen, haben aber nach kurzer Zeit die Pflanzen nicht weiter überzogen sondern haben sich Stück für Stück nur noch auf die Aquarienscheiben beschränkt.

Hier der Ausgangszustand nach Bepflanzung. Kränkelnde Vallisnerien, ein Bund Cabomba, zur rechten Rotala Rotundifolia und links noch eine Anubias. Der im Bild zu sehende fischige Kollege schwimmt mittlerweile in einem Teich, falls danach jemand fragen hätte wollen

Nun ein aktuelles Bild.



Wie man sieht hat sich doch schon 'etwas' getan. Es wurde Hornkraut eingesetzt. Die Rotalas zur Rechten wurden etwas umgepflanzt und sind gewachsen, die Cabombas sind aufgrund Rückschnitt mit anschließender Wuchsstagnation kaum noch zu sehen.

Zu den Algen im Detail:

Es sind soweit ich das überblicke folgende Algen im Becken.

Fadenalgen



Rotalgen (Überwiegend Pinselalgen)



Kieselalgen
Keine Bilder, aber etwas an den Scheiben + auf der Anubias s.o.

Dazu hat sich in der letzten Woche bei den Rotalas ein Krüppelwuchs eingestellt:


Soweit zu meinem Becken damit ihr wisst was sich an Algen derzeit alles darin tummelt.

Der Besatz (derzeit):
15 Neonsalmler
4 Amanos

In einigen wenigen Tagen treffen wietere 6 Amanos und 20 Sakura Garnelen ein.

Düngung:
7ml Tropica Pflanzennahrung nach wöchtenlichem TWW von 50%

Die bisherige Vermutung:
Durch den relativ schwachen Besatz fehlt es primär an Makronährstoffen. Ich denke hierbei in erster Linie an Nitrat. Der Krüppelwuchs könnte auf Phosphatmangel schließen lassen. Da ich bislang keine Anzeichen offensichtlichen Anzeichen von Kaliummangel sehe behaupte ich leise, dass dieser Nährstoff ausreichend vorhanden sein könnte.

Die Wasserwerte:
Vorhandene Werte:
GH 18,3
KH 13,5
NO2 0
CO2 ~18 mg/l

Geschätzte Werte:
NO3 3-5 mg/l
PO4 ~0 mg/l
Fe ~0,05 mg/l

Inwieweit sich meine Einschätzungen zu Nitrat und Phosphat mit den Realwerten decken werde ich kommenden Freitag sehen, ab da bin ich in der Lage mir die Wasserwerte mal genauer anzusehen.

Die geplanten Maßnahmen:
Insoweit sich mein Verdacht des Mangels o.g. Nährstoffe bestätigt wird per Aqua Rebell Makro Basic NPK Dünger entsprechend aufgedüngt. Der Eisengehalt wird genau bestimmt und die Düngermenge des Tropica angepasst. Möglicherweise erfolgt hier aber mit der Zeit ein Umstieg auf alleinigen Eisendünger. Erklärung hierfür folgt wenn ich mich zu diesem Schritt entscheide.
Möglicherweise werden die Cabombas durch Limnophila sessiliflora ersetzt sofern sich diese nicht wieder zum Wachsen bewegen lassen.

Ich bin gespannt wie gut & schnell sich dieser hübsche 100 Liter Pott mit seinen 30W Beleuchtung (+Reflektoren) wieder hinbiegen lässt.

Da ich letztlich nichts anderes tun werde als das, was ich in anderen Threads auch empfehle möchte ich euch an meiner eigenen Entwicklung teilhaben lassen und werte das als 'Selbstversuch' meiner Empfehlungen.

Weiter gehts am Freitag.

Grüße
Thomas

 

[black-avenger]

Überraschenderweise hat sich einer meiner Jacques heute auch mal ohne Dunkelheit im Freiwasser blicken lassen. Nach 3 Wochen hab ich gestern 3 / 4 Tieren auch zum ersten Mal kurz bevor das Licht aus ging im Freiwasser und nicht im Stein versteckt gesehen.

Der mutige Kollege der jetzt gerade unterwegs ist entpuppt sich als wahrer Rasenmäher. Wenn der so weiter macht gibts bald nichts mehr zum berichten über mein Algenproblem :lol:

Er hat sich seit 1-2 Stunden auf einem Blatt der Anubias niedergelassen und erntet dieses ab. So 'sauber' hab ich das Blatt seit Kauf nicht mehr gesehen.



Ich bin gespannt was passiert wenn in den kommenden Tagen die restlichen 6 Amanos und 20 Sakuras kommen. Fadenalgen wirds bis dahin genug geben, da ich die des Selbstversuches wegen soweit es vermeidbar ist nicht absammeln werde.

Daher - Daumen hoch für den Amanorasenmäher. Übertrifft meine, nicht allzu hoch gesteckten, Erwartungen um ein Vielfaches.

Grüße
Thomas

 

[Schneckenfreund]

Hallo Thomas,
Spitze, tolle Idee "deinen Selbstversuch" so für die Nachwelt nutzbringend zu dokumentieren. :thumright:
Bin gespannt wies weiter geht.
l.G.
H-D

 

[black-avenger]

So,

Freitag war zwar gestern aber ich mache trotzdem mal weiter.
Tropfentest ist inzwischen da.

NO3 = 0
Entweder spinnt der Test, oder es ist wirklich nichts drin. Ich hätte zumindest eine minimalste Verfärbung erwartet.
Naja, nichts desto trotz hat der Garnelenbesatz in vielerlei Hinsicht auf die Sprünge geholfen. Meine Vermutung läuft in die Richtung, dass durch die 26 neuen Garnelen doch einiges mehr an Nitrat ins Becken eingebracht wurde was den Pflanzen sichtlich gut getan hat. Von Mittwoch auf heute haben vor allem die Rotalas in einem beängstigenden Maß zugelegt. So viel wie seit Mittwoch bis heute haben sie seit dem Einsetzen nichtmal binnen einer kompletten Woche zugelegt.
Auch das Hornkraut hat gewuchert, ich musste heute die Hälfte rauswerfen damit die restlichen Pflanzen überhaupt noch Licht kriegen. Einzig meine Cabombas lassen sich nach wie vor nicht zum Wachsen bewegen. Da durfte ich erst heute wieder 3 gläserne, kaputte Stengel rauszupfen. Werden auf Dauer wohl doch ersetzt werden müssen
Wenn die Rotalas so weiter machen ist das aber kein Problem, dann kommt ein Rotala Wald hinten hin. Die Vallisnerien haben auch einen deutlich Satz gelassen, v.a. die Ableger die seit Wochen am stagnieren waren.

Anbei ein Bild der Vallisneria welche im Startbeitrag so massiv mit Fadenalgen befallen war.


Man sieht - der lange Algenschweif ist weg. Wird wohl von den Garnelen abgegrast worden sein. Allerdings kann ich auch an anderen Stellen des Beckens keinen nennenswerten Neuzuwachs an Fadenalgen bemerken. Im Hornkraut finden sich auch keine nennenswert längeren Algenfäden mehr, im feinen Gefieder des Hornkrauts stagniert der Fadenalgenwuchs ebenso. Von einem wirklichen Rückgang möchte ich aber nicht sprechen - das wird dauern :wink:

Die fleißigen Garnelen fordern aber auch ihr Opfer. Im Aquarium sieht es seit deren Einzug aus wie im Saustall. So ein Dreckaufkommen hatte ich seit Jahren nicht mehr.


Die Kieselalgen haben sich seit Dienstag an den Scheiben massiv zurückgezogen, die Anubias wurde auch nicht wieder eingenommen seitdem der Amanorasenmäher dort vor einigen Tagen zu besuch war.
Die Pinselalgen am Stein haben sich nicht weiter ausgebreitet, am Filterkasten hingegen sind sie nochmal etwas in die Länge gewachsen.

Anbei wieder ein kurzes Übersichtsbild. Die Rotala Rotundifolia zur Rechten wurde eingekürzt, die Kopfstecklinge wurden überwiegend links hinten eingepflanzt da dort auf Dauer der Standort der Rotalas sein soll.


PO4 Messung folgt, ich hatte gerade nur nicht wirklich Lust und Zeit nochmal mit der Chemie rumzuspielen. Da sich kein neuer Krüppelwuchs gezeigt hat gehe ich auch erstmal davon aus, dass der PO4 Gehalt derzeit passt. Fe Mangel sehe ich auch nicht, aber auch hier wird die Messung noch folgen.


Wer die Guppen entdeckt hat... Der, der sie nicht auch schon hatte werfe bitte den ersten Stein :mrgreen:
War eine Kompromisslösung um die Damen des Hauses glücklich zu stimmen. Die hübschen Keilflecken hätten mir gelangt, aber es musste ja noch was kotzbuntes für diejenigen, die das Becken unter der Woche anschauen sein.

Gegrüßt sollt ihr alle sein, sobald es was neues gibt erfahrt ihr es

Grüße
Thomas

 

[black-avenger]

Heute mal fix ohne Bilder. Zur weiteren Messung bin ich am Wochenende nicht gekommen, jetzt auch nur ein flotter Beitrag neben der Arbeit.

Die Fadenalgen sind nahezu nicht mehr erkennbar. Das feinfiedrige Hornkraut hat fast keine erkennbaren Ansätze mehr. Mit dem Befund aus Beitrag 1 ist das nichtmal mehr ansatzweise zu vergleichen.
Auch die Vallisnerien machen Fortschritte. Zum einen entwickeln die zu meinem Erstaunen plötzlich ein sichtliches Längenwachstum, zum anderen finden sich nur noch auf einigen wenigen Blättern sichtbare Fadenalgen.
Die Blätter die zu Beginn der Dokumentation nur leicht angefusselt waren sind inzwischen nahezu fusselfrei. Die Vallisnerie mit dem 'massiven' Befall ist inzwischen nur noch mit Grünalgen befusselt. ich schaue mal ob ich ein Bild nachreichen kann.
Die Rotalas wachsen weiterhin sehr gut. Am Samstag morgen hab ich die Geschnitten, unter den Schnittstellen haben sich an einigen Pflanzen bereits je 2 neue Triebe ausgebildet die seit Samstag schon 2cm ab Austritt aus der 'Mutterpflanze' gewachsen sind. Bin absolut begeistert. Die neuen Bewohner müssen wirklich einen anständigen Eintrag ins Wasser durch ihre Stoffwechselprodukte bringen :thumleft:

Die Rotalgen scheinen mir weitestgehend unverändert. Wenn überhaupt kann ich nur einen minimalsten Rückgang der Rotalgen am Filterkasten entdecken. Da die Pflanzen zwischenzeitlich alle wachsen sind diese auch frei von Pinselalgen. Die Cabombas waren da ja leider ordentlich befallen. Nichts desto trotz werden es immer weniger von ihnen. Die Stängel werden glasig und dann von den Garnelen durchgezwickt bzw durchgefressen.
Die Kieselalgen lassen zwischenzeitlich die Pflanzen fast komplett in Ruhe. Einzig auf der Anubias finden sich immer wieder neue Kieselalgen. Allerdings kann ich nicht von schwerem Befall sprechen. War schonmal deutlich schlimmer
Die Scheiben des Aquariums werden auch kaum noch von Faden oder Kieselalgen befallen.

Bin somit alles in allem mit der Entwicklung des Grün sehr, sehr zufrieden.
Allerdings schiele ich schon jetzt auf die Tage wenn die Bepflanzung mehr wird. Aktuell ist es ja noch relativ 'wenig'. Für mich gilt das Auftreten von Fadenalgen ab sofort als Indikator für Nitratmangel. Die nächste Messung erfolgt am Freitag vor dem Wasserwechsel.

Bis dahin.

Grüße
Thomas

 

[black-avenger]

Und hier bin ich wieder für einen weiteren Zwischenbericht.

Die Kiste nähert sich mit erschreckender Geschwindigkeit einem Grad der Algenfreiheit, den ich so in der Form bislang für kaum möglich gehalten habe.

Zuerst zu den Pflanzen - es wächst weiterhin alles 'relativ' zufriedenstellend. Die Hälfte der Cabomas hat sich gefangen und wieder dazu entschlossen zu wachsen. Die andere Hälfte vegetiert vor sich hin. Ich gehe davon aus, dass es ihnen auf Dauer wohl doch zu wenig Licht im Becken war. Die Rotalas wachsen auch weiterhin relativ zufriedenstellend, wobei ich an denen zwischenzeitlich einen Kaliummangel zu erkennen glaube. Sobald ich nächste oder übernächste Woche wieder etwas Zeit habe werd ich mir Kaliumdünger anrühren und mal sehen ob das was verändert. Die Anubias wächst auch hervorragend und das Hornkraut schiebt eh wie blöd.

Zu den Algen. 98% der Vallisnerien sind fadenalgenfrei. Es sind bis auf einige Ausnahmen noch nichteinmal mehr Algenfussel an den Vallis zu erkennen. Auch im feinfiedrigen Hornkraut welches vorher mit Fadenalgen durchsetzt war finde ich so gut wie nichts mehr. Nichtmal mehr Fussel. Auf meinem Stein, der in einem anderen Forum netterweise als "sieht aus wie ein Scheißhaufen, was ist das?" beschrieben wurde bekommt auch mit einem Affenzahn seine ursprünglich helle Farbe zurück. Momentan ist er an einigen Stellen wieder komplett Algenfrei, an weiteren 60% des Steins zersetzen sich die Algen sichtbar, ein weißer Belag ist Zeichen hierfür. Der Rest ist noch mit Pinselalgen überzogen die jedoch auch so schnell sie können vom Schlachtfeld entfliehen. Von den einst 1.5-2 cm langen Pinselalgenbüscheln auf dem Stein ist noch ein Flaum von 2mm übrig. Die flächige Ausbreitung hat jedoch auch schon stark abgenommen. am Filterkasten sind die Pinselalgen bereits komplett verschwunden.

Was bleibt sind noch einige Kieselalgen an den Scheiben. Diese nehmen in der Fläche jedoch auch von Woche zu Woche sichtlich ab.
Die vergangene Woche lief die Kiste fast völlig CO2 frei. Der Bio CO2 Ansatz hatte mal wieder die Grätsche gemacht und die komplette Woche über nur rund 3 Blasen / Minute produziert. Heute gabs 'nen neuen Ansatz, damit sollte die Versorgung der Pflanzen wieder sichergestellt sein.
Spanned ist nun sicherlich, ob der Rückgang der Algen mit CO2 genauso schnell vorangeht wie in der letzten Woche. Wobei ich nicht glaube, dass die Algen mit CO2 jetzt wieder zurückkehren.

Für Bilder hab ich leider keine Zeit, werden aber irgendwann kommende Woche nachgereicht.

Grüße
Thomas

 

[elchi07]

Hallo Thomas,

ich habe die Diskussionsbeiträge abgetrennt. Die Diskussion befindet sich unter:
pflanzen-algen-f4/diskussion-zum-algentagebuch-t106700.html

Hier geht es dann weiter mit dem Tagebuch.

Viele Grüße
Roman

 

[black-avenger]

Ich danke dir herzlich

Zu berichten gibt es heute nicht allzu viel - nur dass von gestern auf heute am Stein auch die letzten flächigen Rotalgenfelder weiß durchsetzt sind und sich auslösen. Dichter Rotalgenbefall am Stein ist vllt noch auf einer Gesamtfläche von einem 2-Euro-Stück vorhanden. Ausgangsbasis war etwa die Fläche von zwei 50-Euro-Scheinen :lol:

Grüße
Thomas

 

[black-avenger]

So, hier dann mal wieder bebilderte Neuerungen. Im Becken befinden sich derzeit außer den eigentlichen Wasserpflanzen nur noch Bart & Pinselalgen. Grünalgen haften noch einige wenige in Form der grünen Punktalge an der Scheibe an, mehr aber auch nicht. Kieselalgenbeläge finden sich an den Scheiben eigentlich auch nur noch sporadisch.

Die Bartalgen sitzen auf einigen Blättern der Vallisnerien, auf der Anubias und auf ziemlich kaputten Teilen des Hornkrauts. Da ich mein Becken über 4 Wochen zum Wucherbecken rangezogen hab kam zuletzt unten etwas sehr wenig Licht an, was dem Hornkraut nicht so sehr gefallen hat :lol:



So sah das Becken gesamt nach 4 Wochen ohne Eingriffe aus:


Nachdem einmal großzügig die Heckenschere ins Wasser geworfen wurde (nicht nachmachen liebe Kinder ) dann so:




Bin soweit ganz zufrieden, die Algen werden nicht mehr, eher weniger.
Die Anubias mit ihren Rotalgen kriegt seit gestern eine Easy Carbo Behandlung. 2x die Woche die normale Beckendosis konzentriert mittels einer Spritze an befallene Teile. Mal sehen ob das Zeug irgendwie was bringt.

Grüße
Thomas