Welchen Einfluss hat Daphnia auf die Wasserchemie?

Hallo,

Daphnia Magna ist der Große Wasserfloh. Ich habe eine Frage (und mich deshalb hier angemeldet).
Ich finde wissenschaftiche Texte über die Auswirkung von Wasserchemie auf Daphnien, nirgends aber Auswirkungen von Daphnien auf die Wasserchemie. Scheinbar werden diese Lebewesen gerne für Untersuchungen zur Wasserchemie herangezogen.
Ich habe in meinem Gartenteich Daphnia magna ausgesetzt. Die Population hat stark zugenommen. Der Teich ist schwer belastet durch organisches Material (Blätter...). Ich denke, die Wasserqualität kann nur zunehmen, aber ist das wirklich so?
Schließlich verbrauchen sie Sauerstoff und fressen Algen (die Sauerstoff produzieren).
Für klares Wasser sorgen sie auf jeden Fall!

Meine Frage an Euch: Wie wirkt sich eine hohe Populationsdichte von Daphnia magna auf die Wasserqualität aus?

Danke,
Matthias
 


Hi,

Wie wirkt sich eine hohe Populationsdichte von Daphnia magna auf die Wasserqualität aus?
"Schwebealgenvernichtend und anregend auf das Systam Aq"
Nicht negativ.

Ich finde wissenschaftiche Texte über die Auswirkung von Wasserchemie auf Daphnien, nirgends aber Auswirkungen von Daphnien auf die Wasserchemie. Scheinbar werden diese Lebewesen gerne für Untersuchungen zur Wasserchemie herangezogen.
Ja weil sie das Wasser filtern und empfindlich auf Gifte im Wasser reagieren.

LG Chris
 
Hi,
was haben Schwebealgen mit "schlechter" Wasserqualität zu tun?
Ich versteh die Frage auch nicht.
 
Hallo und danke für Eure Antworten.

Vielleicht kann ich meine Frage am besten mit einem konkreten Beispiel zu beschreiben.
Wenn man Wasserflöhe in einem veralgten Teich aussetzt, vermehren sie sich rasant und fressen viele der Mikroorganismen auf. Außerdem belasten sie das Wasser durch ihre Stoffwechselprodukte. Dadurch verändert sich m.E. die ganze Biochemie eines Systems.

Angenommen, es sind keine Fische im Teich, dann haben Daphnien, begünstigt durch ihre annähernd exponentielle Vermehrungsrate, kaum Feinde. Zudem können Daphnien ein dem menschlichen Hämoglobin ähnliches Molekül produzieren, das ihnen erlaubt, selbst unter niedrigsten Sauerstoffkonzentrationen zu überleben. Meine Überlegung bzw. Befürchtung ist, dass sie solange den Sauerstoff aufbrauchen und das Wasser belasten, bis der Teich nur noch ein toter Tümpel ist. Oder sie verdrängen andere Tiere (Insektenlarven, Kaulquappen) durch bessere Nahrungsverwertung.

Die explosionsartige Vermehrung könnte natürlich auch bedeuten, dass der Teich sowie so schon hinüber war, vor den Wasserflöhen. Ich bin mir nicht sicher, ob Daphnien gut oder schlecht für einen Teich sind. Eines ist klar: Tropische Wasserflöhe darf man nicht in Naturgewässern aussetzen, auch wenn sie im Winter eingehen.

Am besten wäre natürlich ein Versuchsaufbau, wo im Labor vorher-nachher Werte gemessen wurden: Wie verändert sich der PH-/Nitrat-/Nitrit-/CO2-/O2-Wert und die Wasserhärte durch Daphnien, die Algen/Bakterien/Hefe fressen?
Wahrscheinlich wäre eine Frage zu Stoffwechselprodukten von Daphnien besser gewesen.

LG, Matthias
 

Thrain

Mitglied
Hi,
Das geht aber ganz schön an der Realität vorbei :mrgreen:
Befürchtung ist, dass sie solange den Sauerstoff aufbrauchen und das Wasser belasten, bis der Teich nur noch ein toter Tümpel ist
Halte ich für unmöglich - wenn ein Teich umkippt, dann weil die Algen (/restlichen Pflanzen) nachts mehr Sauertstoff in der lichtunabhängigen Reaktion verbrauchen, als sie tagsüber in der Lichtreaktion gebildet haben. Dadurch kommt es zum Sauerstoffmangel, sie sterben ab und können als tote Pflanzen kein neues O2 bilden.
Tiere verbrauchen zwar auch Sauerstoff und tragen auch in der Nacht zur Sauerstoffknappheit bei, aber ausschlaggebend sind Algen en masse.
Die explosionsartige Vermehrung könnte natürlich auch bedeuten, dass der Teich sowie so schon hinüber war, vor den Wasserflöhen
Dann hätten sie sich wohl kaum "explosionsartig" vermehrt. In umgekippten Teichen lebt nix - wenig.
Dadurch verändert sich m.E. die ganze Biochemie eines Systems
Hm. Ich weiß nicht recht, was ich von diesem Satz halten soll - allerdings verändern Daphnien auch nicht mehr als anderes Zooplankton mit Hunger + Ausscheidungen :mrgreen:
Oder sie verdrängen andere Tiere (Insektenlarven, Kaulquappen) durch bessere Nahrungsverwertung.
Das ist praktisch unmöglich. Kleinere Lebewesen punkten eher in Sachen Vermehrung als in Nahrungsverwertung, so haben sie z.B. nur sehr begrenzte Speichermöglichkeiten für Überschüsse.
Die meisten Insektenlarven sind carnivor und fressen wohl eher Daphnien - werden also sicher nicht durch sie verdrängt, die freuen sich eher :mrgreen:
Kaulquappen sehe ich aufgrund ihrer Fähigkeit festwachsende Algen zu fressen auch nicht in Gefahr :wink:
Am besten wäre natürlich ein Versuchsaufbau, wo im Labor vorher-nachher Werte gemessen wurden: Wie verändert sich der PH-/Nitrat-/Nitrit-/CO2-/O2-Wert und die Wasserhärte durch Daphnien, die Algen/Bakterien/Hefe fressen?
Wie gesagt, jedes andere Zooplankton würde ähnlich gut/ schlimm sein. Pantoffeltierchen z.B.
Was soll eine Messung des pH-Wertes bringen? O2 und CO2 sagen auch wenig über das Gewässer aus, da sie sehr temperaturabhängig sind. Im Sommer gibts weniger O2 - sind Sommergewässer schlechter?

Wenn etwas dem laufenden Teich gefährlich wird, dann abfallendes Laub, dass u.U. am Boden noch das Faulen anfängt und weiter oben die Algen - Daphnien sind völlig wurscht, sie alleine Sorgen auch sicher nicht (!) für klares Wasser.
MfG Thrain
 
Hallo Thrain,

vielen Dank für Deine ausführliche und informative Antwort. Jetzt mache ich mir weniger Sorgen. Momentan vermehren sich die Daphnien auch nicht so extrem, weil es ihnen wahrscheinlich ein bisschen zu kalt ist.
Kaulquappen sehe ich aufgrund ihrer Fähigkeit festwachsende Algen zu fressen auch nicht in Gefahr
Mir ist dieses Jahr aufgefallen, dass die Kaulquappen zum Teil sehr lange für die Metamorphose brauchen. Einige kriegen jetzt erst ihre Beinchen. Ich hatte die Daphnien in Verdacht, wahrscheinlich liegt es aber eher daran, dass einfach zuviele Kaulquappen im Teich sind, die sich gegenseitig das Futter wegfressen. Ich füttere die Kaulquappen jetzt jeden Tag mit etwas Fischfutter.
Wenn etwas dem laufenden Teich gefährlich wird, dann abfallendes Laub
Das ist bei dem Teich tatsächlich ein Problem... Da fallen leider viele Blätter rein und ich kann's nicht ändern, ohne den Teich umzusetzen. Im Herbst werde ich ein Netz spannen.
Die meisten Insektenlarven sind carnivor und fressen wohl eher Daphnien - werden also sicher nicht durch sie verdrängt, die freuen sich eher
:dance: (trifft hoffentlich nicht auf Mückenlarven zu)

Danke nochmal und aquaristische Grüße, Matthias
 

Thrain

Mitglied
Hi,
(trifft hoffentlich nicht auf Mückenlarven zu)
Da mit Mückenlarven gemeinhin die schwarzen gemeint sind - doch, gerade die sind carnivor. Gut zu sehen an den Mandibeln, die man sogar mit bloßem Auge erkennen kann.
Aber ob die jetzt Daphnien fressen, kann ich nicht sagen.
Ich denke nicht, dass Kaulquappen dieses Jahr länger gebraucht haben als gewöhnlich. Eher denke ich, dass es aufgrund der hohen Temperaturen (da geht bei wechselwarmen ja alles fixer) schneller ging und vielleicht ne zwote Welle abgelaicht wurde.
MfG Thrain
 




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