Die Beschreibung im Eingangspost, dasselbe Becken mit gleicher Einrichtung und gleichem Wasser läuft ohne Probleme,
ist ja auch nur scheinbar so.
In einem frisch eingerichteten Aquarium sind nach fünf Tagen die Pflanzen noch gar nicht angewachsen.
Die wachsen manchmal noch eher rückwärts. Auf jeden Fall verbrauchen sie weniger.
Der Mulm ist anders. Es ist keiner da. Die Stabilisatoren fehlen
Ein Garnelenspezialist, von dem ich persönlich sehr viel halte, beschreibt auch noch folgendes Phänomen:
Neue Garnelen in "altes" Wasser einzusetzen ist eine Gefahr.
Das Wasser, das aus dem anderen Becken für diesen 30l Cube entnommen wurde, war "alt".
Alt ist laut Aussage dieses Spezialisten alles, wenn nicht die Wasserwechsel-Regel 50 / 50 / 90 (%) durchgeführt wurde.
Es geht wohl darum dauerhaft eine Anreicherung von Stoffen zu vermeiden.
Die Garnelen kamen nun also in ein neu aufgestelltes Becken mit noch nicht durchgestarteter Biologie.
Und jenem alten Wasser.
Dazu täglich Futter. Viel organisches Material.
Als es zu den ersten Todesfällen kam, wurde Wasser gewechselt, mal 20%, mal 70%.
Hier gehe ich also von unregelmäßigen Schwankungen aus.
Ich vermute, die Garnelen wären eventuell nicht gestorben, wären sie in ein leeres Aquarium mit zwei Steinen und frischem Wasser gekommen.
Oder:
in ein bereits gut und lange bestehendes. Hier unbedingt vor dem Einsetzen von Garnelen, die das Wasser und das Aquarium nicht kennen,
einen großen Wasserwechsel machen. VOR dem Einsetzen. Danach regelmäßige Wechsel, keine Schwankungen.
Bei neueingesetzten Tieren. Einmal eingewöhnt vertragen die meisten Garnelen ja so einiges.
Manche Nährböden und Deponitmix stehen außerdem im Verdacht, Garnelensterben auszulösen.
(nicht meine eigene Erfahrung)
.
In einem neu aufgesetzten Aquarium passiert ja auch einiges. Man sieht an den Scheiben nicht nur diese Würmer, sondern auch die Trübung, Schlieren, Biofilm.
Das sind Bakterien. Das alte Wasser eines anderen Aquarium hat hier nichts nützen können.
Da die, sagen wir "guten" Bakterien z.B auf einem mit übergesetzten Stein gesessen hätten. Aber nicht im freien Wasser.
Nun kommt es im neuen Becken zur Vermehrung mehrerer Bakterien. Sie konkurrieren.
In diesem neuen Cube haben sich eventuell vermehrt die "bösen" Bakterien breitgemacht.
Das alte Wasser, das ebenfalls Schadstoffe (nicht jeder Stoff kann gemessen werden) mitbrachte, die sich ganz normal anreichern,
außer man macht eben 50 / 50 / 90 Wasserwechsel (erste Woche 50%, zweite auch, dritte 90), um immer wieder auf 0 zurückzusetzen.
(Ich mach das auch nicht, aber es geht ja um den Grund für das typische häufige Versterben von zwei bis drei Garnelen pro Tag und innerhalb ein bis zwei Wochen sind alle tot)
Die neuen Garnelen sind gestresst, auch ein Garnelenimmunsystem wird dadurch schlechter.
Deshalb erwischt es oft neu eingesetzte Tiere. Nicht mal unbedingt rein durch Bakterienunverträglichkeiten.
Sondern zusätzlich durch diese ganzen Zusammenhänge.
Die vermehrt im Ungleichgewicht überwiegenden bösen Bakterien greifen über den Darm an und führen wohl oft zum Tod von Garnelen.
So eben wieder der Garnelenfachmann Garnelen-Tom, um ihn auch mal zu nennen, wenn ich schon über seine Inhalte schreibe.
Welcher sich ja seit Jahren ganz speziell mit den Tieren beschäftigt und sich mit anderen Züchtern austauscht.
Und sich mit Kundenfeedback auseinandersetzt.
Manche Garnelenleute setzen vorher Feinstfutter und Enzyme ein. Um in einem neu aufgesetzten Becken wohl diese Bakterienkonkurrenz in die richtige Richtung zu dirigieren.
Das neue Becken fünf Tage "einfahren" zu lassen, kann nicht funktioniert haben, da es alleine nicht einfahren kann.
Dazu bräuchte es am Besten Biomaterial, also Substrat, mit anderen bereits stabilen guten Bakterienkulturen, und auch entweder diese neuen Spezialprodukte, oder die altmodische Prise zerriebenes Futter UND erste Verbraucher.
Stichwort Stickstoffkreislauf.
In einem leeren Becken läuft nichts ein, außer dass sich stündlich die konkurrierenden Bakterien vermehren, und zusammen mit altem Wasser, das nicht unmittelbar vor dem Einsetzen frisch gewechselt !! wurde finden sich die neu eingesetzten Garnelen in einer Umgebung wieder, die sie mit ihrem Immunsystem nicht verpackt bekommen.
für uns sieht von außen das Becken genau gleich aus. Bakterien lassen sich nicht mit Teststreifen messen.
Aber mit dem Auge. Solange Scheiben beispielsweise noch schmierig werden, diese Würmer auftauchen usw, ist das Becken noch nicht eingefahren.
Was es auch nicht immer braucht, aber die Kombi mit dem alten Wasser und dem Futtereintrag mit zuerst keinem, dann zu spät und zu geringem Wasserwechsel, dann 70%, wieder zu viel Veränderung. Das haut manche Stämme einfach um.
Es kommt auch mit drauf an, wo die Tiere herkommen.
Ob z.B völlig isoliert. Von einem Züchter.
Meine Silbermollys z.B habe ich vor vielen Jahren einmal eingekreuzt, um den Flaschenhals zu erweitern. Seitdem ist dieses Becken isoliert.
Von allem und jedem. Ich gebe keine Fische mehr her, weil die neuen Halte nicht auf meinen Rat hören wollen, direkt vor dem Einsetzen einen 80%igen Wasserwechsel vorzunehmen. Weil meine Tiere sonst umkippen werden in der Brühe wie die Fliegen.
Manche Garnelenhalter setzen auch Baytril ein. Das ist ein Antibiotikum. Gibt man z.B einem kleinen Piepmatz, der von einer Katze gekratzt wurde. Innerhalb 24 Stunden, sonst ist der kleine Vogel meist tot.
Es töte Bakterien. Leider aber alle.
Manche Garnelenleute konnten so weiteres Versterben z.B zwei verschieden zusammengesetzter Stämme aufhalten.
Aber danach hat man ein totes Wasser. Erneuter Futtereintrag, Anstieg von Ammonium /Ammoniak, Nitrit, was auch immer davon Garnelen weiter schwächt, sodass sie in der Kombi von all dem letztendlich versterben.
Darüber streiten sich die Experten.
Anscheinend wurde von manchen schon wieder widerlegt, dass es Ammoniakanteil ist. Das wurde eine zeitlang überall geschrieben.
Ich persönlich habe gute Erfahrungen, den pH nicht ins Saure abrutschen zu lassen.
Was er bei Nitrifikation in einem noch nicht eingefahrenen Aquarium aber tut, und da reichen kleine Absacker...
danach ein 70%iger Wasserwechsel, und der pH und andere Werte verändern sich drastisch. Zu drastisch für manche frisch eingesetzte Garnele.
In einem kleinen Cube kann auch schon eine Fütterung ausreichen, um die Karbonathärte so weit runterzuknacken, dass die Garnelen osmotische Probleme bekommen.
Uh... ist etwas lang geworden.
Entschuldigt bitte.
Aber man kann das einfach nicht in einer einzigen Vermutung oder wenigen Sätzen beschreiben
Gruß Sonne