Hallo Klangspiel!
Mädel, schade. Viel Provokation und nix dahinter. Aber bitte, extra für dich... und für den armen Jens, der deine Zankereien hier aushalten muss und vielleicht trotzdem doch noch mitliest:
Wie lange man mit dem Einsetzen warten muss, ja, darüber gehen die Meinungen auseinander. Manche "fahren" ihr Becken mehrere Wochen "ein". Manch einer misst und misst und wartet auf den Nitritpeak. Meist kommt er. Manchmal auch nicht. Und das Fiese ist: Selbst wenn er vorbei ist, bist du nicht vor einem neuerlichen Anstieg sicher.
Stell dir das mit dem Nitrit so vor:
Du hast in deinem Aquarium eine Vielzahl an Bakterien, die kommen tatsächlich ganz von selbst. Gammelt in deinem Becken eine Pflanze vor sich rum, verstoffwechselt ein Lebewesen Futter (diplomatisch ausgedrückt) etc. entsteht Ammoniak bzw. Ammonium. Ammoniak ist nicht grad gut für Fische, aber eine bestimmte Bakterienart (Nitrosomonas) freut sich: Die wandeln das Zeug nämlich in Nitrit um.
Nitrit ist nun auch wieder alles andere als gut für die Fische (zu viel Nitrit = Fische ersticken), aber ein wichtiges Zwischenprodukt in diesem Kreislauf. Im zweiten Schritt wandeln andere Bakterien (Nitrobacter) das Nitrit in Nitrat um - in Maßen okay für die Fische, wichtig für Pflanzen (die brauchen das Nitrat nämlich zum wachsen...).
Nun denn, so weit, so gut. Aber Bakterien sind auch nur Menschen: Sie kommen nur zu deiner Party, wenns auch was zu futtern gibt. Und: Die nitriterzeugenden Bakterien vermehren sich erstmal schneller als die nitritabbauenden. Deshalb kommts zu einem Ansteigen des Nitrits (et voilà: Nitritpeak).
Bis das ganze System also ins Gleichgewicht kommt, dauerts etwas. Und jetzt der Haken: Das System ist immer nur an die jeweilige Belastung angepasst. Wie schon gesagt: Es gibt immer so viele Partygäste, wie Futter da ist.
Du hast also brav den Peak abgewartet und bisher alles richtig gemacht. Und wenn du jetzt 40 Fische in dein kleines 60cm-Becken schmeißt, hast du... äh... nein, deine Fische bald ein Problem. Die werden mit hoher Wahrscheinlichkeit bald schnappatmend an der Wasseroberfläche bzw. wenn du nix tust mit dem Bauch nach oben schwimmen. Du hast das an das fischlose Becken grad so angepasste System schlicht gnadenlos überfordert. Glücklicherweise gibt es auch im Katastrophenfall schnelle Hilfe: Wasserwechsel. Und Wasserwechsel. Und danach: Wasserwechsel. Nitrit kann jedenfalls immer zum Problem werden- auch in vermeintlich "eingefahrenen" Becken. Überlastetes System ist überlastetes System. Und erfahrungsgemäß (unter anderem MEINER Erfahrung nach) ist eine sofortige moderate Besetzung in den allermeisten Fällen kein Problem. Da passiert nicht viel.
Erste Hilfe bei atemlosen Fischen: Ersetze viel (gerne 70-80%) Wasser im Aquarium durch frisches, temperiertes Wasser. Damit verdünnst du das Nitrit und machst es deinen schuppigen Freunden leichter. Achtung: Nitrit kann wieder rasch ansteigen und je nach Situation kann es nötig sein, mehrmals (täglich) große Wasserwechsel vorzunehmen. Die meisten Fische vertragen das gut - ha, naja, besser als Ersticken ists auch allemal...
Schlauer wäre gewesen: Fische auch nach dem Einfahren nur schrittweise und die einzelnen Arten in mindestens wöchentlichem Abstand einsetzen.
Schnellere Methode: Aquarium = zugefrorener See. Langsam vorantasten und schrittweise belasten.
Einrichten. Filter anschmeißen. Warten, bis das Wasser klar ist. Wenig später: Ein paar wenige Fische einsetzen. Die Fische verstoffwechseln, die Bakterien vermehren sich. Wenn du ein Auge auf Tiere und Werte hast, kann nicht mehr oder weniger passieren als bei der Einfahrmethode. Nitrit = Wasserwechseln, einfache Formel.
Für so einen Quickstart empfehlen viele eine Portion Filterschlamm aus einem bereits eingefahrenen Becken: So kriegst du die erwünschten Bakterien gleich mit und sie können sofort loslegen. Aber nur, wenn sie Futter finden. Animpfen zieht somit logischerweise sofortigen moderaten Besatz nach sich. Bakterien ohne Futter = ... na, überleg einfach.
Ich habe sowohl langes Einfahren als auch sofortiger Beginn mit moderatem Besatz (mit und ohne Animpfen) getestet. Beides klappt.
Wichtig ist, dass du
a) langsam anfängst (je nach Beckengröße mit für das Becken wenigen Fischen)
b) nicht überfütterst
c) die Fische gut im Auge behältst und bei Problemen UMGEHEND reagierst (z.B. durch großzügige Wasserwechsel)
und d) bis zum Einsetzen der nächsten Kandidaten ein, zwei Wochen wartest.
So. Fachleute bitte gerne korrigieren, wenn was nicht richtig dargestellt ist.