Die Wirkung von Seemandelbaumblättern

Eddy E.

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Der Seemandelbaum, Terminalia catappa Linn, zu deutsch Katappenbaum, indische Mandel, oder auch Badam genannt, ist eine Baumart, die sich überwiegend über Malesien (vom malaiischen Archipel über Neuguinea, bis zu den Philippinen reichend) als natürlichem Vorkommensgebiet erstreckt.

Legendäre Heilpflanze?

Beim Einsatz von Seemandelbaumblättern wird diesen in der Aquaristik eine schon fast legendäre Wirkung zugeschrieben. Sie sollen inhibitorisch wirken, also keimhemmend. Äußere Verletzungen und Geschwüre sollen besser abheilen. Einen adstringierenden (von adstringere = zusammenziehend) Effekt, aufgrund der enthaltenen Gerbstoffe aufweisen und somit einen Schutz vor Parasiten bieten. Prophylaktische Wirkung entfalten gegen Laichverpilzung. Und als zusätzliches Schmankerl lässt es die Farben der Fische noch kräftiger werden und insgesamt sollen die Fische sich wohler fühlen. Fazit: Ein Wunderbaum für die Aquaristik?

Doch was ist hier Dichtung und was Wahrheit? Sind es einzig die Gerbstoffe, die auch in anderen Dingen wie Eichenblättern, Buchenblättern, Walnussblättern oder Erlenzapfen enthalten sind? Oder sind es die Huminsäuren? Wenn ja, warum? Wieso hat dann Torf nicht die gleiche Wirkung?
Einige werden hier bereits zustimmend mit dem Kopf nicken beim Lesen, aber versuchen wir mal es aufzudröseln und etwas Licht ins Dunkel zu bringen und um was es sich genau handelt.

Als wissenschaftlich nachgewiesen stehen Flavonoide, Tannine, Triterpinoide und Saponine, als wirksame Bestandteile zur Verfügung. Wofür stehen diese Inhaltsstoffe?

Flavonoide:
generell ist die Wirkung von Flavonoiden entzündungshemmend und Immunsystem stärkend. Sie sind ein sekundärer Pflanzenwirkstoff und gehören auch zu den Antioxidantien.
Beim Seemandelbaum sind das insbesondere Isovitexin (Wirkung bewegungshemmend, anxiolytisch = Angsthemmend), Vitexin (Wirkung antioxidativ und beruhigend), Isoorientin (Wirkung entzündungshemmend und antioxidativ), Rutin (Wirkung antioxidativ und entzündungshemmend), Querzetin (virendestabilisierende Wirkung, schützende Wirkung vor oxidativen Stress, stark entzündungshemmend), Kampherol (Wirkung antimikrobiell, entzündungshemmend, anxiolytisch).

Tannine:
es gibt extrem viele Berichte über die Wirkung von Tanninen im Aquariumwasser. Ihre antivirale und antibakterielle Wirkung ist unstrittig. Als Gerbstoff haben sie eine adstringierende und färbende Wirkung im Wasser und sollen eine schleimhautschützende Wirkung zeigen. Diese Wirkung wird allerdings auch mit Erlenzapfen, Torf, der Seemandelbaumrinde, sowie diversen Extrakten erreicht, ist also nicht alleine auf die Blätter des Seemandelbaums beschränkt. Bekannte wirksame Bestandteile beim Seemandelbaum sind Punicalagin (Wirkung antiviral und antibakteriell), Punicalin (Wirkung hautschützend, entzündungshemmend, antimikrobiell), Terflavin A (Wirkung entzündungshemmend, antioxidativ), Terflavin B (Wirkstoff antiproliferativ = gewebevermehrende Hemmung, Apoptose-induzierend = programmierter Zelltod), Tercatain (Wirkung antiviral, inhibitorisch), Chebulaginsäure (Wirkung antiviral), Geranin (Wirkung blutstillend), Granatin B (Wirkung antioxidativ), Corilagin (Wirkung antiviral und antibakteriell).

Saponine und Triterpinoide:

Saponine (von lat. Sapo = Seife) sind Glykoside von Steroiden, Steroidalkaloiden (stickstoffhaltige Steroide) oder Triterpenen. Saponine werden so bezeichnet, da sie beim Schütteln mit Wasser einen seifenartigen Schaum ergeben. Pflanzen besitzen, im Gegensatz zu Wirbeltieren, kein aktives Immunsystem und Schadorganismen werden oft chemisch bekämpft. In Pflanzen dienen Saponine als Defensivstoff und sie besitzen eine therapeutische Wirkung, insbesondere gegen Pilzbefall, sie beinflußen die Membranpermeabilität und komplexieren Cholesterin und sie nehmen einen wichtigen Platz unter den therapeutisch wirksamen Bestandteilen von Heilpflanzen ein.
Entsprechend ihrer großen Strukturvielfalt werden auch eine Vielzahl unterschiedlicher biologisch-pharmazeutischer Eigenschaften beobachtet. Es werden u. a. stärkende, entzündungshemmende, harntreibende, schleimtreibende/schleimlösende und hormonstimulierende Eigenschaften beobachtet. Saponine sind in höheren Pflanzen weit verbreitet, besonders in nährstoffreichem Gewebe, wie Wurzeln, Knollen, Blättern, Blüten und Samen und in höheren Konzentrationen in der Rinde. Bei Wirbeltieren werden Saponinstrukturen als Verankerung von Glykogen (Kohlenhydrat-Speicherform) genutzt. Die genaue Funktion vieler Saponine ist jedoch bisher unbekannt. Saponine dürfen jedoch nicht in die Blutbahn gelangen, da sie schon in geringer Menge eine hämolytische (blutauflösende) Eigenschaft besitzen und die roten Blutkörperchen zerstören.

Inhaltlich bekannt sind Ursolsäure (Wirkung entzündungshemmend) und Ölsäure (Wirkung inhibitorisch).

Therapeutische Wirkung:

Die nachfolgenden Auswirkungen sind nicht an Fischen nachgewiesen, da bei Einsatz von Seemandelbaumblättern im Aquariumwasser, nicht die dabei entstehenden Lösungen untersucht wurden. Fakt ist, dass es nicht nur die Gerbstoffe und die Tannine sind, die als Hauptwirkstoff verantwortlich sind.

Antibakteriell:

Viele Inhaltsstoffe von Terminalia catappa L. besitzen eine antibiotische Wirkung. Vordergründig sind hier allerdings die Flavonoide Kampherol und Quercetin zu nennen, die eine antibakterielle Wirkung zeigen.

Antimykotisch:

Eine pilzhemmende Wirkung ist in Terminalia catappa L. nachgewiesen. Innerhalb der Literatur lässt sich nicht entnehmen, welche Wirkstoffe hier als Hauptwirkstoff verantwortlich sind.

Anti-Inflammatorisch:

Die entzündungshemmende Wirkung wird durch viele Stoffe in Terminalia catappa L. unterstützt.
Sekundäre Pflanzenstoffe wie Triterpinoide, die eine bioaktive Wirkung aufweisen, verschiedene Flavonoide und Tannine spielen im Zusammenwirken hier die entscheidende Rolle.

Antioxidativ:

Als Radikalfänger im Organismus dienen Antioxidantien der Infektionsabwehr. Hauptursächlich werden hier die Tannine Chebulaginsäure und Corilagin genannt.

Adstringierend:

Diese Reaktion wird hervorgerufen durch Polyphenole, die ausschließlich in Pflanzen als sekundäre Pflanzenstoffe vorliegen und in Reaktion mit dem Eiweiß der Schleimhaut treten. Dieser Vorgang macht es Ektoparasiten schwieriger, einen Zugang zur Haut zu finden.

Abschließend bleibt zu erwähnen, dass allen Wirkungen, die Seemandelbaumblättern beim Einsatz im Aquarium nachgesagt werden, sich innerhalb der Literatur ein wissenschaftlicher Beleg dazu finden lässt. Diese Wirkung ist jedoch nicht auf Gerbstoffe und Huminsäure beschränkt. Damit sich eine entsprechende Wirkung einstellt, sind pro 100 Liter, mindestens 5 große Blätter Terminalia catappa notwendig.

Quellen:

1. Hans-Walter Held & Birgit Piechulla: Pflanzenbiochemie, Berlin 2014.
2. Lee SW, Farhan R, Wendy Wee, Wan Zahari M, Ibrahim CO. The effects of tropical almond Terminalia catappa L., leaf extract on breeding activity of Siamese Gourami, Trichogaster pectoralis. Int J Fish Aquat Stud 2016;4(4):431-433.
3. Purivirojkul, Watchariya. “Potential application of extracts from Indian almond (Terminalia catappa Linn.) leaves in Siamese fighting fish (Betta splendens Regan) culture.” Communications in agricultural and applied biological sciences vol. 77,4 (2012): 439-48.
4. Ahmed, S.M., Swamy, B.M., Gopkumar, P., Dhanapal, R., & Chandrashekara, V.M. (2005). ANTI-DIABETIC ACTIVITY OF TERMINALIA CATAPPA LINN. LEAF EXTRACTS IN ALLOXAN-INDUCED DIABETIC RATS. Iranian Journal of Pharmacology and Therapeutics, 4, 36-39.
5. Kinoshita, S., Inoue, Y., Nakama, S., Ichiba, T., & Aniya, Y. (2007). Antioxidant and hepatoprotective actions of medicinal herb, Terminalia catappa L. from Okinawa Island and its tannin corilagin. Phytomedicine : international journal of phytotherapy and phytopharmacology, 14(11), 755–762.
6. Yamamoto, Y., & Gaynor, R. B. (2001). Therapeutic potential of inhibition of the NF-kappaB pathway in the treatment of inflammation and cancer. The Journal of clinical investigation, 107(2), 135–142.
7. Hernández, A. Valadez Villarreal, E. Ponce-Alquicira, F. Cruz Sosa, and I. Guerrero Legarreta: Antimicrobial activity of flavonoids. In: International Journal of Antimicrobial Agents 26 (5): 343-356. 2005.
8. Fan YM, Xu LZ, Gao J, Wang Y, Tang XH, Zhao XN, Zhang ZX: Phytochemical and antiinflammatory studies on Terminalia catappa. Nanjing, 2003.
9. Holetz FB, Pessini GL, Sanches NR, Cortez DA, Nakamura CV, Filho BP. Screening of some plants used in the Brazilian folk medicine for the treatment of infectious diseases. Mem Inst Oswaldo Cruz. 2002
10. E. López Hernández, A. Valadez Villarrea, E. Ponce-Alquicira, F. Cruz Sosa, and I. Guerrero Legarreta: Flavonoid and carotenoid extraction and stability from Terminalia catappa leaves. Villahermosa/Mexico City, 2001.
 

May

Mitglied
Spätestens seit ich damals den entzündeten Windelpopo meiner Lütten erfolgreich mit Schwarzteekompressen heilen konnte und das besser wirkte, als jede vom Arzt verschriebene Salbe, bin ich restlos von der Wirkung von Tanninen überzeugt. :D
 
G

Gelöschtes Mitglied 45970

Guest
Danke für den Beitrag @Eddy E.
Senken die Catappa den ph Wert? Da liest man ja auch verschiedene Angaben.
Bisher fahre ich gut mit meinen selbst gesammelten Erlenzäpfchen, überlege aber
die Blätter hin und wieder (nicht zusammen mit den Zapfen!) einzusetzen.
Nur soll der ph Wert nicht runtergehen.
Danke und schönes Wochenende!
 
G

Gelöschtes Mitglied 45970

Guest
Danke, dann steht ja bei KH 7-8 einem Versuch nichts entgegen.
 

Balduar

Mitglied
Kurze frage kann man auch das flüssige catappa nehmen oder ist eher davon abzuraten und lieber die Blätter nehmen?

Mfg kay
 

Brunhilde

Mitglied
Wer hat eigentlich Erfahrung mit dem Unterschied von Catappa und Walnussblättern? Ich habe Walnussblätter geerntet im Garten und damit meine Fische versorgt. Scheint denen gut zu bekommen
 

Eddy E.

Mitglied
Kurze frage kann man auch das flüssige catappa nehmen oder ist eher davon abzuraten und lieber die Blätter nehmen?

Mfg kay

Hallo Kay,

sofern du hier auf Catappa-X abzielst, das enthält kein Catappa, sondern nur Wasser und Astaxanthin. Wenn du Catappa als Sud benutzt, diese also vorher einige Tage in einem Eimer ziehen lässt, dann geht das auch. Wobei ich allerdings anmerken möchte, das Welse die Blätter sehr gerne fressen und abweiden. Gleiches gilt für Schnecken.
 

Eddy E.

Mitglied
Wer hat eigentlich Erfahrung mit dem Unterschied von Catappa und Walnussblättern? Ich habe Walnussblätter geerntet im Garten und damit meine Fische versorgt. Scheint denen gut zu bekommen

Walnußblätter enthalten Caryophyllen-Oxid. Caryophyllen-Oxid hat ein breites antimykotisches Spektrum und schützt vor pathogenen Bakterien. Drogenhunde werden auf diesen Stoff fixiert, da dieser auch in Cannabis-Produkten vorkommt. Weiterhin enthalten Walnussblätter β-Caryophyllen, bei dem es sich um ein CB2-Cannabinoid handel und dessen Wirkung entzündungshemmend ist. Zusätzlich finden sich Germacrene. Diese sind eine Klasse flüchtiger organischer Kohlenwasserstoffe, insbesondere Sesquiterpene. Germacrene werden aufgrund ihrer antimikrobiellen und insektiziden Eigenschaften typischerweise in einer Reihe von Pflanzenarten als Schutz produziert.
Gefunden werden in Walnußblättern auch β-Pinen, welches allerdings reizend ist, im Gegensatz zu α-Pinen. Die Menge der jeweiligen Inhaltsstoffe sind sehr stark von der Pflanzenart abhängig.

Weitere Wirkstoffe sind die Vitamine A, C, K und B, Kieselsäure, Selen, Bioflavinoide, die ein hervorragendes Antioxidans sind, Jod, Gerbstoffe, Juglon (fungizide Wirkung), Oxalsäure, ätherische Öle und Schleimstoffe. Die Blätter sollten nur getrocknet ins Aquarium gelangen. Durchaus auch noch grün, aber getrocknet. Von frischen Walnußblättern ist abzuraten.
 
G

Gelöschtes Mitglied 45970

Guest
Moinsen, ich weiß nicht ob das hier erlaubt ist, aber wie komme ich an gute und "gesunde" Catappas?
Gibts da bei euch Erfahrungen und evtl. Bezugsquellen für mich?
Danke und noch einen schönen Sonntag!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöschtes Mitglied 45970

Guest
So, erstmal 1 Catappa Blatt (ca. 15 cm) ins Becken bugsiert. Wollte nicht sofort die komplette
Dosis einbringen.
Wie lange bleiben die Teile eigentlich "schwimmfähig", also wann sinken die i.d.R.
ab?
Schönes Wochenende!
 

Moderlieschen

Moderator
Teammitglied
Hi,
sofern du hier auf Catappa-X abzielst, das enthält kein Catappa, sondern nur Wasser und Astaxanthin.
Astaxanthin wäre doch aber kein schlechter, und vor allem auch ein natürlicher und gesunder, bzw. gesund machender Bestandteil, oder nicht?
Abgesehen davon schützt er angeblich auch Algen in "schlechten" Zeiten vor dem Absterben. Kann ja dann nicht sooo schlecht sein.
Allerdings ist das dann vielleicht nicht so im Sinne des Aquarianers;).
Ausserdem sind kleine Blattbestandteile in dem Catappa-Dingens. Was sind das dann für Blätter?
Frage nur interessehalber...
 

Eddy E.

Mitglied
Hallo Petra,

Catappa-X kostet in der 500ml Flasche, 9.85 €. Du bezahlst also für 99,85% Gewichtsprozent Wasser und 0,15% Astaxanthin. Es ist nichts anderes als ein Carotinoid, ein Antioxidans, das nichts anderes bewirkt als eine Verstärkung der Farbpigmente, speziell der roten. Davon kannst du problemlos bereits 5 Gramm erhalten für unter 6,-€ und dann hast du bereits mehr, als in der Flasche drin ist und wo du jedes Frostfutter problemlos pimpen könntest. Und wir sprechen über synthetisches Astaxanthin, dessen Wirkungsgrad 10% unter dem von natürlichen Astaxanthin liegt, es aber auch deutlich teurer wäre, sofern natürlich. Selbstverständlich kannst du auch gerne das Produkt dieser Firma mit dem synthethischen Astaxanthin kaufen.
Sollten dort Blattbestandteile von Catappa drin sein, wäre zu klären wie viel und was dann an Flavonoiden etc. pp drin sein sollte. Das kann man ja ermitteln und wäre ein glasklarer Werbegrund. Da es nicht färbt, kann man schwerlich als Mangel erkennen, wird aber seitens dieser Firma so angepriesen.
Text Zitat: Der Nachteil ist, dass sie nach einiger Zeit vermodern und es werden organische Verbindungen freigesetzt. Dies erzeugt unangenehme Nebenwirkungen. Das Wasser färbt sich braun, und die freigesetzten organischen Substanzen verunreinigen und belasten das Wasser. Zitat Ende.

Was man eben so alles an Dingen auf Beipackzetteln und Flaschen druckt in den Niederlanden...
 

Ago

Mitglied
Hallo!
Es ist nichts anderes als ein ... Antioxidans, das nichts anderes bewirkt als eine Verstärkung der Farbpigmente
Wenn es ein Antioxidans ist, dann bewirkt er sehr viel mehr als nur Farben zu verstärken.
Antioxidantien bauen freie Radikale ab. Diese entstehen aus verschiedenen Gründen und verursachen oxidativen Stress, können DNA verändern und Krebs verursachen. Sprich all dem können Antioxidantien entgegenwirken.
 

Eddy E.

Mitglied
Hallo Anke,

soweit stimmt das. Danke für deine Ergänzung. Ich wollte es kurz halten und nicht die gesamte Mischpoke herunterleiern.
 
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