Leitfähigkeit - gibt's da Grenzwerte?

Hallo,
ich hab da mal eine Frage.
Gh, Kh, Ph kennt man, kann man einordnen, jedenfalls so in etwa.
Und dann ist da noch die Leitfähigkeit. Ich weiß das sie von der Gesamtheit der im Wasser gelösten Stoffe abhängt und grundsätzlich gilt, je niedriger desto besser.
Gibt es dafür auch irgendwelche Richtwerte die für bestimmte Arten nicht überschritten werden sollten?
Oder ist die Veränderung der Leitfähigkeit nur ein Indikator für Nährstoffverbrauch oder - erhöhung?
Gruß,
Svenja
 

Starmbi

Mitglied
Hallo,
Ich weiß das sie von der Gesamtheit der im Wasser gelösten Stoffe abhängt
Nicht ganz, es sind nur die geladenen Stoffe, also positive und negative Ionen.
Zucker würde die Leitfähigkeit z.B. kaum ändern.
grundsätzlich gilt, je niedriger desto besser.
Da auch KH und GH die Leitfähigkeit maßgeblich beeinflussen, kann man das so nicht sagen.
Es kommt halt auf den Fisch an.
Aber geladene Stoffe sind u.a. alle Salze und Säuren, also neben KH, GH, auch Ammonium, Nitrit, Nitrat oder Phosphat, Huminsäuren, Kohlensäure usw.
Nun ist es aber für den Fisch deutlich wichtiger, ob man die Leitfähigkeit durch Zugabe von Härtebildnern, Kochsalz oder durch z.B: Nitrit erhöht.
Bei Osmoseanlagen wird die Leitfähigkeit gerne benutzt um die Effektivität der Anlage zu überprüfen, was aber auch nicht ganz richtig ist.
Zudem ist das genaue Messen der Leitfähigkeit im Aquarium eine ziemliche Herausforderung.

Da die Leitfähigkeit also ein Summenparameter für alle geladenen Stoffe ist, ist sie nur von beschränkter Aussagekraft.

Gruß
Stefan
 

Z-Jörg

Mitglied
Ich glaube Svenja wollte wissen, ob man denLeitfähigkeitswert in einen Gh Wert übertragen kann.
Auf jeden Fall hat weiches Wasser einen niedrigen Leitwert.
Oder?
 
Hallo,
erst mal Danke für die Rückmeldungen.
Ich entschuldige mich schon mal vorab für das nun folgende rumgeeier... aber wenn ich was noch nicht so richtig verstanden habe fällt es mir schwer die Frage/Antwort präzise auf den Punkt zu bringen.
Also, worum es mir eigentlich geht - im Haus ist eine Enthärtungsanlage die die GH von ca. 30 auf 6 senkt. Dabei wird ja aber eigentlich nur das eine durch ein anderes Ion ersetzt.
Dazu mische ich das ganze dann 1:2 mit Osmosewasser, so das in den Becken eine GH bin 2 und eine KH von 5-6 ist. Die Werte hab ich ertröpfelt.
Die Leitfähigkeit des Leitungswassers wie es aus dem Hahn kommt ist ca. 1050, in den Becken vor Düngung ca. 400, nach Düngung ca. 500. Also durchaus nicht so "gut" wie GH und KH vermuten lassen könnten.
Und jetzt weiß ich nicht wie ich das bezüglich des Wohlbefindens der Fische einordnen soll.
Ich hoffe irgendjemand hat verstanden worauf ich hinaus will.
Gruß,
Svenja
 

Z-Jörg

Mitglied
Hab ich auch nie verstanden und deswegen den Leitwert immer unbeachtet gelassen.
In deinem Fall mit der Enthärtungsanlage dürfte das noch komplizierter sein, wenn wirklich deine Kh höher ist als die Gh...
 

Starmbi

Mitglied
Hallo,

die Antwort liegt im Unterschied der Definition KH und der Messung von KH.

Salze wie GH und KH bestehen immer aus einem positiven und einem negativen Teil.

Bei der GH wird nur auf die positiven Ca und Mg Ionen geschaut.

Bei der KH werden nur negativen Karbonate gezählt die, einen Ca- oder Mg-Partner haben.
Deshalb kann die KH nie größer als die GH sein.

Der Test auf GH misst richtigerweise auch die Mg und Ca-Ionen.

Der KH-Test ist aber faul und misst nur die negativen Karbonate; ihm ist egal welchen positiven Partner die haben! Deshalb misst der KH test "nur" das Säurebindungsvermögen (SBV).

Was passiert nun bei Dir?
Deine Enthärtungsanlage klaut (fast) alle Mg und Ca-Ionen und ersetzt sie durch Na-Ionen.
Dein GH-Test misst nun auch richtigerweise eine stark gesenkte GH.

Da auch bei deinen Carbonaten Mg und Ca geklaut wurden hast Du richtigerweise auch keine KH mehr.
Da der KH-Test aber nur die Carbonate misst, bemerkt er gar nicht dass du nur noch Na-Karbonate hast, die ja nicht als KH gelten! Du solltest also vor- und nach der Anlage die gleiche KH messen.

Jetzt der wichtigste Satz: Die Anzahl der positiven und negativen Ionen hat sich durch die Enthärteranlage nicht geändert. Sie ist exakt gleich. Und nur das erfasst die Leitfähigkeitsmessung.

Mit anderen Worten: Vor und nach der Enthärteranlage sollte die Leitfähigkeit gleich sein.
Ist sie aber nicht ganz.

Die Ursache:
Das Konduktometer misst nicht die Anzahl der Ionen, sondern die Aktivität der Ionen.
So haben verschiedene Ionen unterschiedliche Ionenbeweglichkeiten.
Ändert man also die Ionenzusammensetzung (Na statt Ca und Mg) so verändert man bei gleicher Anzahl trotzdem die Leitfähigkeit. Auch die Temperatur hat einen Einfluß.

Die Hauswasseranlage erspart dir nur Kalkflecken und vermindert den Waschmittelverbrauch.
Aus aquaristischer Sicht ist das alles Augenwischerei: Der Salzgehalt bleibt gleich.

Besser wäre es tatsächlich das Wasser vor der Hauswasseranlage zu nehmen und großzügiger mit Osmosewasser zu verdünnen. Damit hättest Du dann wenigstens noch Ca und Mg im Becken.
So entspricht dein Wasser eher der Zusammensetzung des Tanganjika-Sees.
Wäre nichts für dich: Zuwenig Pflanzen.;)

Gruß
Stefan
 
Hallo,
@stefan, erst mal Danke für die wirklich ausführliche Erklärung. Ich denke ich hab's sogar verstanden :p
Bleibt noch eine Verständnisfrage. Ist es den Fischen egal ob da Ca +Mg Ionen um sie rumschwirren oder die Na Ionen?
Dann würde ich nämlich mal den Schalter für die Bypassfunktion an der Enthärtungsanlage suchen. Dann könnte ich mir die Magnesiumdüngung sparen.
Bei einem Mischverhältnis von 1:2 käme ich dann auf Gh 10 und, wie gehabt, Kh 5.
Für mehr Osmosewasser reichen die Kapazitäten leider nicht...
So entspricht dein Wasser eher der Zusammensetzung des Tanganjika-Sees.
Wäre nichts für dich: Zuwenig Pflanzen.;)
Du wirst lachen, vor vielen Jahren hatte ich mal Malawibarsche in einem Becken mit jeder Menge Lochgestein.
War eine Weile schön, dann fehlten mir die Pflanzen.
Aber jetzt hab ich ja 3 Becken.... Da hätte ich dann ja noch was zum austoben- und mehr Osmosewasser je Becken.
Also vielleicht sollte ich doch mal über Tanganjika nachdenken...
Gruß,
Svenja
 

Starmbi

Mitglied
Hallo,
Ich denke ich hab's sogar verstanden
Dann war es ja den Aufwand wert.:)

Die Fische erwarten schon ein bestimmtes Ionenspektrum. Der Fisch muß ja wegen Osmose den Ionenhaushalt aktiv ausgleichen. so gibt es z.B. ja Weichwasserfische, die sich an ein ionenarmes Wasser angepasst haben. Aber es spielt nicht nur die Summen-Konzentration sondern auch die Konzentration oder das Verhältnis der Einzel-Ionen zueinander eine Rolle.
Ich denke, daß einige Arten das gut meistern können und andere Arten da etwas empfindlicher sind.

Da gibt es noch etwas anderes zu berücksichtigen:
Die Carbonate machen das Wasser alkalisch.
Wird im Aquarium das CO2 von den Pflanzen verbraucht, so bildet sich aus dem gut wasserlöslichen Kalziumhydrogencarbonat der wasserunlösliche Kalk. Dieser fällt aus und kann somit das Wasser nicht mehr alkalischer machen. Natriumhydrogencarbonat fällt aber nicht aus und macht daher das Wasser daher immer alkalischer.
Das ist ja auch der Grund warum ihr den Austauscher im Haus habt, es gibt halt keine Kalkflecken.

Der Nachteil ist halt, daß bei hohem CO2-Verbrauch durch Pflanzen, also ohne CO2-Düngung, der pH weit über 8 ansteigen kann.

Ja, ich weiß, ist alle ziemlich chemisch, aber für dich nicht ganz unwichtig...

Gruß
Stefan
 
Hallo Stefan,
was es da nicht alles zu beachten gibt o_O
Aber da ich ja in allen Becken CO2 zusetze sollte das mit dem ph Wert kein Problem sein.
Nichts desto trotz werde ich mal den Schalter suchen und sehen was passiert.
Danke nochmal für die Erklärungen.
Gruß,
Svenja
 

fischolli

R.I.P.
Moin,

ich wusste jetzt nur, dass Calzium-Ionen gegen Kochsalz-Ionen ausgetauscht werden bei diesen Hauswasseranlagen und das Wasser für absolute Weichwasserfische genauso unbrauchbar ist wie das Ausgangswasser.

Zum Glück haben wir Stefan im Forum, der einem das mal vernünftig erklären kann. Vielen DAnk Stefan.

Gruß
 
Hallo Stefan,
ich hab da doch noch eine kleine Verständnisfrage.
Beim letzten Wasserwechsel hab ich jetzt mal den Bypassschalter der Enthärtungsanlage umgelegt und somit wohl wieder Kalzium und Magnesiumionen I'm Wasser. Und weniger Nartriumionen.
Bedeutet das jetzt das ich theoretisch weniger CO2 zuführen muß da ja weniger Natruimhydrogencarbonat vorhandenen sein sollte und das Wasser somit weniger basisch werden läßt? Dafür halt mehr Kalkränder?
Gruß,
Svenja
 

Starmbi

Mitglied
Hallo Svenja,

der basische pH bei Natriumhydrogencarbonat tritt ja nur auf wenn kein CO2 mehr da ist.
Das Ca- oder Mg- Salz fällt dann ja netterweise als unlöslicher Kalk aus und nimmt sich somit selbst aus dem Rennen.
Mit CO2 verhalten sich alle Karbonate gleich.
Also gleiche CO2-Menge.
Dafür halt mehr Kalkränder?
Bei einem Mischverhältnis von 1:2 käme ich dann auf Gh 10 und, wie gehabt, Kh 5.
Ich habe KH 8 und keine Kalkränder.

Gruß
Stefan
 
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