Kardinal68
Mitglied
Immer wieder ließt man, oft von Aquarienanfängern: Hilfe, ich habe eine Schneckenplage.
Kurz nach dem Start eines Aquariums wird jede neu auftretende Schnecke, meist Blasen- oder Posthornschnecken, und deren Gelege noch freudig mit der Lupe verfolgt, weil sich endlich was lebendiges regt. Nach ein paar Monaten läßt wegen der Vermehrungsfreudigkeit der genannten Kandidaten bei dem ein oder anderen die Begeisterung schnell nach. Aber wie kam es nun zur Massenhaften Vermehrung diese kleinen Helfer im Aquarium?
Die Babys von Posthorn- und Blasenschnecken benötigen weiches Futter in Form von zersetzenden Pflanzenteilen oder Fischfutter oder Bakterienrasen. Nur wenn diese Komponenten massig vorhanden sind, können sie sich auch massig vermehren. Ohne die Schnecken wäre der Abbau von sich zersetzenden Pflanzenteilen oder Fischfutter auf Bakterien und Microorganismen beschränkt. Dies dauert viel länger oder es würde sogar Fäulnis entstehen. Das wäre das Letzte was wir wollen. Das massenhafte Auftreten von Posthorn-, Blasen- oder Turmdeckelschnecken rettet dem Aquarianer also buchstäblich den A***h. Und jeder Aquarianer, der genug von Ihnen hat kann sich glücklich schätzen, da er ohne sie ganz andere Probleme hätte.
Sie sind wie Regenwürmer im Komposthaufen
Klar geht es ohne sie, aber mit ihnen ist der Kompost viel hochwertiger.
In meinem kleinen flachen Becken habe ich locker 100+ Posthorn-, Blasen-, Turmdeckel- und sogar noch Mützenschnecken. Da habe ich gar kein Problem mit. Es sind genau so viele, wie in dem Aquarium gerade benötigt werden. Ich mache mir auch keine Gedanken, wenn eine Art dominieren sollte. Dann passen die Bedingungen halt für die anderen gerade nicht.
Schnecken sind die Hilfsarbeiter des Aquarianers bei der Beckenflege

Hier möchte ich gern noch Herrn Peter Schneider zitieren. Herr Schneider betrieb die einzige Wasserpflanzengärtnerei Europas, die ausschließlich submerse Pflanzen gezogen hat.
"Klagt mir ein Kunde über seine Schneckenplage - besonders Planorbis (Posthornschnecke) -, so erwidere ich ihm, dass er noch grosses Glück habe und fahre fort: "Denn das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Sie zuviel füttern! Und das kann weit Unangenehmeres nach sich ziehen als diese Schneckenplage. Denn die einem Laich entschlüpfenden Jungschnecken, können noch keine allzu feste Nahrung - wie Pflanzenblätter oder Algen - verzehren. Sie sind darauf angewiesen, dass Sie als Pfleger des Aquariums ihnen das für sie richtige Futter zukommen lassen. Und das tun Sie offenbar, und zwar mit einem leichten Zuviel von Futter - speziell Flockenfutter. Jene Flocken, die von den Fischen nicht mehr aufgenommen werden mögen, oder die sich bei der Verteilung über die ganze Wasseroberfläche hin und ihrem nachherigen Absinken auf den Boden von den Fischen nicht mehr haben finden lassen, werden durch das Wasser so stark aufgeweicht, dass sie zur vorzüglichen Aufzuchtnahrung für Jungschnecken werden. Aus einem Laich von etwa l00 Körnern wachsen dann 95 bis 99 gross, während bei knapper Fütterung, bei der am Ende keine Flocken mehr übrig bleiben, höchstens drei bis fünf Jungschnecken hochkommen - gerade so viel, dass sie die altershalber Gestorbenen wieder ersetzen können. "Nun", sage ich meinem Kunden weiter, "können Sie nichts anderes tun, als die Schnecken herauszulesen und anschliessend präziser zu füttern. Das Herauslesen können Sie sich dadurch erleichtern, dass Sie abends vor dem Lichtlöschen ein bis drei abgebrühte Salatblätter ins Wasser geben - und zwar in ausgedrückter Form (unter Wasser ausdrücken!), damit sie sofort zu Boden sinken. In der Nacht versammeln sich dann die Schnecken um diesen Schmaus, sodass Sie am Morgen die konzentrierte Menge mit einem Kescher herausheben können. Diese Prozedur, drei bis fünf mal wiederholt, reduziert die Schneckenanzahl ohne allzu grosse Mühe auf ein nützliches Mass. Lassen Sie sich aber ja nicht gelüsten, diese in Ihren Augen lästigen Gäste völlig loszuwerden, denn dann erst würden Sie erkennen, wie nützlich diese Tierchen sind."
Einen ganz gegenteiligen Bescheid muss ich jenen meiner Kunden geben, die mir ein mit Pelz- oder Samtalgen überzogenes Blatt bringen mit der Frage, was da zu machen sei. Ob sie vielleicht zu viel Licht hätten. Ihnen sage ich: "Es stimmt zwar, dass ausgerechnet diese Alge nur bei sehr guten Lichtverhältnissen gedeiht, aber das ist nicht der Grund, weshalb Sie zu diesen Algen gekommen sind. Vorerst will ich Sie fragen: haben Sie nie eine Schneckenplage gehabt?" Zumeist bejaht der Kunde das, denn es gibt nur wenige Aquarien, in welchen grundsätzlich keine Posthornschnecken sein können. Zumeist sind es nur Barschenbecken, weil die meisten Barsche diese fressen. Nach einer Bejahung meiner Frage fahre ich folgendermassen fort: "Dann haben Sie wahrscheinlich eine Prachtschmerle gekauft, weil man Ihnen gesagt hat, dass diese die Schnecken fressen würden?" - "Genau so war es!" ist darauf in den meisten Fällen die mit Verwunderung oder Überraschung gegebene Antwort. Und ich erkläre dann weiter, dass sich der Kunde in diesem Falle entweder für die Prachtschmerle entscheiden müsse oder für ein algenfreies Becken. Denn beides zusammen gehe nun nicht mehr. Und erkläre ihm weiter den Grund für die damalige Schneckenplage, bevor er die Prachtschmerle erworben hatte - so, wie ich es vorhin eben beschrieben habe - und füge noch den für den Kunden fatalen Satz bei, dass ausgerechnet nur eben diese Posthornschnecken diese Algen restlos zu vernichten vermögen. Und zwar brauche es für ein l00 l Aquarium etwa 40 Stück oder für ein 250 l Aquarium 12o Stück. Diese grossse Stückzahl ist darum vonnöten, weil diese Algen, die praktisch jedem Algenmittel Trotz bieten, innert drei Wochen gefressen sein müssen, weil bei einer längeren Dauer die noch nicht gefressenen Algen in der Zwischenzeit aussporen würden, sodass an bereits kahl gefressenen Stellen sich wieder Jungwuchs ansiedeln würde. Zwar fressen auch einige Fische diese Algen, wie beispielsweise der Blackmolly. Und sie tun das sogar gewissenhaft, indessen "erwischen" sie die feinsten, nur 2 bis 5 mm langen hellgrünen Algenfäden, die sich wie Rasen oder eben wie die Härchen eines Samtgewebes über die Oberfläche von Blättern und Gegenständen erheben, nie an deren Grund, sodass sie stets nachwachsen, und dadurch einen ebenso unschönen Belag ergeben wie die nicht abgezupften. Die Posthornschnecken hingegen vertilgen sie "von der Wurzel auf", sodass sie nicht mehr sind, und zwar fressen sie dabei regelrechte Gänge durch diese Algenfelder. Diese Gänge werden mit der Zeit stets zahlreicher, sodass am Ende nur noch wenige "Inselchen" dieser Algenfelder übrig bleiben, bis auch diese noch - der grossen Anzahl Schnecken wegen verschwunden sind. Eine Vermehrung der Schnecken ist trotz ihrer grossen Zahl solange nicht mehr zu befürchten, als nach den oben aufgeführten Regeln und über einen Futterring gefüttert wird - möglichst in vielen kleinen Portionen gegeben. Ist eine solche zusammenhängende und umfassende Geschichte nicht viel schöner und das ganze Gemüt belebender und auch ein viel umfassenderer "Ausflug" in den Lebensbereich der Natur, der auch schon hundertfacher Erprobung standgehalten hat, als die toten Zahlen ungezählter Testergebnisse entlang des vor allem kommerziell überaus breitgetretenen, allgemeinen Aquaristikpfades?"
Herr Schneider hat auf seiner Webseite sehr viel Grundlagenwissen zusammengefaßt. Das Webdisign ist schon etwas älter, man kann leider nicht direkt verlinken. Die o.g. Zitate sind aus "Algen! ein Problem!".
Kurz nach dem Start eines Aquariums wird jede neu auftretende Schnecke, meist Blasen- oder Posthornschnecken, und deren Gelege noch freudig mit der Lupe verfolgt, weil sich endlich was lebendiges regt. Nach ein paar Monaten läßt wegen der Vermehrungsfreudigkeit der genannten Kandidaten bei dem ein oder anderen die Begeisterung schnell nach. Aber wie kam es nun zur Massenhaften Vermehrung diese kleinen Helfer im Aquarium?
Die Babys von Posthorn- und Blasenschnecken benötigen weiches Futter in Form von zersetzenden Pflanzenteilen oder Fischfutter oder Bakterienrasen. Nur wenn diese Komponenten massig vorhanden sind, können sie sich auch massig vermehren. Ohne die Schnecken wäre der Abbau von sich zersetzenden Pflanzenteilen oder Fischfutter auf Bakterien und Microorganismen beschränkt. Dies dauert viel länger oder es würde sogar Fäulnis entstehen. Das wäre das Letzte was wir wollen. Das massenhafte Auftreten von Posthorn-, Blasen- oder Turmdeckelschnecken rettet dem Aquarianer also buchstäblich den A***h. Und jeder Aquarianer, der genug von Ihnen hat kann sich glücklich schätzen, da er ohne sie ganz andere Probleme hätte.
Sie sind wie Regenwürmer im Komposthaufen
In meinem kleinen flachen Becken habe ich locker 100+ Posthorn-, Blasen-, Turmdeckel- und sogar noch Mützenschnecken. Da habe ich gar kein Problem mit. Es sind genau so viele, wie in dem Aquarium gerade benötigt werden. Ich mache mir auch keine Gedanken, wenn eine Art dominieren sollte. Dann passen die Bedingungen halt für die anderen gerade nicht.
Schnecken sind die Hilfsarbeiter des Aquarianers bei der Beckenflege
Hier möchte ich gern noch Herrn Peter Schneider zitieren. Herr Schneider betrieb die einzige Wasserpflanzengärtnerei Europas, die ausschließlich submerse Pflanzen gezogen hat.
"Klagt mir ein Kunde über seine Schneckenplage - besonders Planorbis (Posthornschnecke) -, so erwidere ich ihm, dass er noch grosses Glück habe und fahre fort: "Denn das ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass Sie zuviel füttern! Und das kann weit Unangenehmeres nach sich ziehen als diese Schneckenplage. Denn die einem Laich entschlüpfenden Jungschnecken, können noch keine allzu feste Nahrung - wie Pflanzenblätter oder Algen - verzehren. Sie sind darauf angewiesen, dass Sie als Pfleger des Aquariums ihnen das für sie richtige Futter zukommen lassen. Und das tun Sie offenbar, und zwar mit einem leichten Zuviel von Futter - speziell Flockenfutter. Jene Flocken, die von den Fischen nicht mehr aufgenommen werden mögen, oder die sich bei der Verteilung über die ganze Wasseroberfläche hin und ihrem nachherigen Absinken auf den Boden von den Fischen nicht mehr haben finden lassen, werden durch das Wasser so stark aufgeweicht, dass sie zur vorzüglichen Aufzuchtnahrung für Jungschnecken werden. Aus einem Laich von etwa l00 Körnern wachsen dann 95 bis 99 gross, während bei knapper Fütterung, bei der am Ende keine Flocken mehr übrig bleiben, höchstens drei bis fünf Jungschnecken hochkommen - gerade so viel, dass sie die altershalber Gestorbenen wieder ersetzen können. "Nun", sage ich meinem Kunden weiter, "können Sie nichts anderes tun, als die Schnecken herauszulesen und anschliessend präziser zu füttern. Das Herauslesen können Sie sich dadurch erleichtern, dass Sie abends vor dem Lichtlöschen ein bis drei abgebrühte Salatblätter ins Wasser geben - und zwar in ausgedrückter Form (unter Wasser ausdrücken!), damit sie sofort zu Boden sinken. In der Nacht versammeln sich dann die Schnecken um diesen Schmaus, sodass Sie am Morgen die konzentrierte Menge mit einem Kescher herausheben können. Diese Prozedur, drei bis fünf mal wiederholt, reduziert die Schneckenanzahl ohne allzu grosse Mühe auf ein nützliches Mass. Lassen Sie sich aber ja nicht gelüsten, diese in Ihren Augen lästigen Gäste völlig loszuwerden, denn dann erst würden Sie erkennen, wie nützlich diese Tierchen sind."
Einen ganz gegenteiligen Bescheid muss ich jenen meiner Kunden geben, die mir ein mit Pelz- oder Samtalgen überzogenes Blatt bringen mit der Frage, was da zu machen sei. Ob sie vielleicht zu viel Licht hätten. Ihnen sage ich: "Es stimmt zwar, dass ausgerechnet diese Alge nur bei sehr guten Lichtverhältnissen gedeiht, aber das ist nicht der Grund, weshalb Sie zu diesen Algen gekommen sind. Vorerst will ich Sie fragen: haben Sie nie eine Schneckenplage gehabt?" Zumeist bejaht der Kunde das, denn es gibt nur wenige Aquarien, in welchen grundsätzlich keine Posthornschnecken sein können. Zumeist sind es nur Barschenbecken, weil die meisten Barsche diese fressen. Nach einer Bejahung meiner Frage fahre ich folgendermassen fort: "Dann haben Sie wahrscheinlich eine Prachtschmerle gekauft, weil man Ihnen gesagt hat, dass diese die Schnecken fressen würden?" - "Genau so war es!" ist darauf in den meisten Fällen die mit Verwunderung oder Überraschung gegebene Antwort. Und ich erkläre dann weiter, dass sich der Kunde in diesem Falle entweder für die Prachtschmerle entscheiden müsse oder für ein algenfreies Becken. Denn beides zusammen gehe nun nicht mehr. Und erkläre ihm weiter den Grund für die damalige Schneckenplage, bevor er die Prachtschmerle erworben hatte - so, wie ich es vorhin eben beschrieben habe - und füge noch den für den Kunden fatalen Satz bei, dass ausgerechnet nur eben diese Posthornschnecken diese Algen restlos zu vernichten vermögen. Und zwar brauche es für ein l00 l Aquarium etwa 40 Stück oder für ein 250 l Aquarium 12o Stück. Diese grossse Stückzahl ist darum vonnöten, weil diese Algen, die praktisch jedem Algenmittel Trotz bieten, innert drei Wochen gefressen sein müssen, weil bei einer längeren Dauer die noch nicht gefressenen Algen in der Zwischenzeit aussporen würden, sodass an bereits kahl gefressenen Stellen sich wieder Jungwuchs ansiedeln würde. Zwar fressen auch einige Fische diese Algen, wie beispielsweise der Blackmolly. Und sie tun das sogar gewissenhaft, indessen "erwischen" sie die feinsten, nur 2 bis 5 mm langen hellgrünen Algenfäden, die sich wie Rasen oder eben wie die Härchen eines Samtgewebes über die Oberfläche von Blättern und Gegenständen erheben, nie an deren Grund, sodass sie stets nachwachsen, und dadurch einen ebenso unschönen Belag ergeben wie die nicht abgezupften. Die Posthornschnecken hingegen vertilgen sie "von der Wurzel auf", sodass sie nicht mehr sind, und zwar fressen sie dabei regelrechte Gänge durch diese Algenfelder. Diese Gänge werden mit der Zeit stets zahlreicher, sodass am Ende nur noch wenige "Inselchen" dieser Algenfelder übrig bleiben, bis auch diese noch - der grossen Anzahl Schnecken wegen verschwunden sind. Eine Vermehrung der Schnecken ist trotz ihrer grossen Zahl solange nicht mehr zu befürchten, als nach den oben aufgeführten Regeln und über einen Futterring gefüttert wird - möglichst in vielen kleinen Portionen gegeben. Ist eine solche zusammenhängende und umfassende Geschichte nicht viel schöner und das ganze Gemüt belebender und auch ein viel umfassenderer "Ausflug" in den Lebensbereich der Natur, der auch schon hundertfacher Erprobung standgehalten hat, als die toten Zahlen ungezählter Testergebnisse entlang des vor allem kommerziell überaus breitgetretenen, allgemeinen Aquaristikpfades?"
Herr Schneider hat auf seiner Webseite sehr viel Grundlagenwissen zusammengefaßt. Das Webdisign ist schon etwas älter, man kann leider nicht direkt verlinken. Die o.g. Zitate sind aus "Algen! ein Problem!".