Braucht man CO2 für guten Pflanzenwuchs? Nein, braucht man nicht.
Als ich mit der Aquaristik angefangen habe, hatte ich kein Co2, Beleuchtung mit Glühbirnen und der Filter war ein Schwamm mit einem Sprudelstein in der Mitte. Der Sprudelstein war immer schnell verstopft oder die Membranpumpe ausgeleiert und so kamen da meistens nur ein paar Blasen pro Minute hoch. Die Filterwirkung ging also die meiste Zeit gegen Null. Aber es war ein "Filter" drin, alles gut. Die Aquarien waren immer sehr gut bepflanzt, so Richtung Hollandaquarium.
Zur Wende hatte ich dann ein paar Jahre kein Aquarium, bis ich mir dann Anfang der 90er ein Standardset gekauft habe. Endlich Stand der Technik: Leuchtstoffröhren, Innenfilter. Was war ich glücklich. Ich habe es dann so eingerichtet, wie ich es früher gemacht habe. 5cm feinen Kies, hab ich damals noch gewaschen, dieselben Pflanzenarten wie früher, aber das Wachstum war echt bescheiden. Irgendwie lief es nicht rund. Dann habe ich beim Wasserwerk angerufen, um mich nach den Wasserwerten zu erkundigen. Wurde ins Labor verbunden und habe mich da eine ganze Weile mit dem Chemiker unterhalten. Die einzige Neuerung zur vor den 90er war, daß sie das Eisen fast komplett raus gezogen haben (damit die Hausfrau keine braunen Streifen mehr am Waschbecken hat, unter anderem). Dafür gab es dann Eisendünger im Handel. Der hatte aber auch nicht die gewünschte Wirkung. An den Pflanzenwuchs wie in den 80er Jahren bin ich nicht ran gekommen.
In den 2000er habe ich mir dann eine CO2-Anlage zugelegt und mit mineralischer Düngung angefangen. Da wuchs es wesentlich besser. Der Preis war jede Woche Pflanzen zurückschneiden und mindesten 1/3 Wasserwechsel, damit sich nicht einzelne Bestandteile des Düngers, den ich über die Woche reingekippt habe, anreichern. Das artet dann schon mal in Arbeit aus. Plus die Kosten für Dünger und Co2. Dann schaut man ständig auf die abgeschnittenen Stängel, wenn sie wieder austreiben ist es ein paar Tage schick, danach schon wieder zugewuchert. Die heute üblichen Filter, vor allem die Außenfilter mit den vielen Schwämmen, ziehen den Dünger aus dem Wasser und die starke Strömung treibt das zugegebene CO2 wieder aus. Der Nik im Nachbarforum hat dann das Konzept der Geringfilterung in Verbindung mit Sandboden entwickelt. Das war eine große Verbesserung und jeder, der Co2 nutzt und mineralisch düngt, sollte sich das unbedingt mal durchlesen.
Also irgendwann stand für mich Aufwand und Nutzen einer CO2-Düngung in keinem vernünftigen Verhältnis mehr. Und so habe ich 2020 die CO2-Anlage und den Filter aus meinem Aquarium verband. Seitdem ist mein Pflanzenwuchs wieder, wie in meinen Anfangsjahren der Aquaristik bei gleichzeitig geringstem Pflegeaufwand

Bereuen tue ich trotzdem nichts. Das war eine jahrelanger Lernprozess, in dem ich mir sehr viel Wissen erarbeitet habe.
Das wichtigste für einen guten Pflanzenwuchs und eine stabile Beckenbiologie ist aus meiner Sicht, ein mindestens 5-8 cm hoher Bodengrund aus Sand oder feinem Kies und eine geringe Filterleistung. Völlig unabhängig von der Co2 Zugabe. Der wichtigste und effizienteste Filter im Aquarium ist der Boden. Da landen auch zuerst die Exkremente der Fische und da haben die Pflanzen ihre Wurzeln um die durch den Zersetzungsprozeß entstehenden Nährstoffe gleich wieder aufzunehmen.