Hallo,
Das eine sehr hohe Besatzdichte auch eine höhere Keimdichte mit sich zieht, ist wohl ebenfalls voraus zu setzen,
Würde ich nicht generell unterschreiben.
Aber nochmals: Sind viele Keime imer schädlich?
Ja, Keime verursachen Stress, aber dieser Stress immunisiert.
Die Huminsäuren oder Seemandelbaumblätter verursachen nachweislich genauso Stress, aber auch sie immunisieren.
Mittlerweile schickt man Kinder auf den Bauernhof oder in den Wald, um sie vielen Keimen auszusetzen.
Bei Stress kommt es auf die Dosis an. Zuviel Stress macht krank.
Aber was ist zuviel?
Ja, ich kann zu meinem Gedanken bezüglich Keimdichte und Stress keine Beweise anführen. Aber wenn ich Lebewesen in ein Glasbecken in meinem Wohnzimmer setze, übernehme ich Verantwortung. Und so lange mir keiner das Gegenteil beweisen kann, bin ich doch lieber zu vorsichtig und besetze ein Becken mit Bedacht als zu sehr "haben wollen" zu betreiben und die Fische eventuellen Risiken auszusetzen.
Da kann ich Deinem Beitrag nur voll und ganz zustimmen.
Ich will hier auch nicht bashen, sondern diskutieren und lernen.
Dafür spiele ich auch schon mal den
Advocatus Diaboli.
Ich selber halte 15 C. sterbai und einen Antennenwels auf 450l. Ist nicht gerade ein Überbesatz.
Aus meiner Erfahrung mit einem großen Aquarium und einem gemäßigten Besatz mit kleinen Fischen ist das Verhalten der Tiere ganz anders als, wenn sie sich in einem kleinen Becken drängen. Meine Enkeltochter hat auch Blaue Neons und Zwerg Corydoras. Aber bei Ihr im 80 cm Becken bekommst Du die kaum zu sehen. Bei mir auf 1,6 Meter ziehen die in der Gruppe ihre Bahnen längs durchs Becken.
Das ist Deine Erfahrung, oder eigentlich mehr eine Beobachtung.
Das Verhalten kann von vielen Faktoren abhängen: Pflanzendichte , Strukturierung, Helligkeit usw.
Ich hatte in 80 cm und auch in 140 cm immer sichtbare Neons mit Corys. Auch nur eine Beobachtung.
Die Sache mit den keimen habe ich ehrlich gesagt nie verstanden. Da die Teilung und damit die Verdopplung der Keime ja vermutlich nicht 7 Tage dauert muss diese doch durch andere Umstände begrenzt werden als durch Wasserwechsel und die Anzahl der Fische. Warum sollen bei mehr Fischen mehr Keime vorhanden sein? Und warum soll ein regelmäßiger Wasserwechsel effektiv dagegen helfen?
Gesunde Fische verursachen wenig Keime.
Aber das Futter für
viele Fische verursacht
viele Keime.
Diese Keime sind aber meist Futter- und Kot-Fresser, also keine Krankheitserreger.
Aber auch Krankheitserreger müssen futtern und profitieren evtl. von Futterresten.
Das kann für sie aber nicht so optimal laufen, sonst wären sie nicht auf Fische angewiesen um sich zu vermehren.
Aber trotzdem ist die Keimdichte generell
kein einheitliches Maß für eine Fisch-Schädlichkeit.
Natürlich kann bei einem engen Fischbesatz ein schädlicher Keim schneller einen Wirt finden und sich schneller verteilen.
Erleben wir ja gerade leidvoll...
Zur Keimbelastung gibt es auch Veröffentlichungen.
Diese besagen, dass in einem Aquarium generell mehr Keime im Wasser zu finden sind, als in der Natur.
Das ist aber selbst bei einem reinen Pflanzenaquarium schon der Fall!
Oft wird für den Keim-Test einfach ein
Agar-Tauchtest verwendet.
Dieser Test bestimmt nur die Anzahl der Keime die auf "diesem" Medium(Agar) wachsen.
Es gibt durchaus Keime, die andere Medien brauchen und somit mit diesem Test nicht erfassbar sind.
Der Test wird in das Aquarienwasser getaucht und dann für einige Zeit inkubiert.
Schon da werden von vielen Anwendern die ersten Fehler gemacht.
Auf der Agar-Fläche vermehren sich die Bakterien so stark, dass sie für das bloße Auge als Fleck sichtbar werden.
Die Anzahl der Flecken bestimmt die Keimzahl.
Der Test ist nicht schlecht: Agar ist ein Kohlenhydrat das aus Algen gewonnen wird.
Für Wasserbakterien also schon OK.
Allerdings sagt der Test nichts über die Schädlichkeit der Bakterien aus!
Würde man einen solchen Test mal kurz in den Filter stecken, so gäbe es nur einen einzigen riesigen Fleck!
Da sitzen aber unsere
nützlichen Bakterien. Dem Test ist das egal!
Schaut man mal in ein Natur-Biotop, so findet man Kies, Sand, Felsen, aber oft auch 10-15 cm hohe Mulmschichten!
Die Bakteriendichte dort dürfte um mehrere Potenzen höher als im Wasser sein.
Trotzdem wühlen die Fische mit Begeisterung oder eher mit Hunger dort herum und überleben das.
Wenn sich die Keime innerhalb von einer Woche verdoppeln[..]
Die verdoppeln sich sogar meist in 20 min. Deshalb ist Wasserwechseln, um die Keimdichte zu verringern, nutzlos!
Aber indirekt kannst verringerst Du schon die Keimdichte, weil Du mit dem Wasser auch gelöste Bakteriennahrung entfernst.
Das ist aber nicht so viel, wie man möchte, da der größte Teil ja im Boden und Filter ist. Und da sitzen dann natürlich auch die Bakterien.
Wenn ich das Bild anschaue, finde ich es gar nicht so tragisch, als es die Besatzliste es vermuten hätte lassen.
Das war auch mein erster Gedanken.
Ich habe was interessantes auf
Garnelenhaus gefunden:
Bakterien können sich nur dann vermehren, wenn auch entsprechend Nahrung vorhanden ist. Als „gute Bakterien“ werden oft die nitrifizierenden und denitrifizierenden Bakterien bezeichnet, es gibt aber auch unzählige andere, die ihre positive Arbeit im Aquarium verrichten. Sind die Bedingungen für diese Nützlinge unter den Bakterien günstig, verdrängen sie pathogene Keime. Diese Wirkungsweise ist besonders wichtig für die Bewohner von Altwasserbecken und stellt sowohl eine Begrenzung für die Gesamtkeimdichte dar als auch eine Regulation der pathogenen Keime.
Hier sorgt sogar eine hohe Keimdichte für gesundes Klima!
Die Keimzahl oder eher noch die Keimqualität spielt eine Rolle.
Da gibt es auch nachweislich Unterschiede bei Fischarten.
Fische lassen sich in Grenzen an gewisse Keimzahlen/Qualitäten anpassen, sonst würde in unseren Aquarien kein einziger Fisch überleben.
Es gibt Aquarianer, die nur durch Reduzierung der Keimzahl ihre Fische am Leben halten können.
Dann gibt es aber Becken mit enorm hohen Keimzahlen, in denen die Fisch gesund leben.
Wie passt das zusammen?
Dazu noch etwas von Garnelenhaus:
Der biologische Kreislauf muss in so einem System allerdings perfekt ablaufen. Der Eintrag von organischem Material muss im Gleichgewicht mit der Fähigkeit des Beckens stehen, dieses zu verwerten. Es muss ausreichend Oberfläche vorhanden sein - dies kann man in Form von viel Biomasse (Pflanzen) und einem guten Filter erreichen.
Bakterien verstoffwechseln organisches Material (z. B. Tierkot und übrig gebliebenes Futter) zu anorganischem
Nitrat, welches durch Pflanzen und/oder
denitrifizierende Bakterien verbraucht wird. Dazu müssen jedoch den Nitratverbrauchern gute Bedingungen gewährleistet werden.
Funktioniert dieser Kreislauf nicht, hat dies ein stetiges Steigen der Belastung durch Nährstoffe und Keime zur Folge.
Wenn ein Aquarianer diese Kreisläufe nicht versteht und unterstützt, dann wird er tatsächlich nur durch die Verringerung der Keimzahl Erfolg erzielen. Für ihn ist dann die Keimzahl wichtig.
Viele pauschalen Behauptungen passen einfach nicht zusammen.
Deshalb ist Keimdichte, genauso wie Stress, ein schwer fassbarer und komplexer Sachverhalt.
Wo die Grenze ist ist eine gute Frage.
Das ist halt schwer zu sagen und kann ganz unterschiedlich sein.
Wenn in diesem Falle der Buntbarsch seit 4 Monaten der einzige Tote ist, würde ich mich nicht trauen von Keimdichte oder Stress zu reden.
Gruß
Stefan