Entwicklung der Aquaristik

Krallenkröte

Mitglied
Hier Mal eine Frage an die Langzeit-Aquarianer:

Ich hatte als Jugendliche vor ca. 12 Jahren ein Aquarium und auch im Familienkreis waren mehrere Aquarien vorhanden.
Ich muss aber sagen, dass Standards, die es heute gibt (was unbestritten wichtig ist!) damals nie Thema waren.

Da hat niemand Wassertests gemacht - geschweige denn Tröpfchentests schonmal gesehen.
Wörter wie Einlaufphase, Nitrit usw. Waren mir bis zur Anschaffung meiner aktuellen Becken komplett fremd.
Und von der Tierhaltung will ich gar nicht anfangen. Es hatte ja jeder das obligatorische 54l Becken und darin vom einzelnen Zwergkrallenfrosch bis zum Antennenwels alles drin.
Mein Mann hat mir das selbe Phänomen geschildert (kommt aus ner anderen Regionen also ich bin nicht unter bösartigen Tierquäler großgeworden)

Meine Frage ist - wann kam so der Umschwung? Wer hat ihn mit live erlebt? Wie habt ihr ihn erlebt?
War das schleichend oder ging das (bsp. Durch das Internet) dann doch Recht schnell?

Finde das ein sehr interessantes Thema und würde mich freuen, wenn hier ein netter Austausch zustande kommt :)
 

Snowgnome

Mitglied
Hi,

also den "Umschwung" gab es nicht erst innerhalb der letzten 12 Jahre. Das hängt - so vielleicht auch bei dir - wohl eher damit zusammen, dass man seine Einsteigerfehler erst merkt, wenn man tiefer in die Materie einsteigt. Und das ist bei vielen - so denn überhaupt - erst der Fall, nachdem das erste Aquarium steht. Ungeachtet hat sich natürlich in der Zeit, seitdem ich mich mit der Aquaristik befasse (seit ca. 1985), viel zum Guten - soll heißen: zum Wohl der Tiere - entwickelt. Beispiel meinerseits: Früher hieß es oft, das so ziemlich jeder Cichlide jeseits der Größe vom Apistogramma & Co. aggressiv sei. Wenn man die Tiere aber in ausreichend großen Becken hält, relativiert sich das ganz schnell. Und in den 80er gab es sicherlich weniger Becken jenseits der 300 Liter als heute, da galt ein 100-Liter-Becken ja schon fast als überdurchschittlich. Und meine ganz persönlichen Erfahrungen. Malawis in 800 Litern (so wie jetzt) zu halten ist weitaus schöner/entspannter als in 300 Litern, wie ich es vor ca 18 Jahren gemacht habe
 
Zuletzt bearbeitet:

DieDa84

Mitglied
Guten Abend,

ich glaube auch, dass es keinen Umschwung in der Gesellschaft gab, sondern das es sich um einen persönlichen Umschwung handelt.

Ich habe 2007 das 54 Liter Aquarium von meinem Bruder übernommen, mit einem katastrophalen Besatz. Da mir das Tierwohl schon immer wichtig war (und Internet bereits keine Unbekannte mehr) habe ich mich sehr schnell belesen und versucht, den Zustand ins bessere zu wandeln.

Ich kenne auch heute noch Leute, die sich nicht mit der Materie befassen und für die ein Aquarium ein reines Deko Objekt ist.
Und höre im Fachhandel wahrliche Horrorgeschichten, wenn ich dort shoppen gehe.

Und es ist, wie mit allen Themen heutzutage. Wenn dich ein Thema interessiert, bist du schnell in der Bubble drin, die dir dann selbstverständlich ist.

Edit:
Und ich denke, heute findet man Dank WWW Gleichgesinnte einfacher.
 

Wolf

Moderator
Teammitglied
Hallo,
Also ich hatte in den 70ern schon Tröpfchentest, allerdings wusste ich nicht wirklich was damit anzufangen, bzw mit dem Ergebnis. Damals war mein 160 Liter Aquarium schon was großes und mehr als 240 Liter stand beim Händler nicht rum. Osmose und Co2 betrachtete man noch für Dinge von einem anderen Stern.
L. G. Wolf
 

Ago

Mitglied
Hallo!

Tierschutz hat viel mit eigenem Wohlstand zutun. Deshalb gab es da auch keinen Umschwung an einem bestimmten Punkt, sondern eine Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg.

Diese Entwicklung betrifft nicht nur die Aquaristik, sondern sämtliche Tierhaltung.
In den 70er Jahren hatte ich eine Nachbarin, die Vollzeit berufstätig war und einen Hund hielt. "Amor" wurde morgens vor die Tür gesetzt, beschäftigte sich tagsüber mit streunen und saß abends wieder vor der Tür, wenn Frauchen nach Hause kam. Damals hat das keinen interessiert, heute würden Nachbarn sofort das Veterinäramt informieren und der Hund würde der Frau weggenommen.
In den 80er Jahren habe ich mit der Reiterei begonnen. Anbindehaltung in Ständern war damals noch völlig normal. Ich weiß nicht, ob sie inzwischen gesetzlich verboten ist, aber heute würde kein Reitstall Kunden gewinnen können, wenn Pferde in Ständern angebunden wären.
Es hat sich insgesamt viel getan ...

Wir schimpfen heute z.B. über Kettenhunde in Rumänien oder magere Touristenausflugspferde in Tunesien, die trotz kleiner Wunden arbeiten müssen. Dabei vergessen wir, daß diese Menschen genauso wie wir ihre Tiere lieben, aber daß wir für das Durchschnittseinkommen in diesen Ländern nicht aus dem Bett aufstehen würden und daß dort Menschen hart arbeiten müssen (Härter als die meisten von uns es je kennengelernt haben.), um ihre Kinder satt zu bekommen.

Es ist ein Fakt, daß Tierschutz und Tierrechte mit dem Wohlstand eines Landes steigen. Tierschutz muß sich eine Gesellschaft leisten können.

Würden wir in Deutschland zum Beispiel durch einen Krieg (Sorry, ich will nicht auf aktuelles Geschehen verweisen. Das dient nur der Verdeutlichung.) in Not und Armut versinken, würden wir auch wieder Nachbars Katze als Dachhasenbraten verarbeiten und Tierhaltung wäre vorrangig Nutztierhaltung. Niemand würde sich aufregen, wenn Tiere suboptimal gehalten würden, weil wir einfach andere Sorgen hätten.
 
G

Gelöschtes Mitglied 45257

Guest
Hallo,

Interessantes Thema, dazu kann ich auch was sagen. Ich hab mein erstes Aquarium vor 14 Jahren bekommen. Da war ich 12. Es war ein 60x30x30 Standart Becken. Mein Vater hatte schon immer Aquarien und hat das auch mit mir eingerichtet und mir auch die Fische gekauft. Das Becken war gut bepflanzt, hatte Höhlen und Wurzeln. 3-4 Wochen später kam ich von der Schule. Papa hatte Fische gekauft. 2 Panda Panzerwelse, 5 Neons, 3 Schwertträger und 2 “Fensterputzer”. Als ich älter wurde und mich mehr mit Aquaristik auseinander gesetzt habe bin ich auch in verschiedenen Foren aktiv geworden. Dann habe ich auch erstmal gesehen was für eine Grütze ich da im Becken hatte. Schwertträger nicht unter 100cm. 5 Neins ist kein Schwarm, Antennenwelse viel zu groß. 2 Panzerwelse brauchen wir auch nicht drüber reden… Mit 16 Stieg ich dann auf ein 112er um. Hab die Schwertträger und die Antennenwelse ab und die Diskussionen mit meinem Vater haben begonnen. Da kamen dann aussagen wie die Fische passen sich dem Becken an. Das sagte man früher glaub ich lieber als Krüppelwuchs aufgrund falscher Haltungsbedingungen. Mit der Zeit tauchte ich immer mehr in die Thematik ein und eignete mir viel Wissen an. Teils von anderen Aquarianern und teils selbst angelesenes. Aber das alles beginnt bei einem selber. Würde ich ohne irgendeine Ahnung morgen in einen Zoofachladen gehen und sagen ich hab ein 160 Liter Aquarium Spazier ich da ne halbe Stunde später mit 2 Skalaren 20 Neons nem Feuerschwanz und nem Paar SBB raus. Ich geb nicht mal den Verkäufern die Schuld. Die haben eh in 90% der Fälle keine Ahnung. Es liegt an jedem selbst sich VORHER!!! über die Tiere zu informieren die man sich kaufen möchte. Das machen nur leider die wenigsten die frisch mit der Aquaristik anfangen. Oft hört man ja es ist ja nur ein Fisch. Also wenn ich bedenke das auch ohne Fische in meinem Rio 240 knapp 800€ flöten gegangen sind überleg ich mir 3 mal was ich da rein setze und möchte wenn möglich alles daran setzen die Tiere die ich teils für teures Geld da rein kaufe auch gesund zu halten und vor allem Artgerecht (widersprüchlich in der Aquaristik ich weiß) damit sie sich auch eines langen Lebens bei mir erfreuen und ich lange Freude an ihnen hab.
 

cheraxfan2

Mitglied
Hi,
Ich muss aber sagen, dass Standards, die es heute gibt (was unbestritten wichtig ist!) damals nie Thema waren.

Da hat niemand Wassertests gemacht - geschweige denn Tröpfchentests schonmal gesehen.
Wörter wie Einlaufphase, Nitrit usw. Waren mir bis zur Anschaffung meiner aktuellen Becken komplett fremd.
Hi,
das lag halt am Nichtwissen. Das ein Aquarium eingefahren werden muß und für einige Fischarten die Wasserwerte wichtig sind war schon immer so. Mir selbst sind diese Begriffe seit 1970ern bekannt und ich meine Ratestäbchen gibt es auf jeden Fall seit den 1980ern. Die Zusammenhänge der Nitrifikation im Aquarium waren auch bekannt. Allerdings nicht wie heute, solche Sachen wußten nur Mitglieder von Aquarienvereinen oder Leute die sich intensiv mit der Materie beschäftigten. Es gab kein Internet, keine Foren, wer etwas wissen wollte musste das auf anderen Wegen in Erfahrung bringen. Dafür war der Aquaristische Handel noch nicht so stark den Gesetzen des Marketings unterworfen wie heute.
 

May

Mitglied
Guten Morgen zusammen,

meine früheste Erinnerung beginnt mit dem 54l Becken meiner Mutter, voll mit Mollys, Neons und drei Antennenwelsen.

Die Mollys hatten dauerhaft Ichthyo, die Neons starben wie die Fliegen. Verluste wurden regelmäßig nach gekauft ( ,,lieber zwei Mollys mehr, da sterben eh noch welche" ).

Als Kind im Grundschulalter dachte ich, dass sei normal.

Erst, als ich meine eigenen Aquarien hatte und anfänglich Schwierigkeiten, tauchte ich weiter in die Materie ein, tauschte mich aus und probierte rum.

Gruß Astrid
 

Erich Wien

Mitglied
Hallo!

Eine neue und eigentlich recht sympathische Richtung in der Aquaristik, ist mit dem Ansatz des "Aquascapings" enstanden.
Und damit einhergehend, auch ein gewisser Trend zu kleineren Becken.
Und auch dem Anspruch, dass nicht der tierische Besatz das Wesentlichste ist, sondern das Aquarium als Gesamtes zu einem "Schmuckstück" wird. Quasi ein Ökosystem als Deko-Element.
Aber wie alles, hat auch dieser Trend ein paar seltsame Nebeneffekte mit sich gebracht.
Alles muss dabei im Turbo-Modus laufen - von gigantischen Lichtmengen, über CO2-Geballere und Nährstofff-Überdüngung.
Und wenn in einer Woche mal eine Pflanze im Wachstum geschwächelt hat, macht man sich Gedanken was falsch laufen könnte.
Die Geduld und Ruhe welches dieses Hobby immer in sich hatte, sind hier völlig verschwunden.
 

cheraxfan2

Mitglied
Eine neue und eigentlich recht sympathische Richtung in der Aquaristik, ist mit dem Ansatz des "Aquascapings" enstanden.
Hi Erich,
"entstanden" ist dieser Trend nicht. Die ganze Geschichte um die Nanobecken und Aquascaping war von Anfang an ein Marketingknüller und wurde erschaffen. Trotzdem hat es frischen Wind in die Aquaristik gebracht, der bitter notwenig war und immer noch ist.
 

JoKo

Mitglied
Hi,
...mit dem Ansatz des "Aquascapings" enstanden....Die Geduld und Ruhe welches dieses Hobby immer in sich hatte, sind hier völlig verschwunden.
da hast Du wohl nicht unrecht. Es klingt aber für mich etwas negativ so wie Du es schreibst. Vielleicht hast Du es gar nicht so negativ gemeint?
Ich sehe es positiv: eine zusätzlicher Weg der Aquaristik. Nicht meine Welt. Man muss es nicht so machen, kann aber wenn es einem so gefällt. So lange es den Tieren dabei gut geht, passt das schon.
 

Fritz5

Mitglied
Hi

ziemlicher Zufall gerade: über nen online game den Shop www.garnelaxia.at gefunden; spezialisiert auf Aquascaping und Nanobecken so wie es aussieht. Vielleicht ist das ja was für unsere süddeutschen Freunde!
 

Fritz5

Mitglied
Hi,

hehe ist mir bewusst. Zu meiner Verteidigung: ich gehe mal davon aus, dass die auch nach Dtl liefern, beides liegt unterm Weißwurstäquator und es könnte näher sein als manche andere Onlineshops aus BRD ;)
 

Wolf

Moderator
Teammitglied
Hallo Fritz,
Ich habe mal reingeschaut. Der Versand ist natürlich etwas teurer und die Fische sind wirklich nicht verschenkt, aber er hat interessante Sachen da.
L. G. Wolf
 

Josepe

Mitglied
Haha ich wollte schon erwähnen das 150 Mindestbestellwert bei Wolf nicht das Problem sein muss.

mal zum Thema:

ich kann aus der Kindheit (so 2000 rum) nur von Teichen berichten. Wir sind damals in ein Haus gezogen, dass davor von einem Biologen bewohnt wurde. Toller Garten und toller naturteich mit Molchen (in Berlin!). Lief toll bis der neue Freund meiner Mutter mal auf die Idee kam das Teil zu reinigen…. Liegt wohl in der Natur des Menschen es erst mal klinisch rein zu wollen, ich lese zumindest viel von Anfängern die wöchentlich den Filter reinigen. Und dann beließt man sich. Den Teich konnte man damals nicht retten.

mittlerweile ist meine Mutter auch in einen bewaldeteren Teil berlins gezogen, da hat sie jetzt so viele Wildschweinen das andere Tiere nicht mehr nötig sind.

lg Charlotte
 
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