Vergesellschaftung von Makropoden und Schwertträgern

Henny

Mitglied
Ein herzliches Hallo an alle Mitglieder dieses Forums,

ich habe mich gerade neu angemeldet und bin nun ganz gespannt, weil ich noch nie aktiv an irgendeinem Forum teilgenommen habe.

Ich möchte gerne wissen, ob jemand von Euch Erfahrung mit der Vergesellschaftung von Schwertträgern und Makropoden hat.

Es handelt sich um ein 200 Liter Becken (100 cm Länge), dicht beflanzt, aber mit genug freiem Schwimmraum.

Besatz:
Schwertträger: 1 M und 6 W, etliche Babys und Jungfische
3 Guppy - Männchen
6 Corydoras trilineatus (Dreilinienpanzerwelse)
9 Otocintlus (Ohrgitterharnischwelse)
1 LDA 67 - Männchen (Panaqolus spec. aff. maccus) (Zierbinden-Zwergschildenwels)
6 Rennschnecken
diverse Turmdeckelschnecken

Zum Hintergrund:
Mitte 2009 habe ich mit einem 80ger- Becken mit der Aquaristik begonnen. Mein Anfangsbesatz bestand aus typischen 'Anfängerfischen' - Guppys und Platys, natürlich, wie empfohlen, zwei Weibchen auf ein Männchen. Dann kam das 100er- Becken hinzu, was mit besagten Schwertträgern besetzt wurde. Tolle Fische! Über die ersten Babys war ich natürlich entzückt, die Begeisterung ließ aber relativ schnell nach. Wohin bloß mit dem ganzen Nachwuchs? Dann habe ich mir ein 60ger-Becken für die Aufzucht der Jungfische angeschafft. Aber in meiner Umgebung nehmen die großen Zoohandlungsketten gar keine Fische von privat. Es gibt nur eine kleine freie Zoohandlung, die zwar gerne Lebendgebährende von privat abnimmt, aber aufgrund geringen Umsatzes kaum Bedarf hat. Das Guppy-Problem habe ich inzwischen gelöst, an den Platys arbeite ich noch. Die Schwertträger werfen wie verrückt. Weil ich keinen kontinuierlichen Abnehmer habe und ich mir beim Einfangen der Jungfische fast immer meine Bepflanzung ruiniere und/oder die Tiere gar nicht erwische, habe ich mich nach einer Fischart umgesehen, die gerne ein paar Babys futtern würde, aber ansonsten nicht zu agressiv ist. Die meisten Fische kommen bei meinem harten Wasser gar nicht in Frage (PH 7,7 / GH 14 / KH 10) oder würden meinen Besatz gleich völlig zerpflücken, z.B. Streifenhechlinge. Makropoden können diese Wässerwerte wohl gut ab. Außerdem finde ich diese Tiere sehr schön und interessant, wenn sie nicht blasse Zuchtformen sind. Allerdings driften die Infos über ihre Agressivität doch weit auseinander.
Ein entfernter Bekannter möchte nun zwei Pärchen aus einem Wildfang abgeben. Ich habe diese Tiere noch nicht gesehen, überlege aber schon, eventuell ein Pärchen davon zu nehmen.
Die drei Guppys könnte ich in eine anderes Becken umsetzen (habe inzwischen insgesamt fünf Becken), da diese wohl gefährdet wären.

Nun aber wieder zu meiner Frage:
Würden die Makropoden die halbstarken und erwachsenen Schwertträger angreifen oder extrem stressen?
Vergehen sie sich vielleicht sogar an den Welsen?

Über Erfahrungsberichte wäre ich sehr dankbar.

Danke und viele Grüße von

Henny
 
Hallo Henny,
ich gehe mal davon aus, wir sprechen über Macropodus Opercularis, den roten oder blauen Paradiesfisch?
(Es gibt ja noch andere "Makropoden", die eigentlich gar keine sind und nur so genannt werden, z.B. Spitzschwanz-Makropoden, Pseudosphromenus dayii).
ich hatte mal Schwertträger und habe Makropoden (M. opercularis), allerdings nicht zusammen in einem Becken.
Ich würde sagen, es kann funktionieren, muss aber nicht - und ideal ist die Kombination eher nicht.
Meine Makropoden sind nicht aggressiv, aber durchaus "selbstbewusst". Ich halte sie mit kleinen Salmlern und Bodenfischen, und würde ihnen eher keine anderen vergleichbar großen, vergleichbar selbstbewussten Fische vor die Nase setzen.
Gleichzeitig würde ich auch, entgegen dem, was man häufig liest, von einer Paarhaltung bei Makropoden absehen und lieber eine Gruppe nehmen, bei gleicher Verteilung von Männchen und Weibchen, sodass sich innerhalb der Gruppe Paare finden können. Makropoden haben ein ganz faszinierendes Sozialverhalten, sie bilden eine Rangordnung untereinander aus, die mit "Scheingefechten" aufrecht gehalten wird. Sie erkennen sich also untereinander als Individuen. Dadurch dass sie auch bei der Brutpflege relativ statisch unter dem Nest stehen und die Eier bewachen, haben auch die Mitfische Ruhe, sobald sie mal gelernt haben, nicht direkt in die "Sperrzone" einzudringen.
Makropoden sind sehr intelligente Tiere (sofern man bei Fischen von Intelligenz sprechen kann) und werden auch richtiggehend zahm. Vergleichbares habe ich nur bei größeren Fadenfischen (Trichogaster) erlebt. Dieses "Erlebnis" würde ich nicht dadurch schmälern wollen, dass die Makropoden durch lebhafte Lebendgebärende in ihrer Entfaltung behindert würden.
Für Wildfänge und deren erste und zweite Nachzucht-Generation gilt das doppelt. Von meiner Makropoden-Gruppe ist einer eine Erwerbung aus dem Zoohandel, die anderen die erste Nachzucht-Generation von Wildfang-Eltern. Der aus dem Laden war anfangs völlig "gaga" und benahm sich sehr merkwürdig, bis die anderen ihm beibrachten, wie das bei Makropoden "funktioniert". Mittlerweile hat er sich gut eigefügt und zeigt das gleiche Verhaltensspektrum wie die anderen.
Also, um Deine Frage konkret zu beantworten:
Ob die Makropoden die Schwertträger stressen oder umgekehrt, kann passieren, muss aber nicht.
Die Bodenfische werden von den Makropoden mit ziemlicher Sicherheit ignoriert.
Guppys müssen, wie Du richtig erwähnt hast, jedenfalls ausziehen, weil die Flatterflossen den Jagdtrieb der Makropoden wecken. Endlerguppys ohne Flatterflossen sind kein Problem.
Vielleicht kannst Du ja die Schwertträger anderweitig unterbringen? Zwei Wildfangpaare M. Opercularis, da geht einem ja das Herz auf :)
Übrigens würde ich bei Deinen Wasserwerten auch Fadenfische nicht sofort von der Hand weisen. Trichogaster beispielsweise sind recht anpassungsfähig. Ich halte seit fast drei Jahren Trichogaster microlepis in vergleichbarem Wasser, ohne Probleme und Krankheiten. Nur Nachwuchs kommt keiner durch.
Allerdings gilt für Fadenfische Ähnliches wie für Makropoden: auch hier ist die Vergesellschaftung mit Lebendgebärenden nicht gerade ideal.
Viele Grüße,
Susanne
 

Henny

Mitglied
Hallo Susanne,

ich danke Dir herzlich für Deine umfangreiche Antwort.

Also werde ich es mit den Makropoden erst einmal sein lassen. Folglich gehe ich dann weiter auf Jungfischfang und lasse die adulten Schwertträger 'auslaufen'. Dann werde ich mich an die Makropoden wagen.

Ist mein Becken denn nicht für mehrere Pärchen/Männchen zu klein? Ich habe gelesen, dass sich adulte Makropoden-Männchen fast wie Kampffische bekämpfen sollen?!

Habe ich bei den Makropoden dann das selbe Nachwuchsproblem, nur mit einer anderen Fischart?

Herzliche Grüße von

Henny
 
Hallo Henny,
Garantien kann man natürlich nie aussprechen, aber nach meinen Erfahrungen würde ich ohne Bedenken zwei, drei Paare in einem 100-cm-Becken halten. Bei mir leben sie in 80 cm, was ich allerdings auch für die Untergrenze halte. Meine Wildform-Makropoden sind aber auch ein bisschen zierlicher als die "normalen". Ich habe sie in das Becken übernommen, weil der Experte, von dem ich sie bekommen habe, mir versicherte, es sei kein Problem, und er hat Recht behalten.
Auschlaggebend bei Makropoden ist, unabhängig von der Beckengröße, die Einrichtung. Sie brauchen viel Grün und evtl. etwas wie eine markante Wurzel, um ihre Reviere abstecken zu können. In sehr freiem Wasser ohne Rückzugsmöglichkeiten kann es vielleicht eher zu Spannungen kommen. Nach meiner Erfahrung lebt aber eine Gruppe jedenfalls harmonischer zusammen als ein Paar, denn auch bei einem Paar kann es zu Unstimmigkeiten kommen (nicht automatisch ergibt 1M - 1W aucb ein Pärchen).
Makropoden bekommen zwar viel Nachwuchs, aber zumindest bei mir kam noch nie etwas durch. Einen Teil daran tut sicher das harte Wasser, einen anderen die Eltern, wenn sie die frei schwimmenden winzigen Jungen fressen. Wenn man also hier Nachwuchs vermeiden will, hat man weniger Probleme als umgekehrt.
Ich frage mich auch, warum die Schwertträger ihre Jungen nicht fressen? Bei meinen Guppys kommt quasi nichts durch, obwohl ich das manchmal sogar ganz gerne hätte. Nachhelfen kann man auch, indem man nach einem neuen Schlupf mal zwei, drei Tage nicht füttert.
Schöne Grüße,
Susanne
 

Henny

Mitglied
Hallo Susanne,

meine Schwertträger haben nicht mal Guppybabys verputzt, als sie noch zusammen in einem Becken wohnten. Vielleicht ist meine Rundumbepflanzung zu dicht, so dass sich die frisch geborenen Babys zu gut verstecken können. Sobald sie auch nur ein paar Tage alt sind, können sie den Schwertträgern unbehelligt vor der Nase rumschwimmen. Und das bei drei Fastentagen in der Woche!
Zur Jungfischbekämpfung hatte ich mal ein Pärchen Kakadu-Zwergbuntbarsche eingesetzt. Die haben nur ihre adulten Mitbewohner angezickt, aber keine Babys gefressen. Weil sie ihren Job nicht machten und sowieso lieber weiches Wasser mögen, habe ich sie dann wieder abgegeben.

Sobald ich mein Makropoden-Projekt starte, werde ich berichten. Ich freue mich schon darauf. Das wird allerdings nach Deinen Ratschlägen noch ein Weilchen dauern.
Ich danke Dir sehr.

Viele Grüße von

Andrea
 
Hallihallo,

zur Jungfischdezimierung gibt es aber wesentlich geeignetere Kandidaten als Makropoden.
Jeder Salmler ist da weitaus effektiver.
 

Henny

Mitglied
Hallihallo zurück,

welcher Salmler ist ein guter Jungfischvertilger, ist den adulten Mitbewohnern gegenüber nicht agressiv, fühlt sich von den sehr aktiven Schwertträgern nicht gestört und fühlt sich auf hartem Wasser (PH 7,7 / GH 14 / KH 10) wohl?

Außerdem sind Salmler in der Regel Schwarmfische (also mindestens sechs Tiere - eher 10 - natürlich je nach Art unterschiedlich). Diese Salmlerart müsste ja auch vermutlich etwas größer sein, da Schwertträgerbabys auch nicht ganz so klein sind. Da könnte es in meinem Becken schnell zu eng werden.

Hast Du wirklich einen passenden Salmler-Tipp? Ich habe mich schon umfassend informiert und bin bis jetzt nicht fündig geworden. Würde mich freuen.

Viele Grüße von

Henny
 
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