meine Erfahrungen mit dem Procambarus clarkii

Hallo an alle,

da es hier immer wieder Fragen zur Haltung von Krebsen, Vergesellschaftungsmöglichkeiten etc. gibt, möchte ich euch gern von meinen Erfahrungen berichten.

Unser Procabarus clarkii kam vor eineinhalb Jahren mit einer Größe von etwa 4cm zu uns. Er bezog ein 1m Becken (160l) in dem Guppys, ein Antennenwels, ein Schwarm Kardinalfische und mehrere Ohrgitterharnischwelse lebten.

Ich hatte lange hin- und her überlegt, ob ich die Vergesellschaftung wagen sollte, viele Erfahrungsberichte gelesen, die Meinung diverser Aquarianer gehört... und letzten Endes habe ich es ausprobiert.

Die ersten ca. drei Wochen war der Krebs viel im Becken unterwegs, hat sich gehäutet und die Fische nur (rückblickend hungrig) angeschaut. Die Fische haben ihn ignoriert.

In den folgenden Wochen und Monaten ist der Krebs kräftig größer geworden, sprich hat sich mehrfach gehäutet (auch mitten im Becken, war sehr interessant) und begann nicht nur fleißig alle feingliedrigen Pflanzen zu fressen, sondern auch Fische zu erbeuten.

Zuerst dachte ich an ein natürliches Ableben der Fische, da die Guppys auch schon älter waren, aber dann bemerkte ich die zerrissenen Flossen vom Antennenwels und erwischte den Krebs kurze Zeit später auf frischer Tat. Der Otocinclus konnte gerade noch entkommen. Wie sich beim Durchzählen herausstellte hatten drei seiner Kumpel nicht soviel Glück.

Das Fehlen der Pflanzen machte sich kaum bemerkbar, da mein Becken sehr dicht bepflanzt ist, aber da der Krebs den Fischen nachstellte, kam nur ein Einzelbecken für ihn in Betracht.

Er zog also in ein eigenes 1m Becken, welches er sich mit den Kardinalfischen und Red-Fire-Garnelen teilte.
Das war vor etwas mehr als einem Jahr.

Die Vergesellschaftung mit den Kardinalfischen geht prima. Vier Stück sind seitdem abhanden gekommen, aber die könnten auch krank/schwach gewesen sein.
Garnelen hat der Krebs nicht nachgestellt.

Auch eine braune Apfelschnecke hatte im Becken keine Probleme. Das gleiche gilt für Turmdeckelschnecken. Blasenschnecken hat der Krebs ausgerottet, die Posthornschnecken frisst er auch sehr gern.
Im Sommer habe ich 5 Rüsselbarben geschenkt bekommen, die hat er sich innerhalb von nicht mal 2 Wochen schmecken lassen.

Seit einigen Monaten sind Makropoden mit im Becken, aufgrund erfolgreicher Vermehrung mittlerweile vier, die der Krebs in Ruhe lässt. Das Makropoden-Männchen hatte mal einen Kratzer an der Seite, welcher möglicherweise vom Krebs sein könnte.

Seit zwei Wochen sind noch 8 Platy-Jungtiere vorübergehend mit eingezogen, bis jetzt alle wohlauf.

Der Krebs verbringt seine Tage am liebsten im dichten Vallisnerien-Wald, wird dann Abends aktiv und streunt durch das Becken.
Er kann unglaublich gut klettern, das ist wirklich sehenswert wie das ziemlich schwere Tier elegant die Pflanzen erklimmt.

Das er schwer ist weiß ich, weil er einmal durch einen Kabelschlitz entkommen ist. Morgens hörten wir ein Kratzen in der unteren Etage (Kellergeschoss) und fanden unseren staubigen aber quietschlebendigen Krebs beim Spaziergang vor. Seitdem sind alle Schlitze gut verstopft.
Wie der Krebs die Treppe runterkam ist bis heute nicht geklärt. Auch muss er schon eine Weile unterwegs gewesen sein, weil es am Aquarium keine nassen Stellen mehr gab, die er beim Ausstieg hinterlassen haben muss.

Am liebsten frisst der Krebs, neben den erwähnten Schnecken, Dosen-Möhren, Eichenlaub, Zierfisch-Tabs und Fischfutter. Wenn er einen bekommt dann eben auch Fisch.

Abschließend muss ich sagen, dass ich es keinesfalls bereue den Krebs angeschafft zu haben. Er ist ein unglaublich schönes und interessantes Tier, der insbesondere Kinder fasziniert.
Andererseits würde ich nach seinem Ableben aber (wahrscheinlich) keinen neuen Krebs kaufen, da die Vergesellschaftungsmöglichkeiten eben sehr begrenzt sind und besonders die Haltung von bodenbewohnenden Fischen, meiner Meinung nach ausgeschlossen ist.

Noch etwas für alle Garnelenfreunde, die sich mit dem Gedanken der Vergesellschaftung von Zwergarnelen mit Makropoden beschäftigen: lasst es sein, die Makropoden fressen selbst die ausgewachsenen mit Hingabe und Leidenschaft. Innerhalb kurzer Zeit war das Becken (fast) leer.

Danke an alle, die sich für meinen, zugegebenermaßen langen, Beitrag interessiert haben und bis hier unten gekommen sind.
Hoffe ich konnte vielleicht dem Einen oder Anderen weiterhelfen.

Viele Grüße
Sylvia
 
Oben