Inzuchtbeitrag



Hu!


Echt interessanter Artikel! Habe ich damals bei meinen Barschen aber auch festgestellt das die eigenen Nachzuchten lieber was zusammen machten als mit den einzelnen Tieren die ich eigentlich nachgekauft habe um mal die Inzucht zu vermeiden!

Sachen gibbet :roll:
 
Hallo,
könnte also dem Artikel nach auch auf andere Fische übertragen werden...

Hat jemand noch ähnliche Erfahrungen gemacht?
Mich würde interessieren, ob das bei Skalaren auch so sein könnte?

Bin bisher auch immer davon ausgegangen, dass ich der Inzucht entgegenwirken sollte.
 
inzucht

Hi

Da skalare ja auch zu den Cichliden (barschen) gehören würde ich schon davon ausgehen.

mal davon abgesehn, wenn man in den Zoohandel geht heißt es ja eh immer nimm 4-6 Jungtiere mit damit sich daraus ein harmonierendes paar entwickelt und das sind eh immer Geschwister, welcher Züchter (seis privat oder professionell) zieht denn heutzutage noch mit 2- 3 verschiedenen linien/Stämmen? kaum einer. Vielleicht hier und da mal ein neues Tier zur Blutauffrischung aber welcher Züchter sagt "Ok ich geb 8 Tiere von dem Elternpaar und 8 von den anderen in den handel"? Die gehen einmal mit dem Käscher durch "so sind 15-20 stück, haben die richtige Größe sind gut entwickelt" und fertig - ab in den handel.
Bei meinen Cichliden hab ich bisher noch keine Defizite nachweisen können auch wenn es sich um Geschwister handelt.

Gruß Nici
 
Hallo,

bei meinen Guppies ließ sich Inzucht nicht vermeiden. Ich musste feststellen, dass die erste Generation noch okay war, aber die danach leben nur 5-6 Monate. Bisher war es immer so, egal wie viele Babys ich hatte, früher oder später sind nur noch die ursprünglichen Eltern da.

Liebe Grüße,

Anina
 
Quelle: Das Aquarium, Nr. 303, September 1994

Thema des Monats

Inzucht bei Aquarienfischen

Text: Wolfgang Voigt

Obwohl sich namhafte Autoren und Züchter mit dieser Thematik ausführlich befaßt haben, stößt die Inzucht bei vielen Aquarianern immer noch auf Ablehnung! Gerade in der heutigen Zeit müssen wir umdenken, da der Ruf nach den „Positivlisten“ wieder auflebt. Außerdem lassen schon jetzt einige Heimatländer unserer Aquarienfische einen Export von Wildtieren nicht mehr zu. Wir werden vermehrt auf die Zucht über Generationen und damit auf die Inzucht zur Erhaltung unserer Aquarienstämme angewiesen sein.

Teilweise werden der Inzucht Veränderungen im Erscheinungsbild bzw. Degenerationsschäden angelastet, die in ihr überhaupt nicht ihre Ursachen haben. Es sind oft die Folgen falscher Pflegebedingungen, wie einseitige und falsche Anfütterung der jungfische, falsche Wasserwerte, mnagelhafte Wasserpflege (Wasserwechsel), zu kleine Aufzuchtbecken und vor allem fehlende Zuchtauslese. Von einigen Barbenarten ist bekannt, daß durch Verschlechterung der Wasserqualität im Larvenstadium die Fische später oftmals verkrüppelte Flossen und Wirbelsäulenschäden aufweisen.
Seit Jahrzehnten sind viele und auch wertvolle Fischarten durch Inzucht den Aquarianern erhalten geblieben. Die nun folgenden Beispiele belegen, daß es sich dabei nicht nur um Fischarten einer einzigen Gattung handelt.

- Im Jahre 1908 importierte Carl Siggelkow, Hamburg, den Querband-Hechtling, Epiplatys dageti, der damals als Hoplocheilus chaperi bezeichnet wurde. Aus unbekannten Gründen gingen bis auf ein Pärchen alle anderen Fische ein. Das verbliebene Pärchen gelangte glücklicherweise in die Hände von Johann Paul Arnold, der reichlich Nachzucht erzielen konnte. Der Querband-Hechtling war bald in Deutschland unter den Liebhabern weit verbreitet. Alle Tiere stammten von dem Arnold'schen Zuchtpaar ab. Der Querband-Hechtling wurde, wie im Arnold/Ahl (1936) vermerkt, seit 1908 nicht wieder importiert!

- Ähnliches ist auch über den 1913 durch J. Womer, Hamburg, eingeführten „Kap Lopez“ Aphyosemion australe, zu berichten. In dem umfangreichen Sammelwerk von Meinken, Holly, Rachow, stellte Meinken fest, daß „die Qualität und Vitalität durch die Inzucht nicht beeinträchtigt wurde.“

- 1937 importierte das Ehrenmitglied des „Roßmäßler Hamburg“ Fritz Meyer einen neuen Lebenendgebärenden Zahnkarpfen, eine sehr zierlich wirkenden Art. Es war Phallichthys amates amates, der als Aquarienstamm den 2. Weltkrieg überlebte hat. Eine „Blutauffrischung“ erfolgte erst Ende der sechziger Jahre!

- Der exzellente Züchter Erhard Roloff, dem damals als einem der ersten außerhalb von Sachsen und Thüringen die Nachzucht des Neonfisches, Paracheirodon innesi, gelungen war, hat den Neon über zwanzig Jahre nur durch Inzucht vermehrt. Dennoch konnte man seine Nachzuchten weder in der Größe, noch in der Färbung von den Wildfängen unterscheiden.

- Der 1934 nur in wenigen Exemplaren eingeführte Zwergregenbogenfisch, Melanotaenia maccullochi, überdauerte ebenfalls als Aquarienstamm den 2. Weltkrieg.

- Der dänische Killifischkenner Jörgen J. Scheel konnte 1991 nachweisen, daß die 1958 von E. Roloff, Karlsruhe, gesammelten Nothobranchius rachovi als Aquarienpopulation nun 33 Jahre alt war. Das waren immerhin mehr als 40 Generationen!

- G. Lederer berichtet in der DATZ über 31 Jahre intensive Inzucht des Buckelkärpfling, Limia nigrofasciata. In diesem Zusammenhang sei außerdem auf den ausführlichen Bericht von Rainer Tannenreiser hingewiesen (Aquarium heute 1/93 S.228 ). Seit über 30 Jahren pflegt und züchtet Tannenreiser einen normalflossigen Black Molly, der im Habitus dem P. Sphenops-Typ entspricht. Diese Aquarienpopulation wird ausschließlich durch Inzucht vermehrt. Auffallend sind bei den Nachzuchten die verhältnismäßig großen Jungfische sowie die Reinerbigkeit des Stammes in der Körperform und Färbung – so treten in den letzen Jahren nur vereinzelt graue oder gescheckte Mollys auf!

Die aufgeführten Beispiele belegen, daß Auslese bei einer Inzucht die wichtigste Voraussetzung ist, zu stabilen und zu reinerbigen Stämmen zu kommen. Peter Schubert, Hoyerswerda, äußert sich in dieser Thematik wie folgt: „Meines Erachtens tut es der Wildform keinen abbruch, wenn man durch Auslese und Auswahl bei der Ausprägung bestimmter, arttypischer signifikanter Merkmale etwas nachhilft, ohne dabei das Gesamtbild der Art zu verändern.“

Ungeachtet der noch heute bestehenden Artenvielfalt in unseren Aquarien stellt sich jetzt die zwingende Frage, in welche Richtung sich in naher Zukunft die Aquaristik weiterentwickeln soll? Schon seit Jahrzehnten berichten unsere Fachzeitschriften über die fatalen Folgen der Zerstörung der Lebensräume unserer Aquarienfische. Die obigen Beispiele haben gezeigt, daß – auch wenn nur eine geringe Anzahl von Fischen den Züchtern zur Verfügung steht – die Tiere über Jahre erfolgreich vermehrt wurden, obgleich in einem solchen Fall die genetische Vielfalt fehlt! Es ist weiterhin zu prüfen, welche Fischarten sich besonders für die Dauerhaltung im Aquarium eignen. Arten, die bereits innerhalb von ein bis drei Jahren hoffnungslos degenerieren, sind folglich als Aquarienfische nur bedingt geeignet. Vielleicht gelingt es aber versierten Züchtern, die eine oder andere Art der letzten Kategorie durch neue Erkenntnisse, intensives Studium der Verhaltensweisen und neue technische Geräte den nachfolgenden Aquarianer-Generationen zu erhalten! Aus eigenen Erfahrungen ist mir bekannt, daß bei der Erhaltung von Wildformen, z.B. bei Lebendgebärenden Zahnkarpfen, es eines Tages passieren kann, daß plötzlich weitere Nachzuchten ausbleiben! Manchmal gelingt es allerdings mit einigen verbliebenen Jungfischen, den Stamm noch einmal aufzubauen. Etwas Idealismus gehört aber dazu, denn die Erhaltung nur einer Fischart blockiert auf Jahre zumindest einen Teil der aufgestellten Aquarien.

Es ist Eile geboten, denn inzwischen sind selbst einige unserer „Standartfische“ in ihren Heimatländern vom Aussterben bedroht! In der Aquaristik müssen unbedingt neue Wege beschritten werden, einer davon ist die Inzucht. Beispielhaft sind die Leistungen und erfolge der Aquarianer und Züchter im ehemaligen Ostblock, die es trotz des jahrzehntelangen Einfuhrverbots verstanden haben, sich einen großen und stabilen Bestand an Zierfischen und Wasserpflanzen zu erhalten. Nur durch die Zusammenarbeit aller Kräfte – Aquarianer, Züchter, Interessenverbände.
 


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