Einlaufzeit
Im Aquarium bilden sich über kurz oder lang Bakterien, die Abfallprodukte (Kot, Pflanzenreste, Futter) verarbeiten. Diese Bakterien siedeln auf Substraten wie Pflanzen, Mulm, Bodengrund und auf dem Filtermedium. Hierbei wird Ammonium/Ammoniak zu Nitrit und dann zu Nitrat umgewandelt. Dies nennt man Nitrifikation. Ob mehr Ammonium oder mehr Ammoniak im Aquarium vorhanden ist, hängt vom PH-Wert des Wassers ab. Ein höherer PH-Wert bedeutet mehr Ammoniakanteil und ein niedriger PH-Wert mehr Ammoniumanteil. Ammoniak ist für Fische giftig. Durch Bakterien wird Ammoniak in fischgiftiges Nitrit (NO2) umgewandelt, das wiederum in unfischgiftigem Nitrat (NO3) abgebaut wird. Nitrat darf aber eine gewisse Konzentration auch nicht überschreiten, da er ansonsten auch Giftig wirkt.
Beim Einrichten müssen sich diese verschiedensten Bakterien erst bilden, um ihren Dienst zu tun. Dabei kommt es meistens zu einem Nitritpeak (hohe Konzentration von NO2). Dies geschieht unterschiedlich schnell. Das kann in 10 Tagen vorbei sein, kann aber auch 3 Wochen dauern. Darum den Erstbesatz in 4 Wochen einsetzen, vorher besteht die Gefahr, dass die Fische sterben. Ich selber besetze die AQs erst in 3 Monaten. Je saurer das Wasser umso länger dauert die Einfahrzeit, da der fehlende Ammoniakanteil die Bildung von Nitrit verzögert. Um die Bildung der Bakterien zu beschleunigen sollte eine langsame Belastung (Abfallprodukte) des Wassers erfolgen. Das geht z.B. mit Flockenfutter für Fische, aber aufpassen, nur sparsam benutzen. Man kann aber auch Bakterien in das neue Aquarium einbringen in Form von Mulm und Filterschlamm eines eingefahrenen Aquariums, dies nennt man animpfen. Eine weitere Möglichkeit wären Starterbakterien. Die Hersteller garantieren das Einsetzen von Fischen in wenigen Tagen bis sogar innerhalb 24 Stunden. Doch meistens stimmt dies nicht. In der Regel werden dafür passive Bakterienstämme verwendete. Dies sind Bakterien, die sich im Ruhezustand befinden. Die Aktivierung dieser Bakterien dauert meistens mehrere Tage, unter umständen dauert dies genauso lange wie eine natürliche Bildung. Starterbakterien der Firma Sölltec, die Baktinetten, halten was sie versprechen, denn diese bestehen aus lebenden Bakterien-Reinkulturen.
Wichtig:
Die Nitrifikation kommt nur in Gang, wenn was zur Verarbeitung vorhanden ist, sprich eine Belastung vorliegt. Schließlich brauchen die Bakterien was zum Fressen. Dies kann man eben mit Flockenfutter erreichen. Doch sollte man dabei sehr vorsichtig sein und sparsam damit umgehen.
Bei auftretendem Nitrit kein Wasserwechsel machen. Erst wenn es im AQ abgebaut wird ist die Nitrifikation funktionsfähig. Gilt natürlich nur für die Einfahrzeit und ohne Besatz.
Wassertests sollte man sich gleich besorgen, am besten Tropfentests. Die bekommt man günstiger in Kompletset (Testkoffer) von JBL, Sera, Tetra. Tropfentests sind genauer als diese 5in1Teststreifen, darum werden diese Teststreifen salopp gesagt, Ratestäbchen genannt.
Wenn man zum Anfang testet, reicht NO2 völlig aus, dieser sollte nicht messbar sein. Die wichtigsten Tests, die man braucht, sind KH, PH, GH, NO2 und NO3. Nur so kann man bei Besatzvorschlägen einem weiterhelfen.
Das Aquarium ist ein biologisches System was Naturgesetzen unterworfen ist. Beim Einlaufen müssen sich nicht nur Bakterien zwecks Nitrifikation bilden, sondern auch der Nährstoffhaushalt muss ausgeglichen sein. Wenn Pflanzen erst angewachsen sind pendelt sich der Verbrauch an O2, CO2, NO3, Fe, Amonium usw. ein. Bis es soweit ist, bedarf es seine Zeit. Gerade in den Anfängen laufen diese Prozesse sehr instabil ab, so dass dieses System schnell kippt. Denn jede Veränderung des Systems (Düngung, Fischbesatz, Pflanzen) bringt es durcheinander, darum auch immer eine allmähliche Anpassung. Setze ich zu früh zu viele Tiere ein, die natürlich auch gefüttert werden müssen, bringe ich dieses instabile System viel schneller zum kippen (durch zu starke Belastung). Jetzt ist es sehr schwer Korrigierungen durch zuführen, da viel zuviel Ursachen in Frage kommen.
Das ganze gilt noch mehr für kleine oder filterlose Becken. Meine Aquarien z.B. laufen mit Filter schon 3 Monate ein, wenn kein Notfall vorliegt. Solche Aquarien laufen wesentlich stabiler in ihrer Gesamtheit, kaum bzw. keine Algen. Probleme treten auf Dauer wesentlich weniger auf.
zu finden hier: http://www.remowiechert.de/aqfaq.html#a1