FKS schrieb:
Am tollsten ist dann noch wenn der Kunde sich beim kleinen Laden um die Ecke beraten lässt, und dann beim Kettenladen einkauft um ein paar Euros zu sparen.
Der gleiche kalte Wind weht den Ketten mittlerweile aus dem Internet entgegen, Stichwort "Showrooming". Die Internetkonkurrenz drückt natürlich noch mehr auf die Preise und damit auf die Kosten für Personal und Qualität der Beratung. Die müssen keine Ladenmiete in Innenstadtlage bezahlen, eine Lagerhalle auf dem platten Lande reicht. Die brauchen kein augebildetes Personal, es reichen Aushilfen. Was glaubst du denn warum die Ketten (auch aus anderen Branchen) mittlerweile selbst Webshops betreiben? Mit dem reinen Ladengeschäft kommst du heute auch als Kette nicht mehr weit.
Als wirklicher Fachhändler Aquaristik kannst du heutzutage doch nur noch in einer Großstadt oder im Versandhandel überleben.
Wir haben hier (75.000 Einwohner) nur noch einen Frustnapf und einen etwas ranzigen Zooladen. Bei beiden kaufe ich nach schlechten Erfahrungen nur noch Zubehör wie ne Tüte Watte, einen Schlauch oder sowas wenn es schnell gehen muss oder wenn sich der Versand nicht lohnt. Bis zum nächsten Aquaristikeinzelhändler fahre ich mindestens anderthalb Stunden, eine Strecke. Ich würde lieber bei Fachleuten kaufen und auch gern mehr ausgeben. Das Problem ist, dass es "auf dem Lande" (nochmal: 75.000 Einwohner und weitere 100.000 in 20 km Umkreis) keine mehr gibt. Die Folgen haben mich ne Weile beschäftigt:
Konkretes Beispiel 1: Besatz
Ich bat den kompetent wirkenden Verkäufer um eine Empfehlung für einen Bodenbewohner, die Antwort war (natürlich): "Nehmen sie einen Wels". Der Rest ist Geschichte. Weil ich mir die Art nicht gemerkt hatte habe ich hier im Forum nachgefragt und musste feststellen, dass mein Wels eine Schmerle ist, genauer gesagt ein Flossensauger. Beim Fachhändler wäre das nicht passiert ... leider gibt es hier keine.
(Mittlerweile hat sich die Verwechslung als Glücksfall herausgestellt aber das ist eine andere Geschichte)
Konkretes Beispiel 2: Nitritpeak.
Ich wusste beim Kauf zwar, dass ein Aquarium einfahren muss, das hatte mit irgendwelchen Bakterien zu tun, mehr war mir aber nicht bekannt. Statt einer Beratung in der mir die Zusammenhänge erläutert wurden gab mir der "Fach"verkäufer eine Flasche "Aquarienstarter" mit und lies mich nach einer Woche wiederkommen. Nach einem Streifentest, der nach seiner Aussage "gut" war verkaufte er mir Fische. Warum sollte ich ihm nicht vertrauen? Er war schließlich Fachverkäufer und ich nur Laie.
Bis ich herausfand was ein Nitritpeak ist, wie er entsteht, wie lange es dauert etc. war selbiger schon da und zwar mit 5 mg/l NO2. Also WW bis die Arme bluten. Andere Leute wären vielleicht wegen schnappatmender Fische wieder hingegangen und hätten noch mehr Geld für andere Mittelchen ausgegeben. (Ein Schelm der Arges dabei denkt) In der Folge des Nitritstresses stellten sich Pünktchen ein und nachdem die behandelt waren die Neonkrankheit. Mittlerweile ist mein Becken neonfrei. Beim Fachhändler wäre das nicht passiert ... leider gibt es hier keine.
Was habe ich daraus gelernt: Vertraue keinem "Fachverkäufer", besorg dir selbst Wissen aus Internet und Büchern oder Zeitschriften und fahr für deine Tiere ggf. auch einige Stunden. Durch die Fahrerei sind sie dann noch teurer als sie bei einem lokalen Fachhändler gewesen wären (vom CO2-Footprint mal ganz abgesehen) Den Fischversand habe ich noch nicht ausprobiert, ich möchte die Tiere lieber vorher sehen.
Glücklicherweise scheint es in einem Nachbarort noch einen alteingesessenen Zierfischverein zu geben. Die haben demnächst Herbstbörse und ich werde da mal hingehen um beim fachsimpeln was zu lernen. Beim Fachhändler könnte ich das auch ... aber leider gibt es hier keine.
Muss jeder selber wissen, aber wenn alle so denken haben wir bald nur noch wenige, große Läden (wer kennt denn noch Plattenläden abseits von Saturn, Media Markt und Amazon?)
Was sind denn "Platten"? ...
SCNR und HAND,
Andreas