Wasserpflanzen ABC

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Aquarienpflanzen richtig pflegen

1.Pflanzenkauf

Hat man keinerlei Erfahrungen mit Wasserpflanzen, so ist es ratsam sich vorher wenigstens ein wenig zu informieren, z.B. bei http://www.dennerle.de (Pflanzendatenbank), http://www.tropica.com (mit erweiterter Suche) und bei den 1Steckbriefe.
Am Anfang sollte man schnell wachsende Pflanzen mit geringen Ansprüchen kaufen. Dazu zählen viele Hygrophila (Wasserfreund), Cryptocorynen (Wasserkelch), einige Echinodorus (Froschlöffel), Ludwigia (Ludwigien), Potamogeton (Laichkraut), Rotala (Rotala), Sagittaria (Pfeilkraut) Arten.
Im Laden sollte man nicht auf Größe der Pflanze achten, sondern darauf, dass die Pflanze gesund da steht. Kräftiges grün, weiße Wurzeln (vom Verkäufer zeigen lassen). Die unteren Blätter sollten auch noch dran sein. Gelbe oder blasse Pflanzen sollte man beim Händler stehen lassen. Mutterpflanzen haben oft ihre Probleme sich von emers auf submers um zu stellen, daher besser auch die Finger davon lassen. Die Pflanzen wachsen im Becken meistens sowieso zu großen Pflanzen heran. Lasst euch nichts aufschwätzen oder von roten Pflanzen verleiten lassen. Gerade rote Pflanzen haben am Anfang nichts im Aquarium verloren. Diese Arten benötigen viel mehr Licht und sind pflegeaufwändiger.
Für den Anfang empfehle ich:

Aponogeton ulvaceus - Hinweis: ab 50cm Beckenhöhe
Ceratophyllum demersum - Hinweis: gut gegen Kieselalgen – 1Algen
Cladophora aegagropila
Cryptocoryne balansae
Cryptocoryne beckettii
Cryptocoryne wendtii
Cryptocoryne x willisii
Echinodorus bleheri - Hinweis: ab 50cm Beckenhöhe
Echinodorus osiris
Egeria densa - Heinweis: nicht über 24°
Lobelia cardinalis
Hydrocotyle leucocephala
Hygrophila corymbosa
Hygrophila difformis
Hygrophila polysperma,
Ludwigia repens
Rotala rotundifolia
Sagittaria pusilla
Sagittaria subulata
Vallisneria spiralis

Lemna minor - Hinweis: als Indikator für Fe
Pistia stratiotes

Microsorum pteropus - Hinweis: als Indikator für K

Beachten sollte man auch, dass einige Arten als Wasserpflanzen angeboten werden, in Wirklichkeit aber als Sumpfpflanzen nur dauerhaft zu halten sind. Diese sind für den Beginn auch nicht geeignet.

Lektüre:
Kasselmann, Aquarienpflanzen, 1999, Ulmer
de Wit, Aquarienpflanzen, 1971, Ulmer
Paffrath, Bestimmung und Pflege von Aquarienpflanzen, 1979, Landbuch-Verlag
Wendt, Aquarienpflanzen in Wort und Bild, 1952, Kernen Verlag

2.emers – submers

Fast alle Aquarienpflanzen werden in der Gärtnerei emers gezogen. D.h. die Pflanzen wachsen nur mit den Wurzeln in einer Nährlösung. Die Blätter befinden sich über Wasser. Das schützt vor Algen, ist technisch einfacher und bringt kräftigere Pflanzen hervor.
Im Aquarium oder bereits beim Händler muß sich die Pflanze auf das Leben unter Wasser umstellen. Dazu gehört auch, dass die Pflanze die emersen Blättter abwirft und Blätter ausbildet, die ans submerse Leben angepasst sind. Besonders deutlich sieht man diese Anpassung bei der Gattung Echinodorus und Cryptocoryne.

3. Boden

Sowohl Kies als auch Sand sind geeignet für Aquarienpflanzen. Zum Thema Sand kann man sich prima hier informieren. Unter den Bodengrund empfiehlt es sich einen Depotdünger einzubringen. Das können auch Tonkugeln sein. Pflanzen, die ihre Nährstoffe über die Wurzeln beziehen wachsen dann besser an.
Ein Bodenfluter ist nicht nötig. Die Aussage von Kurt Paffrath, dass Pflanzen keine kalten Füße mögen, wurde in den Spruch: "Aquarienpflanzen wollen warme Füße" umgeschrieben. Tatsächlich ist der Temperaturunterschied vom Boden zum freien Wasser aber sehr gering sein. Bei verwendeter Styropormatte unter dem Glas reduziert man diesen Effekt noch einmal.

4. Wasserpflege

Aquarienpflanzen kommen in der Natur oft in Flüssen vor und werden tgl von viel Wasser umspült. Bei z.B. Cryptocorynen-Flüßen kann die Menge des frischen Wassers mehr als ca. 1000% betragen. Die Forderung nach regelmäßigem TWW ist also nicht aus der Luft gegriffen. Durch den wöchentlichen TWW werden überschüssige Stoffe (z.B. alleopatische) aus dem Aquarium gegen frische Nährstoffe getauscht. Ich würde bei gut laufenden Aquarien in der Woche ca. 50% TWW machen. Sollten Probleme auftreten (Algen etc.) kann man mit häufigeren TWW - 2mal 50% - Erfolge erzielen. Die Mulmglocke hat im mäßig besetzen und durchschnittlich befüttertem Aquarium nichts zu suchen. Wasseraufbereiter dienen einer besseren Wasserqualität nicht.

5. Licht

Aquarienpflanzen brauchen Licht um zu wachsen und um sich gegen Algen etc. zu wehren. Viele Pflanzen kommen aus der Nähe des Äquators. Dort beträgt die Taglänge ca. 12h. Da in Aquarien mit Standardabdeckungen nur wenig Licht die Pflanzen erreicht, kann man die Pflanzen länger beleuchten. Im Pflanzenbau werden Beleuchtungszeiten bis 16h gefahren.
Wenn man wenig Licht hat, sollte man sich wenigstens Reflektoren zu legen. Damit steigert man die Lichtausbeute deutlich. Da die als einmalige Anschaffung zu sehen ist, kann man das Geld ruhig für gut Reflektoren ausgeben (z.B. Dennerle).
Die Mittagspause kann u.U. den Pflanzen helfen gesund zu wachsen. In der Mittagspause, die min. 4h lang sein sollte, wird z.B. wieder der CO2 Gehalt erhöht, damit haben die Pflanzen nach der Pause wieder ausreichend Nährstoffe und einen Vorsprung gegen Algen. Wunder verbringt diese Pause aber auch nicht. Dennoch ist diese Pause aber gerade bei Starklichtbecken zu empfehlen. Durch hohe O2 Werte wird der Calvin Zyklus behindert. Da RubisCO nicht CO2 spezifisch ist, kann sich unter hohen O2 Werten Photorespiration einstellen, d.h. Oxygenaseaktivität. Dabei geht fixierterter Kohlenstoff für die Pflanze verloren, dieser Prozeß bringt auch kein ATP oder NADH.
Mehr zur Pause kann man hier und da nachlesen.

6. Nährstoffe

Pflanzen brauchen Nährstoffe zum wachsen. Reines UOW oder dest. Wasser ist ungeeignet. Die zentralen Nährstoffe sind: Kohlenstoff (CO2), Wasserstoff (H20), Sauerstoff (O2), Stickstoff (NO2, NO3, NH4...), Phosphat (PO4). Insgesamt ist die Bedeutung von 16 Nährstoffen nachgewiesen. Mehr Informationen bekommt man auf dieser und jener Seite.
Hier ist auch die Lektüre zahlreicher Bücher zum Thema empfehlenswert.
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7. Düngung

Wird in Foren davon berichtet, dass Pflanzen nicht wachsen, kann man auf den Beitrag warten, in dem die Vermutung laut wird, dass Eisenmangel vorliegen kann. Diese Vermutung löst bei mir Kopfschütteln aus und zeigt geringe Kenntnisse in Pflanzenernährung.
Dazu bitte das beachten: viewtopic.php?p=207945&highlight=thema++letzten+wochen#207945
Pflanzen benötigen 16 Nöhrstoffe und sind in der Lage sich ordentliche Polster anzulegen. Immer vorhanden sein sollte NO3, PO4, K, CO2.
Durch Fütterung und Abbauprozesse kann es sein, dass bereits viele Nährstoffe angeboten werden. Hat man ein durchschnittlich beleuchtetes Aquarium kann damit die Düngung sehr gering ausfallen. Der CO2 Wert sollte um min. 10mg/l liegen. Wichtiger ist aber eine ausreichende Strömung im Aquarium. Dadurch wird die O2-reiche, CO2-arme Hülle um die Blätter zerstört und CO2 an die Bätter nachgeliefert. Dadurch verringert sich die Photorespiration.
Weiterhin ist zu sagen, dass man sich bei Wasserpflanzen besser auf seine Augen, als auf ungenaue oder abgelaufene Tests verlassen sollte. Wenn die Pflanzen keine Chlorose anzeigen, braucht man die Dosis des Düngers nicht zu erhöhen, auch wenn der Test 0,0mg/l Fe anzeigt. Kauft man sich einen Fe Test, empfehle ich den von Dupla. Als gute Zeigerpflanze hat sich hier die Wasserlinse heraus gestellt. Wird diese weiß/blaß kann das Fe Mangel anzeigen. Als Zeigerpflanze für Kalium empfiehlt sich der anspruchslose Javafarn. Werden die Blätter glasig ist K Düngung angesagt.
Offenbar hat sich die gleichmäßige Verfügbarkeit der Nährstoffe als wuchsfördernd heraus gestellt. Dazu düngt man tgl. 1/7 der wöchentlichen Dosis. Z.B. bei Ferrdrakon 3ml auf 240l. Drak hat einen Depotdünger entwickelt (Ferrdrakon Power) der die Nährstoffe in gleicher Konzentration ans Wasser abgibt.
Brauchbar sind aber fast alle handelsüblichen Volldünger. Die Menge des Düngers richtet sich nach Ausgangswasser, Pflanzenansprüche und Dichte und dem Licht.
NPK Dünger lassen sich für schwach besetzte Aquarien mit viel Licht und Pflanzen recht einfach herstellen. Dazu den Düngerbeitrag beachten.
Makronährstoffe sollten immer vorhanden sein. Die anderen Mikronährstoffe lassen sich z.T. durch TWW einführen, aber auch durch Volldünger.

8. Pflanzenpflege

Es ist notwenig, Pflanzen zu pflege. Dazu zählt nicht nur der TWW oder die Düngung, sondern auch der Rückschnitt/Vermehrung.
Bei Stengelpflanzen bieten sich Kopfstecklinge an. Dazu werden die obersten 20cm eines Stengels abgeschnitten und neu gesetzt. Der alte Stock kann stehen gelassen werden und treibt neu aus. Die Pflanzen in ausreichend Abstand zueinander pflanzen, damit bekommen die unteren Blätter genügend Licht und man erzielt bessere Wirkung.
Die Wurzeln von Rosettenpflanzen (Echinodorus...) vor dem einsetzen in den Boden auf 2cm kürzen und gelbe Wurzeln auszupfen. Danach sollten diese Pflanzen in Ruhe gelassen werden. Zur Pflege kann man hier einzelne Blätter über der Rosette abtrennen.
Rosettenpflanzen (z.B. Cryptocorynen) vermehren sich häufig selbstständig über Ausläufer.

©Thomas Schmidt
 
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