Aquarienfotografie mit der DSLR

der_andy

Mitglied
Der Beitrag kommt von meiner Homepage. Aber hier steht er ganz gut und vielleicht findet der eine oder andere ja doch Anregungen für den kommenden Fotowettbewerb. ;)
Es handelt sich um eine "breitgewalzte" Version meines Beitrags über DSLR-Ausrüstung. Wer in der DSLR-Fotografie etwas Überblick hat, sollte sich die Ausschweifungen hier sparen und die alte Version lesen.

Digitale Fotografie
Wir besitzen heutzutage mit der digitalen Fototechnik fantastische Möglichkeiten. Es ist nicht so sehr die Möglichkeit damit bessere Bilder zu schießen, sondern damit besser das Fotografieren zu lernen oder effizienter zu nutzen. Man kann nicht nur viele Bilder kostengünstig machen, man sollte auch wirklich viele Bilder machen und nur die allerbesten behalten. (Ja 100 machen und 5 behalten… Natürlich löscht man die restlichen 95... ja, man wirft die wirklich weg.) Man kann immer direkt kontrollieren, sieht wie sich Maßnahmen auswirken und direkt dann feilen. Das vereinfacht nicht nur den Workflow, sondern erleichtert auch drastisch das Lernen! Die Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung liegen direkt in der Hand des Fotografen. Es steht kein Standard-Laborverfahren mehr im Weg, man muss sich nicht auf einen Film einlassen. Man kann selber alle Entscheidungen für jedes einzelne Bild treffen - von simplen Korrekturen an Kontrast, Tonwerten oder Weißabgleich bis hin zu raffinierten Retuschen. Die nötigen Programme werden meist entweder mit der Kamera mitgeliefert oder sind auch schlicht frei verfügbar.

Wahl der Kamera
Ich möchte hier nicht auf einzelne Modelle oder Typen eingehen. Mir fehlt einerseits der detaillierte Überblick. Andererseits würde dies auch den Rahmen des Artikels sprengen, da es immer gilt die Gesamtlösung zu betrachten: Kamera + eingesetztes Zubehör. Der Kameramarkt ist auch so schnelllebig, dass ich solche Tipps andauernd aktualisieren müsste. Diese Entscheidung hängt halt sehr von den persönlichen Bewertung oder Gewichtung ab – aber auch vorallem davon, WAS man fotografieren will und WIE man das umsetzen will. Dafür will ich ein paar grundsätzliche Ansätze aufzeigen – um mehr geht es in diesem Text nicht.
Qualität und die meisten der Features eines Kamerabodies sind für die Aquarienfotografie weniger interessant. Wichtig ist von technischer Seite wirklich, wie man Zubehör einsetzt. Daher sollte man sich, wie beim Kauf der Kamera eher Gedanken um das Zubehör darum machen, das man dazu kauft oder langfristig irgendwann anschaffen möchte/könnte.

* Was will ich fotografieren und wie will ich das umsetzten?
* Ist die nötige Ausrüstung für dieses System erhältlich bzw. wieviel Auswahl habe ich dabei?
* In welchen Preiskategorien & Qualitätskategorien bewegt man sich?

So ist bei Canon- oder Nikon-Kameras alles an denkbaren Zubehör vom Hersteller wie auch von Drittanbietern recht einfach und in zig Ausführungen zu haben. Bei anderen Marken ist hier und da die Auswahl einen Tick kleiner. Andererseits kann man bei einigen Marken schon sparen. Aber auch die Kameras der großen Anbieter haben auch so ihre Vor- und Nachteile - nur so als Beispiel: Die Systemblitze lassen sich mittlerweile mit einer Reihe Kameras kabellos mit TTL-Unterstützung ansprechen, während z.B. bei Canon selbst bei den Profigeräten immer ein extra zu kaufendes Steuergerät nötig ist oder man einen teuren Masterblitz fest auf der Kamera sitzen hat. Andererseits gibt es beispielsweise bei Canon ein unter vielen Aquarienfreunden unheimlich beliebtes Makroobjektiv - EF-S 60. Das vereinigt eine Reihe handlicher Vorteile bei geringem Preis... und ist nur für Canon EFs Kameras zu haben.

Die Auflösung der Kamera dürfte in den meisten fällen keinen ernsthaften Ausschlag bringen. Zwar hat man bei größerer Auflösung vor allem auch mehr Spielraum zum Beschneiden von Bildern. Hätte ich sie nicht kaputt bekommen, würde ich heute noch mit einer alten EOS 300D fotografieren.
Die Lichtempfindlichkeit und Rauschverhalten der Kamera ist dann von höherem Interesse, wenn man ohne Blitz nur mit dem verfügbaren Licht im Aquarium arbeitet. Das ist eher in Zoos, die das Blitzen verbieten oder in stark ausgeleuchteten Meerwasserbecken sinvoll.
Sehr wichtig sind meiner Meinung ein guter Autofokus am Kamerabody bzw. den infrage kommenden Objektiven und die verfügbaren Mess-Modi für die Belichtungsmessung der Kamera. Mittlerweile bieten auch immer mehr Einsteigermodelle Spotmessung an. Damit lässt sich bei der Belichtungsmessung ein sehr begrenzter Bildausschnitt wählen, z.B. die Flanke eines Fisches, und die Belichtungsmessung orientiert sich nur an dieser diskreten Fläche. Verständis dieser Belichtungsmodi und der Umgang mit der Belichtungskorrektur ist wichtig.

Oft ist auch interessant, was Freunde und Kollegen für Systeme haben. So kann man sich immer mal wieder mit Ausrüstung aushelfen oder ggf. sogar gemeinsam anschaffen. Freunde mit dem gleichen System (zumindest wenn sie engagiert fotografieren) verkürzen auch die Einarbeitungszeit.
Zubehör
Blitz
Die offensichtlichste Möglichkeit ist natürlich der interne Blitz der Kamera. Schwierig ist hier bei, dass das Motiv durch die Position des Blitzes an der Kamera "platt" geblitzt wird. Außerdem hat man mit Reflektionen zu kämpfen und womöglich auch Abschattungen durch das Objektiv, wenn man nah an das Motiv heran muss.
Hier kann man mit Diffusoren etwas nachhelfen. Einerseits gibt es bei Ebay günstig Diffusoren für Kamerablitze zu kaufen. Zum anderen kann man mit ein klein wenig handwerklichem Geschick, sich selber etwas nach Maß bauen. Interessant fand ich auch die Idee, die ich erstmals in einem Artikel von Andreas Werth gesehen habe, einfach den Boden eines milchig weißen Plastikbehälters auszuschneiden. Man schneidet noch eine Aussparung hinein, um ihn auf das Objektiv zu passen. Das Stück muss halt nur lang genug sein, um vor den Blitz zu ragen.

Entfesseltes Blitzen ist der Schlüssel in den meisten Aufnahmesituationen. Man bewegt den Blitz von der Kamera weg und blitzt seitlich oder von oben auf das Tier. Einerseits umgeht man so das Problem mit Reflektionen in der Scheibe. Andererseits kann man so das Tier viel gezielter und interessanter ausleuchten. Die Leistung eines Blitzgerätes ist nicht so entscheidend. Kleine Servoblitze sind meist zwar oft zu schwach. Aber mit den meisten anderen Blitzgeräten so ab LZ30 kommt man in den meisten Situationen komfortabel aus.

Moderne TTL-Blitztechniken sind wie für die Aquarienfotografie geschaffen. Dabei wird in der Kamera, das durch das Objektiv auftreffende Licht gemessen und das Blitzgerät kann entsprechend geregelt werden. Der entscheidende Vorteil dabei, dass wirklich das Licht gemessen wird, das am Sensor ankommt und somit alle Effekte, wie Objektiv, Zwischenringe etc. mit erfasst werden.
Ein einzelnes Blitzgerät kann man über ein TTL-Kabel mit dem Blitzschuh der Kamera verbinden. Diese Kabel sind nicht wirklich billig. Aber ein einzelnes Gerät kann man vergleichsweise einfach das Blitzgerät von der Kamera wegbewegen und kann auf vergleichsweise günstige Modelle zurückgreifen, die keine Möglichkeit zur Synchronisierung mit anderen Geräten besitzen. Will man mehrer Blitzgeräte nutzen oder auf das lästige Kabel verzichten, bieten alle Kamerahersteller Systeme, mehrere Blitzgeräte kabellos mit TTL-Unterstützung auszulösen.
Bei all diesen Systeme wird ein Gerät benötigt, das als "Master" die anderen "Slave"-Geräte steuert. Üblicherweise steckt ein "masterfähiges" Blitzgerät auf der Kamera, um die anderen Geräte auszulösen. Es gibt auch einige Kameratypen, die selber die Rolle des Master-Geräts übernehmen können, und auch spezielle Steuergeräte, die man auf den Blitzschuh steckt. Diese sind oft ein wenig günstiger als Blitzgeräte, die als Master agieren können. Weiter kann man natürlich auch mit älteren manuell einstellbaren Blitzgeräten arbeiten. Diese kann man recht einfach auslösen und so sind Funkauslöser oder Kabel dazu recht günstig. Je nach dem wie kontrolliert die Umgebung ist, in der man fotografiert kann das durchaus praktikabel sein.

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Beispielsetup f. Fischaufnahmen: Der Masterblitz wird mit einer Blitzschiebe schräg neben der Kamera gehalten und ist über ein TTL-Kabel direkt mit dem Blitzschuh verbunden. Weitere Slave-Blitze (kabellos) werden von Hand oder mit leichten Stativen frei positioniert.

Objektive
Aquarienfotografie bedeutet üblicherweise, dass man recht kleine Motive hat; oft muss man näher heran, als es normal Objektive zulassen. Es gibt grundsätzlich erstmal Hilfsmittel, mit der man dem maximalen Abbildungsmaßstab (wie groß ein Objekt auf dem Sensor abgebildet wird) eines vorhandenen Objektivs nachhelfen kann.
Vorlinsen sind im Prinzip schlicht Lupen, die vor das Objektiv geschraubt werden.
Es empfiehlt sich nicht unbedingt, die günstigsten Fabrikate zu nehmen. Da es große Unterschiede in der optischen Leistungsfähigkeit gibt. Sicher sind Vorlinsen hinsichtlich der Abbildungsqualität nicht optimal. Aber gemessen an dem geringen finanziellen Aufwand lassen sich auch z.B. mit einem vorhanden günstigeren Zoom-Objektiv beachtliche Bilder machen!

Zwischenringe
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Zwischenringe werden, wie es der Name bereits andeutet, zwischen Objektiv und Kamera geschraubt. Sie verändern so den Abstand zwischen Sensor und Optik und ermöglichen, näher an das Motiv heranzugehen. Haupt-Vorteil von Zwischenringen ist der Fakt, dass sie keine optischen Elemente besitzen, die sich störend auswirken könnten bzw. die Fertigungskosten in die Höhe treiben. Einziges optisches Problem bleibt somit, dass die Objektive gewöhnlich nicht für solche Abbildungsmaßstäbe korrigiert sind und, dass man Lichtstärke verliert. Beim Kauf von Zwischenringen ist darauf zu achten, dass man Fabrikate kauft, die die Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv weiterhin ermöglichen. So hat man weiterhin die Möglichkeit, Blenden einzustellen und den Autofokus zu nutzen.

Makroobjektiv
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Es existieren eine Reihe Zoom-Objektive von verschiedenen Herstellern, die als Makro-Objektive vermarktet werden. Allerdings haben diese meist nur einen Abbildungsmaßstab von höchstens 1:3 ~ 1:7. „Richtige“ Makro-Festbrennweiten liefern einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1. In der Aquarienfotografie erfreuen sich die Brennweiten um 50 - 100mm der größten Beliebtheit. Die meisten Objektive der Kamerahersteller und bekannten Drittfabrikanten in diesem Bereich liefern ordentliche optische Ergebnisse. Fast alle Produkte haben eine maximale Blendenöffnung von 1/2,8.
In meinen Augen sind die Hauptmerkmale für die Kaufentscheidung die Geschwindigkeit des Autofokus und die Bauart (in Relation zu Preis/Budget). Man unterscheidet dabei Makroobjektive die durch Auszugsverlängerung, sprich einen herausfahrenden Tubus, den entsprechenden Abbildungsmaßstab erreichen und innenfokussierte Objektive. Bei letzteren werden im Objektiv Linsengruppen gegeneinander verschoben und die Länge des Objektivs ändert sich nicht. So ist man beispielsweise mit dem innen fokussiertem Canon EF-S 60/2.8 bei maximaler Vergrößerung mit der Frontlinse ähnlich weit entfernt, wie mit 90~100mm Objektiven, die auf Auszugsverlängerung beruhen. Fotografiert man viel in großen Zooaquarien, wo man es mit größeren Tieren zu tun hat und das Blitzen öfters verboten ist, sind lichtstarke Festbrennweiten hilfreich.

Vorbereitung

Beide Seiten der Aquarienscheiben müssen gewöhnlich gereinigt werden. Von Außen empfiehlt es sich, zuerst mit einem Scheibenreiniger o.ä. Fingerabdrücke, Schlieren, Wasserflecken und dergleichen zu entfernen. Anschließend geht man idealerweise mit einem Fusselfreien Tuch noch mal über die Scheibe, um Staub und Fussel zu reduzieren, die sich bei Aufnahmen mit Blitz schnell im Bild wieder finden. Bei der Reinigung der Scheibeninnenseiten hat jeder so seine Methoden. Besonders hier es aber wichtig, nicht erst direkt vor dem Fotografieren zu reinigen, sondern etwas Zeit einzuplanen. So kann sich der Schmutz absetzen und die Fische beruhigen sich wieder.
Unter Umständen kann es sogar sinnvoll sein, Teile des Equipments schon vorher aufzustellen, um den Tieren die Möglichkeit zu geben, sich daran zu gewöhnen. Besonders hoch angebrachte Blitzgeräte können schreckhaftere Zeitgenossen einschüchtern. Bei gewissen heiklen Fotos kann es sogar sinnvoll sein, die Kamera auf einem Stativ aufzubauen und einen Fernauslöser zu nutzen. So haben wir beispielsweise mal versucht die Paarung von Zwergkugelfischen zu dokumentieren. Man muss aber dazu sagen, dass diese auch meist in die bereitgestellten Moosbüschel gelaicht haben.

Aufnahme
TTL-Makros / Fischportraits
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Bei den üblichen Makroaufnahmen mit TTL-Blitz übernimmt die korrekte Belichtung das Blitzgerät. Daher kann/sollte man die Kamera in den M-Modus stellen und es reicht eine recht geringe ISO-Lichtempfindlichkeit zu nutzen.
Die Verschlusszeit muss dabei mindestens der Blitzsynchronzeit (kleinstmögliche Verschlusszeit, in der die Kamera noch rechtzeitig den Blitz zünden kann) entsprechend, bzw. kurz genug sein, um ungewollten Einfluss des Umgebungslichts auszuschließen. In der Praxis wird man wohl meist Werte unter 1/60s, eher noch gegen der mindest Synchronisierzeit, wählen. Die Blendenzahl wird schlicht anhand der benötigen den Tiefenschärfe gewählt. Je kleiner die Blende desto mehr Tiefenschärfe erreicht man. Man muss darauf achten, die Tiefenschärfe so zu legen, dass für das Bild wichtigen Teile des Fisches scharf sind. Gleichzeitig sollte man auch bedacht sein, die Blendenöffnung nicht größer als nötig zu wählen. Denn je dünner der Tiefenschärfebereich, desto schön der hebt sich auch das Motiv vom (hoffentlich unscharfen) Hintergrund ab. Dabei ist auch wichtig zu wissen, dass bei gleicher Blendenzahl die Schärfentiefe mit steigendem Abbildungsmaßstab immer weiter abnimmt. Für typische Aufnahmen kleiner "Standardfischen" von der Seite wären z.B. folgende Einstellungen ein guter Ausgangspunkt: ISO 200, 1/200s, f/8~f/12.

Die Belichtung wir man meist am besten auf Spotmessung stellen. Falls Spotmessung nicht verfügbar ist, sollte man irgendeinen möglichst mittenbetonten Modus wählen. Autofokus stellt man auf einen einzelnen Messpunkt (typischerweise der in der Mitte).

Mit der Kamera sollte man dabei einigermaßen senkrecht zur Scheibe stehen, da sonst Auswirkungen der Welligkeiten und Brechung des Aquarienglases stärker zusehen sind oder gar das Bild ruinieren. Das Motiv wird dann zumindest leicht schräg angeblitzt, damit man keine Reflektionen in der Scheibe einfängt. Oft kann man auch schön von oben ins Aquarium blitzen. Es macht keinen Sinn, bei diesen Fischfotos die Kamera auf ein Stativ zu setzten. Man muss eh ständig die Kamera bewegen und aufgrund der Blitze bzw. der dementsprechend kurzen Belichtungszeiten hat man eh keine Probleme Freihändig zu fotografieren. Im Grunde strahlt der Blitz noch viel kürzer als die Verschlusszeit der Kamera und frier daher einen noch kürzeren Moment ein. Für Blitzgeräte kann ein Stativ manchmal hilfreich sein. Aber wenn ich mit einer einzelnen Lichtquelle arbeite, nehme ich die auch gerne in die Hand, um flexibel zu sein. Viele andere Leute setzten dafür auf Blitzschienen und befestigen so den Blitz direkt an der Kamera. Man sollte unbedingt mit der Richtung aus der man blitzt spielen und auch, wenn mehrere Blitzgeräte verfügbar sind, schauen wie man am gewinnbringendsten diese Effekte überlagert/dosiert. Was sehr oft gute Ergebnisse liefert ist, einem Blitz von oberhalb in das Becken zu richten und mit einer zweiten, der weit schwächer eingestellt ist, schräg von vorne zu kommen.

Hat man es mit hektischeren Fischen zu tun, kann es sein, dass die Tiere bereits vom Vorblitz aufgeschreckt werden und abdrehen, bevor der eigentliche Blitz losgeht. Da lohnt es sich manchmal, auf die TTL-Steuerung der Blitze zu verzichten. Stattdessen stellt man die Blitzleistung manuell ein.
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Dario dario Weibchen, ein Blitz von schräg oben. Man sieht an diesem Bild schön, was sich schon mit einer einzelnen Lichtquelle machen lässt. Aber die Schatten an der Unterseite des Fischs sind schon auffällig.

Available Light / Mitzieher
Wenn man ohne Blitz lediglich mit dem Licht im Aquarium arbeitet, wählt man meist die höchstmögliche Lichtempfindlichkeit mit noch vertretbarem Rauschen. Dann gilt es abzuwägen, wie viel Tiefenschärfe das Motiv wirklich braucht und wie viel Belichtungszeit benötigt wird, um noch scharf genug abzubilden. Der Grat bei der Blendenwahl zwischen benötigtem Licht und der Tiefenschärfe ist oft schmal. Gerade bei Aufnahmen mit Aquarienbeleuchtung ist es wichtig den Hintergrund in der Unschärfe verschwinden zu lassen. Schließlich kann man nicht einfach den Winkel des Blitzes ändern, um den Hintergrund abzudunkeln und in großen Schauaquarien hat man es selten mit starken Abbildungsmaßstäben zu tun. Grade in Zooaquarien lohnt sich somit die Verwendung lichtstarker Festbrennweiten, da man dort auch aufgrund der Größe der Tiere seltener auf starke Abbildungsmaßstäbe angewiesen ist.
Die meisten Bilder die ich in solchen Umgebungen schieße, entstehen bei Iso1600 und vergleichsweise kleiner Blende. Die Kamera stelle ich dann meist auf Blendenvorwahl ("Av"), da ich einerseits natürlich die Blende dem Motiv entsprechend selber wählen möchte - aber aufgrund der schwierigen und schwankenden Lichtsituation bei der Verschlusszeit auf die Belichtungsmessung der Kamera nicht verzichten möchte.
Um bei solchen Aufnahmen schnell bewegte Tiere abzulichten, wir man oft nicht darum herum kommen, anstatt einfach kurz genug zu belichten, um sie scharf zu bekommen, stattdessen die Kamera mit dem schwimmenden Fisch mitzubewegen bzw. mitzudrehen. Hinter dem Mitziehen bei bewegten "Zielen" steckt viel Übung. Das gelingt nicht auf Anhieb. Dafür wird auch mit einem schön verwischten Hintergrund belohnt.

Gesamtaufnahmen

In der Regel stelle ich die Kamera auf einem Stativ davor, stecke den Aquarienfilter aus, um unnötige Bewegung der Pflanzen zu eliminieren, und belichte lange genug. Es empfiehlt sich den Raum zu verdunkeln und helle Gegenstände, die sich in den Aquarienscheiben spiegeln könnten, zu entfernen oder mit dunklem Stoff abzuhängen. Kabelfernauslöser und Spiegelvorauslösung können hilfreich sein, ist aber selten wichtig. Bilder des Aquariums schieße ich meist ohne Blitz, um die Lichtstimmung der Beleuchtung einzufangen. Alternativ kann man aber z.B. von oben in das Becken blitzen. Dabei sollte man meist nicht direkt blitzen, sondern über eine Reflektorfläche um zu harte Schatten zu vermeiden. In Aquarienregalen stecke ich dazu z.B. einfach das Blitzgerät hinter die Verblendung und lasse es nach oben gegen die Unterseite des nächsten Regalbodens blitzen. Hier und da sollte man überlegen, ein Weitwinkelobjektiv einzusetzen. Bei manchen Becken funktioniert das richtig gut. Das Aquarium gewinnt dabei an Tiefe und man bekommt als Betrachter den Eindruck vermittelt, man säße "mitten Drin".
Man kann aber natürlich auch bei Gesamtaufnahmen von Aquarien mit dem Licht mehr Aufwand treiben und mit vollendeter Ausleuchtung das Becken in Szene setzen. Bestes und bekanntestes Beispiel sind hier natürlich die Aufnahmen von Takashi Amano. Wobei ich dabei wie wahrscheinlich viele schlicht durch Platz und der mangelnden Beweglichkeit der Becken schon arg einschränkt bin und eigentlich auch mit den Ergebnissen mit Aquarienbeleuchtung oder diffusem Blitz von oben schon zufrieden bin.

Extremmakros

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Carinotetraodon travancoricus, in Fotoküvette, Canon EFs-60 + Zwischenringsatz (insg. 68mm), mit mehreren ETTL-Blitzen angestrahlt

Jenseits von Abbildungsmaßstäben von 1:1 steigt der Aufwand an Ausrüstung und Arrangement etwas an.
Stark verbreitet ist dieser "Zweig" der Aquarienfotografie nicht. Ich gehe hier aber trotzdem bewusst darauf ein, da dies nicht nur immer wieder außergewöhnlich spektakuläre Bilder liefert, sondern auch viel lehrreiches und interessantes illustriert, was oft nicht wahrgenommen wird.
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Kreuzschlitten
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Winkelsucher
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Kabelfernauslöser

Jedoch macht die starke Vergrößerung einem das Fotografieren nicht leicht. Kleine Bewegungen an der Kamera verschieben einem den Bildausschnitt gewaltig, Vibrationen wirken sich enorm aus und die Schärfentiefe ist hauchfein. Die Kamera wird üblicherweise auf einem soliden Stativ mit Neigekopf und Kreuzschlitten platziert. Freihand zu arbeiten, ist bei größeren Abbildungsmaßstäben meist unsinnig. Blitze werden jeweils an Stativen, Klemmen oder ähnlichen Halterungen gebracht. Ausgelöst wird die Kamera über Kabelfernauslöser und man sollte daran denken, die Spiegelvorauslösung zu benutzen, da durch die Verstärkung der Vibrationen durch den Abbildungsmaßstab auch der Spiegelschlag sich auswirken kann. Um die Schärfe sicher zu platzieren, fokussiert man über vorsichtige Längsbewegung der Kamera. Über das Objektiv scharf zu stellen, ist meist hinfällig.

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Corydoras panda, durch die Bodenscheibe des Fotobeckens, Canon EFs-60 + Zwischenringsatz (insg. 68mm), seitlich m. Blitz angestrahlt

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Der dazugehörige Aufbau

Es gibt mehrere Wege solch große Abbildungsmaßstäbe zu erreichen. Einerseits kann man die Vergrößerung eines Makroobjektivs erweitern, indem man es in Verbindung mit einer Vorlinse oder Zwischenringen nutzt. Man erreicht auch schon mit normalen Festbrennweiten ordentliche Ergebnisse in Verbindung mit einem Satz Zwischenringen, obwohl der Maßstab nicht ganz so groß ist wie bei dem Gebrauch von Zwischenringen mit Makroobjektiv. Es gibt auch sog. Balgengeräte. Sie funktionieren genau wie Zwischenringe, nur dass der Abstand mit einer Schiene variabel einstellbar ist. Fantastisches Werkzeug aber eine böse Frickelei bzw. recht teuer, wenn man auf eine solide Lösung aus ist. Normale Objektive sind nicht für solche Vergrößerungen korrigiert – wohl aber für den umgekehrten Fall. So bietet es sich an, normale Objektive stattdessen umgekehrt auf Balgengeräten oder dergleichen mit speziellen Umkehradaptern zu benutzen. Es gibt auch spezielle Vergrößerungsobjektive (wie in alten SW-Labors) die gewissermaßen schon „umgekehrt konstruiert“ sind. Die handlichste Lösung sind Lupenobjektive, die wirklich für solche Abbildungsmaßstäbe gerechnet sind und die übliche Kommunikation mit der Kamera unterstützen - z.B. Canon MP-E 65, dort ist auch schon direkt die entsprechende Auszugsverlängerung mit integriert. Ich nutze derzeit Zwischenringe, entweder mit meinem Makrobjektiv oder mit einem 50mm Standardobjektiv. Dank der besseren Lichtstärke meines 50mm Objektivs erscheint ein helleres Bild im Sucher und der Schärfentiefebereich ist geringerer. So ist es möglich präziser zu fokussieren (auf Kosten des Abbildungsmaßstabs).
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Foto-/Mirkoskopierküvette

Bei Makro-Aufnahmen mit großem Abbildungsmaßstab macht es aufgrund des festen Aufbaus und kleine Aktionsradius vor der Linse keinen Sinn in einem normalen Aquarium zu fotografieren, sondern man sollte auf kleine Fotobecken oder Küvetten umsteigen. So kann man auch viel gezielter mit dem Licht arbeiten, kleine Reflektoren (weißes Papier reicht oft) aufstellen, dunkle Hintergründe aufstellen. Ich habe mir für ein kleines Fotobecken ein Gestell mit ausgeschnittenem Boden gebaut. So kann man durch den Boden die Motive von unten fotografieren. Eine kleine Klemmleuchte dient als Hilfslicht, damit das Sucherbild hell genug ist. In vielen Situationen ist ein Winkelsucher hilfreich, bei senkrechter Kamerastellung fast unentbehrlicht. Manche Winkelsucher besitzen eine Lupenfunktion (2-3x). Dies hilft, die genaue Lage der Tiefenschärfe besser auszumachen.

Nachbearbeitung
Die Aquarienfotografie ist eines der Felder, wo es sich fast immer lohnt, statt im Jpg-Format zu fotografieren, Raw-Dateien zu nutzen. Die rohen Bilddaten besitzen eine höhere Bit-Tiefe und beinhalten somit mehr Farbinformationen. So hat man mehr „Spielraum“, um im Nachhinein z.B. die Belichtung oder Farben anzupassen. Man gibt auch diese Entscheidungen über Einstellung bei der Konvertierung von Raw- in Jpg-Daten nicht an die Kamera ab. Vom Kamerahersteller bekommt man gewöhnlich ein Werkzeug mitgeliefert, um die Raw-Dateien zu verarbeiten. Aber es gibt dafür auch Programme dritter.
Für die weitere Bildbearbeitung gibt es eine riesige Wahl an möglichen Programmen. Für die ambitionierteren Hobbyfotografen könnten trotz der Komplexität umfangreichere Programm interessant sein. Unbestrittene Spitze ist hier im professionellen Segment natürlich Adobe Photoshop. Aber das schlägt sich auch im Preis nieder. Es gibt wohl Schüler-/Studentenversionen, die bezahlbar sind. Es sei noch Corel Photo Paint erwähnt, das in einer ähnlichen Liga spielt. Aber besonders interessant dürfte für die meisten Amateure wohl Gimp sein. So kommt dieses Programm vom Umfang Photoshop schon recht nahe, ist aber kostenlos, da es sich um freie Software handelt. Leider unterstützt Gimp (noch) nicht die Verarbeitung von Grafikdateien 16bit Farbtiefe. Derzeitiger Informationsstand (April 2009) ist, dass dieses Feature für Version 2.7 vorgesehen ist.
Aber es gibt auch eine ganze Reihe Programmen, die etwas schlanker gehalten sind. Die meisten davon sind auch recht kleines Geld oder kostenlos zu haben:

* ACDSee
* Helicon
* Paint.net
* Picasa
* Photoshop Elements
* Ulead Photo Impact

Hier nur die wichtigsten Schritte meiner Nachbearbeitung:

Raw-Konvertierung
Im Raw-Konverter korrigiere ich zuerst die Belichtung des Bildes. Der Weißabgleich wird auch manchmal korregiert. Dies ist wichtig, da die menschliche Wahrnehmung die Farbe des Umgebungslichts gewissermaßen rausrechnet, sich daran gewöhnt – bekommt man aber Fotos vorgelegt (insbesondere mit unterschiedlichen Farbstichen) fällt das sofort auf. Daher ist es oft sinnvoll „per Weißabgleich“, die Lichtfarbe des Fotos anzupassen. Zwar hat man es bei Blitzlicht mit einer mehr oder weniger festgelegten Farbtemperatur zu tun. Jedoch kann einem die Färbung des Wassers da einen Strich durch die Rechnung machen. Ich nehme dann noch grundsätzliche Einstellungen an den Tonwertkurven vor, um den Kontrast einstellen und ihn so auch in den entscheidenden Partien des Bildes rauszuarbeiten. Die Farbsättigung wird falls nötig sachte angepasst. Im Raw-Konverter nutze ich noch keine Schärfe-Funktion.

Zuschneiden
Ich entscheide mich recht früh einen konkreten Zuschnitt/ggf. Drehung, um nicht Zeit an Korrekturen irrelevanter Bereiche zu verschwenden. Es empfiehlt sich gerade bei Fischbildern, wirklich konsequent zuzuschneiden. Es sollte nur das ins Bild mit rein, was gebraucht wird (ob jetzt informativ oder gestalterisch). Für ausgewogene, harmonische wirkende Bilder hilft es oft, dominante Bildelemente (oft z.B. das Auge des Fisches) nach den Regeln des Goldenen Schnitt auszurichten.
Auch bei Aquarien-Aufnahmen sieht man im Internet oft grausame Zuschnitte: Will man das Aquarium darstellen, sollte man alles Drumherum weglassen (auch Silikonnähte am Rand und Abdeckung); geht es um den Kontext Aquarium&Wohnraum sollte man auch ordentlich was vom Zimmer mit ins Bild nehmen. Alles dazwischen wirkt oft unausgegoren.
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Störungen entfernen
Einzelne störende Partikel, Flecke auf der Scheibe und ähnliche Störungen lassen sich mit "Stempel" Werkzeugen korrigieren. Es gibt auch in vielen Grafikprogrammen Werkzeuge, wo man nicht nur einfach Bildinformationen von einer Stelle zur anderen stempelt, sondern nur die Struktur übernimmt und die Farben aus der Umgebung interpoliert werden. Hier ist oft ein "Pflaster" Icon oder z.B. der Name "Heilen", "Healing Brush" gebräuchlich.

Skalieren und Schärfen
Das Schärfen des Bildes geschieht, nachdem es auf die endgültige Größe skaliert wird. Gute Dienste leistet hier das in vielen Programmen verfügbare Verfahren "Unscharf Maskieren". Hier ist Feinjustieren und anfangs auch durchaus schlichtes Rumprobiern durchaus wichtig, um ein Gefühl für die "Dosierung" des Effekts zu bekommen. Ansonsten kann man durchaus ein Bild überschärfen. Die beiden Parameter an denen der Anwender hier drehen kann sind die Länge über den die Kanten geschärft werden und der Grad der Schärfung. Üblicherweise sollte man beim Nachschärfen nach dem Skalieren mit der Länge, über die geschärft, wird unter ein Pixel bleiben, wenn es um Bilder für die Betrachtung am Bildschirm geht. Aber je nachdem, was für Strukturen man herausarbeitet, kann man durchaus auch größere Längen probieren.

Schlussgedanken

Die zur Verfügung stehende Technik mag für viele Bilder wichtig sein, manchmal tatsächlich sogar entscheidend. Auch diese Technik bringt einen aber mit Sicherheit nur so weit, wie das eigene Können und Verständnis dafür reicht.

Aber weder Technik noch fotografisches Können wiegen in der Aquarienfotografie gute Motive auf. Man kann dem andere Aquarianer oder Zoos besuchen. Aber die schlichte Wahrscheinlichkeit, den entscheidenden Moment beim Schlupf oder der Balz zu erwischen, ist gering und auch das Feingefühl dafür was man einfangen kann oder wie man es einfängt, kommt erst, wenn man sich selber aquaristisch mit den Tieren auseinandersetzt.

http://www.aquarienfotografie.net/ - Gutes Forum zum Thema
"Aquaristik ohne Geheimnisse" über das gleiche Thema ... dabei aber nicht so auf DSLR eingeschossen.
 
Hallo
Sehr schöner Bericht, wenn ich das mal sagen darf. Hab zwar nur eine analoge Spiegelreflex aber interessant war es trotzdem :thumleft:
 
Danke für diesen sehr ausführlichen Bericht. Ich habe ihn gleich in meine Lesezeichensammlung aufgenommen, damit ich ihn schneller wiederfinden kann.

Gruß, Jan
 
Echt super beitrag.
Will mir auch eine DSLR kaufen, beschäftige mich zwar nicht "so" mit der AQ fotographie, aber es ist tzozdem sehr interesant :thumright:

("Lesezeichen für diese Webseite setzen" klick) :wink:
 
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